Radevormwald Tagespflege überzeugt mit Menschlichkeit

Radevormwald · Die Tagespflege Bergerhof an der Elberfelder Straße bietet eine Möglichkeit der Tagesgestaltung für ältere Rader.

 Pflegefachkraft Annegret Rauhaus-Schmitz im Beratungsgespräch mit Ella Frister (vorne rechts im Bild) und ihrer Tochter Peggy Cremer.

Pflegefachkraft Annegret Rauhaus-Schmitz im Beratungsgespräch mit Ella Frister (vorne rechts im Bild) und ihrer Tochter Peggy Cremer.

Foto: Jürgen MolL

Karin Pöplau weiß, wie anstrengend Pflegesituationen innerhalb einer Familie werden können. Sie hat lange ihre an Alzheimer erkrankte Mutter gepflegt. Den Tag der offenen Tür der Tagespflege Bergerhof, eine Einrichtung der Diakoniestation Radevormwald, nutzte sie jetzt, um sich ein Bild von der Betreuung und der Ausstattung der Einrichtung zu machen.

"Meine Mutter ist zwar nicht mehr da und ich bin längst noch nicht in dem Alter, in dem ich gepflegt werden müsste, aber ich möchte mich informieren. Ich will wissen, welche Möglichkeiten es gibt", sagt sie, während sie sich von Einrichtungsleiterin Christine Arnegger durch die Tagespflege führen lässt.

Die hellen Räume, die vielen persönlichen Gegenstände und die freundlichen Mitarbeiter überzeugen sie. "Hier herrscht Wohnzimmeratmosphäre. Das ist toll, so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ich glaube, hier kann man sich wohlfühlen."

Obwohl sie das Angebot in den nächsten Jahren wahrscheinlich nicht persönlich braucht, beschäftigt sie sich mit den Aspekten rund um Pflege. "Es kann jeden zu jeder Zeit treffen. Das hat nichts mit dem Alter oder Bildungsgrad zu tun. Das habe ich in meinem Leben gelernt", sagt Karin Pöplau.

Christine Arnegger weiß, dass viele Menschen Probleme damit haben, ihre Angehörigen zu einer Tagespflegeeinrichtung zu bringen. "Die Schuldgefühle sind teilweise groß. Meistens, nach den ersten Besuchen, entwickelt sich die Tagespflege allerdings zu einer Entlastung für beide Seiten. Kranke Menschen bekommen hier eine ganz andere Betreuung als zu Hause, und die Familie hat endlich mal wieder Zeit für sich. Das ist sehr wichtig", sagte die Einrichtungsleiterin.

Auf Wunsch erklärt sie Besuchern auch die Tages- und Rückzugsräume.

Dass ein großer Informationsbedarf besteht, hat auch Uwe Kremers, Geschäftsführer der Diakoniestation, festgestellt. Bei einem Tag der offenen Türe vor einiger Zeit musste er zahlreiche Fragen beantworten.

"Ich bin hier, seit die Tagespflege im vergangenen Jahr eröffnet worden ist. Ich komme zwei Mal in der Woche und finde es toll", sagt Waltraut Schäfer. Die 93-Jährige ist gerne hier und hat die Aufenthaltsräume auch schon ihrer Familie vorgestellt. Für Birgit Kalkuhl bedeutet die Tagespflege ein Stück Freiheit. "Wenn meine Mutter die Tagespflege besucht, habe ich einen freien Kopf und kann zum Beispiel ohne ein schlechtes Gewissen zum Friseur gehen. Die Tagespflege tut unserer Beziehung gut", sagt sie. Ihre Mutter hat es ihr zum Glück leicht gemacht. "Sie ist sehr kontaktfreudig und hat sich direkt in die Gemeinschaft integriert. Vorwürfe musste ich mir deswegen nie machen. Das läuft nicht bei allen Familien so reibungslos ab." Damit sich die Gäste der Tagespflege wohl fühlen, werden sie soweit wie möglich in das Tagesgeschehen eingebunden. Ayoub Aitoutabib, Praktikant der Tagespflege, hat zum Beispiel schon in Zusammenarbeit mit seinen Gästen gekocht - auch aus seiner Heimat Marokko. "Jede Woche hat bei uns ein anderes Motto. Viele Erinnerungen hat die Themenwoche zu alten Fernseh- und Radiosendungen wachgerüttelt", erzählt Arnegger.

(trei)
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