Radevormwald Tischgespräche mit Martinus und Katharina

Radevormwald · 70 Mitglieder der Martini-Gemeinde erlebten einen außergewöhnlichen Abend. Zum Essen gab es Luther-Texte.

 Pfarrerin Cornelia Synek und Pfarrer Ralf Fettback schlüpften in die Rollen von "Martinus" und "Katharina".

Pfarrerin Cornelia Synek und Pfarrer Ralf Fettback schlüpften in die Rollen von "Martinus" und "Katharina".

Foto: Stefan Meuter

Kerzenschein, deftiges Essen, viel Bier und herzliches Gelächter erfüllten Freitagabend das Gemeindehaus der Martini-Gemeinde. Ein ungewöhnlicher Anblick in dem Raum, in dem normalerweise nur bei Tageslicht gesungen, geredet oder gebetet wird. Anlass der mittelalterlichen Stimmung war das Rollenspiel "Zu Gast bei Martinus und Katharina", das Pfarrerin Cornelia Synek und Pfarrer Ralf Fettback aufführten. Sie haben die Idee des Rollenspiels anlässlich zum Jubiläum "500 Jahre Reformation" entwickelt und zitierten am Freitag Originaltexte Luthers.

Dass die beiden Pfarrer ihren Weg von Oberursel nach Radevormwald gefunden haben, ist Pfarrer Johannes Dress zu verdanken. "Ich kenne beide aus meiner Studienzeit in Oberursel. Als ich von ihrem Rollenspiel erfahren habe, war ich sofort begeistert", sagte er.

Seine Begeisterung schien sich Freitagabend schnell auf die Gemeindemitglieder übertragen zu haben, denn an den langen Tafeln herrschte gute Stimmung. Zwischen den Sprechphasen der beiden Protagonisten widmeten sich die Gäste dem mittelalterlichen Abendessen, das von der Gemeindegruppe "Familie und Freizeit" vorbereitet wurde.

Die Essenszeit war im 16. Jahrhundert im Haus von Martin Luther prägend. Um seinen Tisch versammelten sich Familienmitglieder, unter anderem seine Frau Katharina und seine Kinder, aber auch Studenten, Reisende und Schüler. "Die Stimmung am Tisch von Martin Luther war gelöst. Es ging um viele verschiedene Themen und es gab keine Tabus", sagte Dress. Nach seiner historischen Einordnung in die Tischgespräche Luthers belebten Cornelia Synek und Ralf Fettback die deftige Brotzeit mit Diskussionen über Ehe, Haushalt und Geld. Sie warfen Fragen über den Ablasshandel auf, der ein wichtiger Beweggrund für Luthers Reformation war. Während ihrer Dialoge wanderten die Pfarrer, eingehüllt in ihre mittelalterlichen Kostüme, zwischen den Tischen umher, verteilten Ablassbriefe mit Kommentaren wie "Schmeißt sie ins Feuer!" und kehrten danach wieder still an ihren Tisch zurück.

Das Konzept des Abends - eine Mischung aus Theater und lockerem Beisammensein - ging auf. Johannes Dress freute sich über diesen Erfolg, aber auch darüber, seine Kommilitonen das erste Mal nach 35 Jahren wiederzusehen. "So einen bunten Abend zur Feier des Reformationsjubiläums gibt es selten", sagte er.

(RP)
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