Radevormwald Stadt erwartet minderjährige Flüchtlinge

Radevormwald · Der Zustrom an Asylbewerbern und Flüchtlingen reißt nicht ab: Zurzeit leben etwa 260 Frauen und Männer in Rade, pro Woche kommen 20 bis 25 Personen hinzu. In Zukunft rechnet die Stadt pro Jahr auch mit acht Jugendlichen ohne Eltern.

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Foto: dpa, rwe lof

Die Flut an Zuweisungen ist kaum noch zu bewältigen. "Das ist eine Herausforderung, die nicht einfach ist und die wir nur durch unsere sehr engagierten Mitarbeiter bewältigen", sagt Jochen Knorz, Leiter des Fachbereichs Soziales und Ordnung. Zurzeit kümmert sich die Stadtverwaltung um 260 Flüchtlinge, pro Woche kommen 20 bis 25 hinzu. Die Hälfte stammt aus Ländern, die nach Angaben von Sozialdezernentin Ute Butz wenig Aussicht auf ein Bleiberecht habe: Mazedonien, Albanien, Armenien, China und Georgien. Die andere Hälfte ist aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan geflüchtet.

Was die Arbeit der Stadt nicht erleichtert, ist eine Gesetzesänderung, nach der die Kommunen nicht erst zum 1. Januar 2016, sondern schon zum 1. November 2015 auch minderjährige Flüchtlinge ohne Begleitung von Eltern oder anderen Bezugspersonen aufnehmen müssen. "Das hat man uns vergangene Woche mitgeteilt, dabei ist die Änderung seit anderthalb Jahren im Gesetzgebungsverfahren", sagt Ute Butz. Aktuell gilt: Auf 3000 Einwohner kommt ein Minderjähriger ohne Begleitung. Die Dezernentin rechnet mit acht Jugendlichen pro Jahr.

"Bislang war es so, dass die Städte, in denen die jungen Flüchtlinge aufgegriffen wurden, sich um deren Verbleib und Betreuung kümmern mussten", sagt Ute Butz. Daraufhin habe die Ministerpräsidentenkonferenz der Länder im Oktober und Dezember 2014 eine Eingabe an die Bundesregierung gemacht - mit der Bitte um Änderung. "Bundestag und Bundesrat haben am 25. September 2015 beraten und ad hoc eine Änderung zum 1. November beschlossen. Wir konnten bislang gar nicht handeln", sagt die Sozialdezernentin. Dabei gehe es in dem neuen Gesetz vor allem darum, den jugendlichen Flüchtlingen eine verbesserte Versorgung gewähren zu können. "Wir sind jetzt gezwungen, kurzfristig zu reagieren und eine Lösung vor Ort zu finden", sagt sie.

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Gestern gab's erste Gespräche mit einem möglichen Kooperationspartner, der sich um die jungen Flüchtlinge ohne Begleitung kümmern könnte. Als Übernachtungsstätte sei der Anbieter anerkannt, sagte die Dezernentin. Wenn ein Partner gefunden ist, stellen sich weitere wichtige Fragen: Denn neben der Übernachtung und Versorgung der jungen Menschen geht es um pädagogisches Personal. "Wir sprechen hier von einer anderen Jugendhilfe als sonst üblich", sagt Ute Butz. Neben dem Schulbesuch sei ihr vor allem eine zusätzliche Sprachförderung wichtig. Auch an eine Betreuung an den Wochenenden denke sie. "Wie führen wir die jungen Leute an Kultur, Sport und Freizeit heran?", fragt sie sich.

Das Verfahren sei sehr kompliziert: Das Jugendamt müsse einen Vormund stellen, Dolmetscher werden benötigt, eine ärztliche Untersuchung muss stattfinden, das Alter der Flüchtlinge bestimmt werden. Gastfamilien sind für Ute Butz zwar auch eine Möglichkeit der Unterbringung, aber sie würde eine professionelle Einrichtung mit vernünftigem Konzept bevorzugen. Ute Butz erarbeitet für den Jugendhilfeausschuss im November eine Vorlage, um den Politikern den aktuellen Sachstand darzulegen.

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