Leben & Lernen Demenz geht jeden Bürger an

Radevormwald · RADEVORMWALD (trei) Beinahe jeder hat in seinem Leben Berührungspunkte mit Demenz. Ob als Betroffener, Angehöriger oder ferner Freund - die meisten Menschen müssen sich in ihrem Leben mit der Krankheit auseinandersetzen.

An der Podiumsdiskussion beteiligte sich auch Bürgermeister Johannes Mans (l.). Die Fragen stellte Tom Hegermann (r.)

An der Podiumsdiskussion beteiligte sich auch Bürgermeister Johannes Mans (l.). Die Fragen stellte Tom Hegermann (r.)

Foto: michael schütz

RADEVORMWALD (trei) Beinahe jeder hat in seinem Leben Berührungspunkte mit Demenz. Ob als Betroffener, Angehöriger oder ferner Freund - die meisten Menschen müssen sich in ihrem Leben mit der Krankheit auseinandersetzen.

Dass Demenz jeden etwas angeht, zeigten der Trägerverein "aktiv55plus" und der Pflegearbeitskreis mit dem Demenztag im Bürgerhaus, zu dem Besucher kamen, um sich auszutauschen, Fragen zu stellen und sich mit der Krankheit auseinanderzusetzen.

Kyra Springer, Koordinatorin von aktiv55plus, hatte für die Veranstaltung wichtige Pflege- und Sozialeinrichtungen aus Rade angesprochen, die im Foyer des Bürgerhauses über ihre Angebote informierten. Das Demenz-Servicezentrum Bergisches Land, das ambulante Hospiz, das Sana-Krankenhaus, die Diakoniestation sowie die örtlichen Altenheime stellten sich und ihren Umgang mit Demenz vor.

Das offizielle Programm des Tages startete mit Life Kinetik. Trainerin Gisela Strick entführte ihr Publikum in die Kombination aus Wahrnehmung, Gehirntraining und Bewegung und zeigte allen, wie sie ihr Gehirn gezielt trainieren können. In zwei Blöcken teilten Ärzte, Pfleger und Angehörige ihre Erfahrungen mit Demenz und beantworteten die Fragen von Tom Hegermann. Der Journalist und Moderator führte kritisch und menschlich durch die Gespräche und zog die Teilnehmer gekonnt in die Gesprächsrunden ein. Die Mutter von Heike Meuer ist vor neun Jahren an Demenz erkrankt und wurde die ersten beiden Jahre von ihrer Tochter gepflegt. Meuer berichtete über die Erlebnisse der vergangenen Jahre. "Die Anfangsphase war schwierig. Viele wollten die Krankheit vertuschen oder ignorieren. Das hat familiäre Probleme und Spannungen erzeugt", sagte sie. Demenz verändert nicht nur den Patienten, sondern auch seine Beziehung zur Familie. Dass bei einer Erkrankung nicht nur der Betroffene betreut werden muss, weiß Sigrid Göbel. Sie ist im Seniorenwohnzentrum an der Uelfestraße für die Aufnahme neuer Bewohner zuständig und damit auch die erste Ansprechpartnerin für Familien. "Ohne eine empathische und wertschätzende Einstellung geht es nicht. Die emotionale Belastung ist auf beiden Seiten groß", sagte sie. Neurologe Dr. Volker Stiefken berichtete von Demenz aus seiner Perspektive. "Die Medikamentierung ist schwierig und kompliziert. Die Vernetzung von Angehörigen und Pflegern ist für meine Arbeit sehr wichtig", sagte er. Mit der Gesprächsrunde, die mit verschiedenen Aspekten bereichert wurde, bot der Demenztag für die Besucher eine Plattform. "Hier findet man nicht nur Anschluss und wichtige Informationen, sondern kann auch Kontakte knüpfen", sagte Springer.

Nach der letzten Gesprächsrunde wartete das Publikum auf den Auftritt von Bill Mockridge. Der Schauspieler (Theater "Springmaus") hat zwei Bücher über das Altern geschrieben und wollte seine Einstellung gegenüber des letzten Lebensabschnittes vorstellen. Einen Berührungspunkt mit Demenz gab es in seinem Leben noch nicht. "Wenn ich mich vor etwas fürchte, dann ist es Demenz. Die Krankheit verändert einen Menschen und seine Umgebung. Ich hoffe, dass mich Demenz nicht ereilt", sagte er vor seinem Auftritt.

Seit er seinen persönlichen Alterungsprozess beobachtet, versuche er, bewusster und gesünder zu leben. "Ich lebe nach den fünf Ls. Laufen, laben, lieben, lachen und lernen", sagte Mockridge.

(trei)
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