Radevormwald Volles Haus am "Rüödschen Owend"

Radevormwald · Heimatliche Anekdötchen und Gesang prägten die große Mundart-Party des "Rüödscher Owend" in der sehr gut besetzten Aula der Grundschule Stadt. Der MGV Hahnenberg hatte wieder zu seinem traditionellen Event eingeladen.

 Die Gastgeber des MGV Hahnenberg zeigten am Samstagabend in der Aula der GGS Stadt auch ihr musikalisches Können.

Die Gastgeber des MGV Hahnenberg zeigten am Samstagabend in der Aula der GGS Stadt auch ihr musikalisches Können.

Foto: Schütz

Mit einer Hommage an die beiden Heimatdichter Karl Höltken und Rudi Wohlfahrt schlug Otto Cords vor großem Publikum auf. Mucksmäuschenstill lauschten die Besucher seinen Worten, vermutlich, um sich für einen Abend lang auf eine Sprache einzulassen, die längst nicht jeder kennt und heute kaum noch gesprochen wird: Rader Platt. Cords verstand es, die heimatlichen Gedichte und Kurzerzählungen so zu verpacken, dass diese spannend wirkten. Da machte das Zuhören Freude. Die Pointen wurden verstanden, und wenn dies nicht der Fall war, so wurde der Nachbar einfach nach der Übersetzung ins "Hochdütsch" gefragt. "Wan dat Loow fellt", war eine Geschichte aus den Federn von Rudi Wohlfahrt. Hier wurde die herbstliche Jahreszeit beschrieben, die in der Landschaft so manche heitere Begebenheit hervorgerufen hat. Da gab es die Minna, die sich zierte, Kittel und Stiefel auszuziehen. Oder auch die Sache mit dem "Kerl in de Schaab", dem heimlichen Geliebten im Schrank. Streiche wie "Schwattpulver in de Pip" kamen zum Vorschein.

Aus den Vorlagen von Karl Höltken brachte Cords die Auflistung handwerklicher Arbeiten und die Geschichte vom doppelten Nikolaus (Dä Nikelass) mit. Mangels Absprache wurden zwei Nikoläuse auf einen "Jung" angesetzt, doch dieser erkannte schnell die Identität der Beteiligten an den "Blotschen" (Schuhe). "De Tied is weder gelopen" stellte Cords fest und hinterließ auch eine Spur Wehmut. "Es ist eine tolle Sache, die Mundart pflegen zu können. Aber wie lange wir noch einen solchen 'Owend' veranstalten, ist natürlich fraglich", sagte Jürgen Wader, Vorsitzender des Männergesangvereins.

Als Gastgeber mache man sich immerzu Gedanken, wie es weitergehen kann. Er verwies auf das älter werdende Mundartpublikum und den fehlenden Nachwuchs. "Platt wird heute nicht mehr gesprochen. Wer könnte das bald noch vortragen?", fragte Wader. Jetzt wechselten sich Otto Cords, Manfred Lippert, Jürgen Schmidt und Willi Kotthaus ab. Sie alle hatten "Vertellkes" parat, die sich einst auf dem Land, in den Schulen oder bei der Arbeit zutrugen. Selbst Hans Josef Bornewasser, der seinem Bruder Rainer Bornewasser als Moderator durch den Abend führte, griff in die "Platt-Kiste". Er erzählte vom "Schulten Osse", namentlich Hermann Dürholt, der einst eine Lohnerhöhung seines Arbeitgebers ablehnte. Stattdessen forderte der fleißige Arbeiter eine größere Schubkarre, um noch effektiver sein Tagewerk verrichten zu können. Die Besucher bogen sich vor Lachen, denn die Episode hörte sich in Mundart besonders heiter an. Auch wusste Hans Josef Bornewasser von "Fuchs Friedchen" zu erzählen. Die Kurzwarenhändlerin namens Elfriede Scharwächter war allen in der Stadt bekannt. Und dann war da noch der "Schaulmester", dem ein Vater eines Schülers kräftig die Lewitten las. In der Übersetzung: "Wenn mein Sohn zu dumm ist, um Bauer zu werden, dann wird er eben ein Schulmeister." Mit einem Sprachenmix traten auch Annemie Nösel und Gerd Gesenberg auf.

Der musikalische Part der Heimatparty war dreigeteilt. Gastgeber MGV sang unter Frank Scholzen das "Bergisches Heimatlied" mit dem von Ede Wolf überarbeiteten Text. "Min Rua" und das "Elternhaus" waren weitere Liederbeiträge. Die "Hobby Singers" sangen von Sträußchen an Hüten und Mündern, die gerne singen. Einen Musical-Auszug boten die Musikschülerinnen Annbritt Faubel und Celine Grimlowski.

(RP)
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