Radevormwald Wahlkampf 2017 wird hart und komplex

Radevormwald · Christine Lieberknecht war Gastrednerin beim Neujahrsempfang der Radevormwalder CDU. Die Politikerin aus Thüringen machte deutlich: "Einfache Antworten auf komplexe Themen fördern die Verdummung der Menschen."

 Gesprächsrunde beim Neujahrsempfang im Bürgerhaus (v.l.): Dr. Carsten Brodesser (CDU-Bundestagskandidat für Oberberg), Gerd Uellenberg und Saskia Burgmann von der Radevormwalder CDU, Gastrednerin Christine Lieberknecht und Jens-Peter Nettekoven (CDU-Landtagskandidat für Radevormwald und Remscheid).

Gesprächsrunde beim Neujahrsempfang im Bürgerhaus (v.l.): Dr. Carsten Brodesser (CDU-Bundestagskandidat für Oberberg), Gerd Uellenberg und Saskia Burgmann von der Radevormwalder CDU, Gastrednerin Christine Lieberknecht und Jens-Peter Nettekoven (CDU-Landtagskandidat für Radevormwald und Remscheid).

Foto: Michael Schütz

Gut besucht war der Neujahrsempfang der Radevormwalder CDU am Montagabend im Bürgerhaus: Etwa 250 Parteimitglieder, darunter auch viele Mitglieder der Jungen Union, waren gekommen, um sich gemeinsam auf das Superwahljahr einzustimmen. Aber auch, um einen interessanten Vortrag der ehemaligen Landeschefin von Thüringen, Christine Lieberknecht, zu hören. Zuvor moderierten Saskia Burgmann und Gerd Uellenberg einen kleinen runden Tisch, bei dem sich der gemeinsame Landtagskandidat für Radevormwald und Remscheid, Jens-Peter Nettekoven, und der CDU-Bundestagskandidat für Oberberg, Dr. Carsten Brodesser, den Fragen des Duos stellten. Dabei gaben die beiden auch Einblicke in ihr Privatleben und wie dieses von den Aufgaben ihrer Politikarbeit beeinflusst wird.

Das neue Konzept für den Neujahrsempfang der Rader CDU war im vergangenen Jahr eingeführt worden und hat sich offensichtlich bewährt. Statt zahlreicher und langer Grußworte wurde der Schwerpunkt auf interessante Gäste und Themen gelegt. Im ersten Teil der Gesprächsrunde musste etwa Nettekoven erklären, wie er seine Ankündigung wahr machen wollte, die er nach seiner Nominierung gegeben hatte: "Ich will 120 Prozent für Radevormwald und 120 Prozent für Remscheid geben!", hatte er damals gesagt. Burgmann wollte wissen, was er diesbezüglich vorhabe: "Ich habe schon viele Gespräche in Rade geführt und bin hier gut aufgenommen worden", sagte Nettekoven.

Er hätte es zwar lieber gesehen, wenn Rade und Remscheid einen eigenen Kandidaten hätten: "Dafür ist Rade aber zu klein - und Remscheid zu klein geworden. Ich möchte aber den Wahlkreis gewinnen, Radevormwald ist Teil davon", machte Nettekoven deutlich. Es sei wichtig, Präsenz zu zeigen und den Austausch mit den Menschen und den Politikern beider Städte zu suchen: "Remscheid und Radevormwald sind ja direkt verbunden, die beiden Städte müssen zusammenwachsen", betonte Nettekoven, der sich auf den Rückhalt in seiner Familie verlassen könne.

Auch Brodesser habe im Vorfeld seiner Kandidatur mit seiner Familie darüber gesprochen, was diese für Auswirkungen haben könnte, sagte der CDU-Kreisvorsitzende. "Ich habe eine tolle Familie, die hinter mir steht." Die Größe der Fußstapfen, in die er als Nachfolger von Klaus-Peter Flosbach in Berlin trete, sei ihm deutlich bewusst: "Daher würde ich mich sehr freuen, wenn er mir mit seiner Erfahrung zur Seite stehen könnte: Davon kann ich nur profitieren", sagte Brodesser, der bis zu 300 Termine im Wahlkampf bis zum September voraussagte.

Auch Christine Lieberknecht konnte sich bei ihrem Politik-Einstieg auf ihre Familie verlassen: "Zwar war die Zeit 1989 anders, da hat man nicht groß fragen können, ob das geht - das musste gehen", erinnerte sie sich an ihre Anfänge zum Ende der DDR. "Aus einer neuen Politik im Osten, der man in Westdeutschland nicht mehr Zeit als bis Weihnachten zugestanden hatte, sind für mich nun über 25 Jahre geworden", sagte die ehemalige Thüringer Landeschefin und ergänzte: "Das war nicht immer einfach, aber mein Mann hat mich immer unterstützt, und so klappte das." In ihrem Vortrag ging Lieberknecht dann auf den Unterschied zwischen "Analogen Horizonten und digitalen Welten" ein. Analog und digital seien dabei aber weniger Unterschied als vielmehr Vermengung: "Man ist heutzutage hauptsächlich digital unterwegs - hat dabei aber ganz viel mit analogen Situationen zu tun." Als Beispiel nannte sie den Dorfbrunnen, an dem man sich früher ausgetauscht habe - diese Rolle hätten heute eben Facebook, Twitter und Co.

Natürlich war auch der Wahlkampf 2017 ein großes Thema im Vortrag: "Wir müssen heute einen anderen Wahlkampf führen als in den Jahren 2005, 2009 oder 2013. Da waren die Dinge gesetzt, das sind sie heute nicht. Wir werden heute in der demokratischen Mitte angegriffen", teilte sie gleichermaßen gegen Linke und AfD aus. Die Lösung für komplexe Probleme könne nicht mit einfachen Antworten gegeben werden: "Wer das versucht, fördert die Verdummung der Menschen", machte sie deutlich und ergänzte: "Wir müssen auf Basis unserer Werte die Grundlagen erklären und auch so agieren."

(wow)
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