Radevormwald Stadt ist bei Demografie jetzt gefordert

Radevormwald · Die Alterung der Gesellschaft nimmt weiter zu. Der Demografie-Ausschuss versucht demnächst, weitere Weichen zu stellen, wie man den Folgen entgegentreten kann. Ein Raumplaner rät, schnell und gut umsetzbar tätig zu werden.

Die Zukunft stand am Mittwoch in der Sitzung des Ausschusses für Demografie zum zweiten Mal im Mittelpunkt. Die Mitglieder beschlossen einstimmig, dass die Stadtverwaltung den finanziellen Bedarf ermittelt, den sie beim Thema "Älter werdende Bevölkerung" für angemessen hält. Dazu zählen Sach- und Personalkosten. Mit großer Mehrheit (gegen die beiden Stimmen von AL und Grünen) haben die Mitglieder ebenfalls beschlossen, mit der Bertelsmann-Stiftung zeitnah einen auf dieses Thema vorbereitenden Tag zu organisieren. CDU-Ratsmitglied Dejan Vujinovic hatte diesen Vorschlag unterbreitet. Die Kosten sollen insgesamt für den Ausschuss bei 1200 bis 1500 Euro liegen.

Kerstin Gipperich vom Oberbergischen Kreis hatte zuvor erläutert, dass es für den Kreis neue Zahlen gibt, die von einer etwas weniger schwierigen Situation in der Zukunft ausgehen. Die Statistiker sehen die Zahl der Oberberger im Jahr 2030 nicht mehr bei 247 000 (Prognose 2012), sondern bei 254 000. 1992 hatte Oberberg noch 290 000 Einwohner, 2011 280 000. Die aktuellen Zahlen für Rade liegen noch nicht vor, also geht der Kreis weiter davon aus, dass Radevormwald bis zum Jahr 2030 etwa 20 Prozent Einwohner verlieren wird.

Das Problem dabei ist die Verschiebung der Altersstruktur hin zu immer mehr älteren Oberbergern. Die Zahl der Menschen im Rentenalter ab 65 Jahre steigt von 37 000 im Jahr 1987 auf knapp 80 000 im Jahr 2040. Positiv sieht die Kreismitarbeiterin ein erstmals seit zehn Jahren wieder gutes Wanderungs-Saldo für Oberberg. Mit einer Zukunftswerkstatt Dorf (1440 in Oberberg) sollen Zukunftsperspektiven für kleinere Einheiten gesucht werden. Aus Rade sind Mitglieder des Bürgervereins für die Wupperorte dabei (nächstes Treffen 27. Mai).

Stadtplaner Marc Lucas Schulten gab den Radevormwalder Politikern mit Blick auf die demografische Entwicklung einige Tipps mit auf den Weg. "Konzentrieren Sie sich auf Schwerpunkte", sagte er. Diese könnten im Wohnbau, in der sozialen und technischen Infrastruktur liegen. Um diese Aufgaben bewältigen zu können, müsse es Verfügungsfonds geben wie jetzt beim Innenstadt-Umbau, weil öffentliche Mittel fehlten. Er empfahl, Fördermittel zu akquirieren und nahm den Ausschussmitgliedern die Illusion, dass man als Kleinstadt abseits der Rhein-Speckgürtel neue Bewohner anlocken könne. Wohnen und Arbeiten seien die wichtigsten Faktoren für eine Wohnstandortsuche - nicht eine schöne Umgebung.

"Sie müssen jetzt tätig werden und in die Zukunft denken. Sie haben immer weniger Leute auf immer mehr Raum. Und damit müssen immer weniger Leute die Infrastruktur bezahlen." Seine weitere Folgerung: "Sie müssen den Verteilungskampf um Einwohner gewinnen oder versuchen, ihre jetzigen Bewohner am Ort zu halten." Die duale Ausbildung mit starker Verknüpfung von Arbeitsplatz und Studium sei dazu ein guter Weg.

(RP)
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