Radevormwald Vögel zählen im heimischen Garten

Radevormwald · Vom 6. bis 8. Januar findet die siebte "Stunde der Wintervögel" statt. Auch Radevormwalder Vogelfreunde sind dazu eingeladen, die Vögel in ihren Gärten zu zählen und die Ergebnisse an den Naturschutzbund weiterzuleiten.

Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) ruft vom 6. bis 8. Januar zur "Stunde der Wintervögel" - eine bundesweite Zählung der Wintervögel - auf. Jeder, der Lust und Zeit hat, kann an der Zählung vom heimischen Garten aus teilnehmen. Wer mitmachen möchte, sollte eine Stunde lang nach den Vögeln Ausschau halten und die eigenen Beobachtungen an den Nabu weiterleiten. Die Zählung verfolgt das Ziel, Veränderungen beim Vogelbestand zu ermitteln, um eventuelle Maßnahmen zur Verbesserung der Umweltbedingungen einleiten zu können.

"Ich werde dieses Jahr zum ersten Mal mitmachen. Ich habe einen Garten mit einigen Vogelhäuschen, die früher von den Vögeln gut besucht waren. Seit den Herbstferien habe ich kaum noch Vögel gesichtet. Deshalb bin ich neugierig zu erfahren, ob sich meine Beobachtungen mit den bundesweiten Ergebnissen decken" erzählt Thomas Kalff, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Bergischer Ornithologen. Vor allem die typischen Wintervogelarten des Bergischen Landes wie Amsel, Haussperling, Blau- sowie Kohlmeisen seien zuletzt deutlich weniger zu sehen gewesen, stellte der Vogelkenner fest.

Tatsächlich scheint der letzte Winter besonders schlecht für viele Wintervogelarten gewesen zu sein. Das lassen zumindest die zahlreichen Meldungen vermuten, die besorgte Bürger dem Nabu mitgeteilt haben. "Wir haben auffällig viele Anrufe über die ausbleibenden Wintervögel bekommen" sagt der Ornithologe Heinz Kowalski, stellvertretender Nabu-Landesvorsitzender. Dafür verantwortlich könnte die extrem kalte Brutsaison im vergangenen Frühjahr sowie ein Virus im Ober- und Mittelrhein sein, das vor allem die Amseln bedroht. Besorgt ist er deswegen aber nicht. "Es sind naturbedingte Ereignisse, die sich von allein wieder ausgleichen", weiß er aus Erfahrung.

Viel kritischer sieht er dagegen den stetigen Rückgang der Vogelzahl wegen der industriellen Landwirtschaft, der bundesweit spürbar ist. "Die Industrie setzt immer mehr Pestizide und giftige Stoffe ein. Dadurch kommt es zu Nahrungsmangel", erklärt Ornithologe. Aber auch der Trend zu einem top-gepflegten Garten führt dazu, dass immer weniger Vögel im heimischen Garten Einzug halten. "Die meisten pflastern ihren Garten zu, Unkraut wird ausnahmslos entfernt. Das hält die Vögel fern. Solange die Menschen ihren Garten nicht vogelfreundlicher gestalten, helfen auch Futterhäuschen wenig", sagt Kowalski.

Um den Verlust der Vögel aufzuhalten, müsste man naturschutzpolitische Maßnahmen ergreifen, etwa eine gesetzliche Regulierung, die den Einsatz von Pestiziden reduziert. Aber auch Privatleute können gegensteuern. "Es reicht, dass man im Garten auf Chemie verzichtet, Unkraut wachsen lässt und Vogelfutter aufstellt", rät der Vogelexperte. Er hofft für die Aktion "Stunde der Wintervögel" auf zahlreiche Teilnehmer - auch in Radevormwald. "Es ist wichtig, dass so viele Zähler wie möglich mitmachen. Nur so kommen wir zu validen Ergebnissen", betont Kowalski.

Für eine möglichst genaue Zählung hat er ein paar Tipps parat. "Es ist natürlich schwierig, genau festzustellen, ob ein Vogel mehrmals im Garten auftaucht. Man sollte auf die Abstände zwischen den Sichtungen achten", sagt der Experte. "Sollte ein Vogel im kürzesten Abstand mehrmals auftauchen, dann handelte es sich höchstwahrscheinlich um einen einzigen Vogel. Bei Zweifeln sollte man lieber einmal mehr als einmal zu wenig eintragen", erklärt der Ornithologe.

(RP)
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