Radevormwald Stadt muss junge Flüchtlinge aufnehmen

Radevormwald · Die Stadt wird in einigen Tagen zehn bis zwölf junge Flüchtlinge aufnehmen müssen. Um Kosten zu sparen, möchte sie eine Kooperation mit der Jugendbildungsstätte und einem Träger für die Betreuung der Jugendlichen beginnen.

 Das "Nurdachhaus" der Jugendbildungsstätte an der Telegrafenstraße (auf dem Foto Harald Müller, li., und Arno Trippler von der Verwaltungsleitung) ist zur Betreuung ausländischer Jugendlicher im Gespräch.

Das "Nurdachhaus" der Jugendbildungsstätte an der Telegrafenstraße (auf dem Foto Harald Müller, li., und Arno Trippler von der Verwaltungsleitung) ist zur Betreuung ausländischer Jugendlicher im Gespräch.

Foto: Hans Dörner (Archiv)

Der Jugendhilfeausschuss wird sich am Donnerstag mit der Aufnahme von jugendlichen Flüchtlingen befassen müssen. "Radevormwald ist keine Erstaufnahmestadt, sondern wird demnächst Jugendliche zugewiesen bekommen", sagt Sönke Eichner, der Pädagogische Leiter im Fachbereich Jugend und Bildung. Das ist derzeit eine Parallele zur allgemeinen Flüchtlingssituation in Radevormwald. Rade ist Zweitaufnahmestadt für ältere Flüchtlinge.

Nach der Größe der Stadt beträgt das Kontingent zur Aufnahme derzeit etwa zehn bis zwölf Jugendliche. Für die Stadtverwaltung ist eine Betreuung solcher Jugendlicher Neuland. Das betrifft aber auch zahlreiche andere Städte und Gemeinden.

Die Jugendlichen sind ohne ihre Eltern nach Deutschland gekommen und müssen deshalb besonders betreut werden. Dazu gehören auch zahlreiche Dokumentationspflichten für das aufnehmende Jugendamt. Ursprünglich sollte die Betreuungspflicht für Kommunen mit einem Jugendamt erst zum 1. März 2016 starten, dann war der 1. Januar ins Visier genommen, jetzt ist die Pflicht zum 1. November gesetzlich verankert worden. Das hat der Landschaftsverband Rheinland der Stadt in den vergangenen Tagen mitgeteilt.

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Für die Stadtverwaltung stellt sich dabei das Problem nicht nur der Betreuung (besondere Voraussetzungen nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz), sondern auch der Kosten. Zudem muss sich die Stadt darauf einrichten, dass die Jugendlichen mit nur geringer Vorlaufzeit die Stadt erreichen. "Es gibt derzeit zum Beispiel im Umfeld des Oberbergischen Kreises nur sehr wenige Einrichtungen mit einzelnen freien Plätzen", sagt Eichner. Auch sei die Zahl der Pflegefamilien, die einen ausländischen Jugendlichen ohne Sprachkenntnisse aufnehmen könnten, in der Region sehr begrenzt.

In einzelnen Bereichen würde die Betreuung eines Jugendlichen für die Stadtverwaltung mit bis zu 5000 bis 6000 Euro zu Buche schlagen. Die Verwaltung wird deshalb am Donnerstag den Ausschussmitgliedern eine Alternative vorschlagen, die dazu beitragen könnte, die Kosten bei adäquater Betreuung geringer zu halten.

"Wir planen, die Jugendlichen in der Jugendbildungsstätte der Evangelischen Gesellschaft an der Telegrafenstraße auf einer Etage des sogenannten Nurdachhauses unterzubringen", sagt Eichner. Der Vorteil dieses Hauses ist, dass sich dort neben den Wohn- und Schlafräumen auch ein Seminarraum und eine Küche befinden. Verständlicherweise werde die Evangelische Gesellschaft aber nicht die Rund-um-die-Uhr-Betreuung übernehmen können, weil sie darauf nicht eingerichtet ist. Dafür will die Stadt dann mit einem anderen Unternehmen kooperieren. Über Gespräche mit potenziellen Trägern wird die Verwaltung berichten. Diskutiert werden muss auch über die Vormundschaft für die Jugendlichen.

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Möglich ist die Übertragung auf das Jugendamt, auf einen Betreuungsverein oder eine Privatperson. Einen Betreuungsverein gibt es für Radevormwald nicht. "Auch die Kapazitäten des Jugendamtes sind begrenzt", sagt Eichner. Deshalb soll in der Ausschuss-Sitzung auch darüber gesprochen werden, wie ehrenamtlich tätige Personen für eine solche Vormundschaft gefunden und geschult werden können.

(RP)
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