Radevormwald Zu viele Gewaltverbrechen in Oberberg

Radevormwald · Die neue polizeiliche Kriminalstatistik zeigt: Im vergangenen Jahr war vor allem Gewalt ein Problem. In Rade gab es 49 Gewaltverbrechen - nur in zwei anderen Kommunen des Kreises waren es mehr. Polizei findet keinen Ansatzpunkt.

Radevormwald: Zu viele Gewaltverbrechen in Oberberg
Foto: dpa

Die Polizei wirkt etwas ratlos. Schon 2016 gab es einen deutlichen Anstieg der Gewaltverbrechen in Oberberg - damals um fast 20 Prozent. Diesem Trend wollte man 2017 eigentlich entgegenwirken. Eigentlich. Denn auch im vergangenen Jahr gab es wieder exakt so viele Straftaten im Bereich Gewaltkriminalität, nämlich 567. Warum das so ist, gibt den Beamten ein Rätsel auf. "Wir wollen diesem Phänomen auf die Spur kommen. Das Problem ist: Wir finden bisher keinen richtigen ,Pack an', um das hohe Niveau dieser Straftaten wieder zu senken", sagte Stefan Hebbel, Leiter Direktion Kriminalität, gestern bei der Vorstellung der neuen Statistik.

Zu den Gewaltverbrechen gehören unter anderem Mord, Totschlag, Vergewaltigung, Nötigung und schwere Körperverletzung. Gerade in der letzten Kategorie gab es in Radevormwald 2017 einen Anstieg, Insgesamt nahmen die gewalttätigen Straftaten in der Bergstadt um 29 Prozent auf 49 Gewaltverbrechen zu. Nur in Gummersbach (155) und Wiehl (58) gab es mehr solcher Fälle. Bei der Häufigkeitszahl, die die Fälle ins Verhältnis zur Einwohnerzahl setzt, liegt Rade über dem sowieso schon hohen Kreisdurchschnitt. Kreisweit sind 86 Prozent der Täter männlich, ein Drittel unter 21 Jahre alt. In der Hälfte der Fälle kennen sich Täter und Opfer, in 13 Prozent findet die Straftat innerhalb einer Partnerschaft oder Familie statt. "Trotzdem ist es schwer, die Ursachen, an denen man ansetzen kann, auszumachen", sagte Hebbel. "Es gibt keine bestimmten Jahres-, Uhrzeiten oder Orte, an denen die Verbrechen stattfinden."

Diese Problematik trübte bei den Verantwortlichen die Freude über ein eigentlich positives Jahr. Denn insgesamt gab es in Oberberg 2017 nur 12.553 Straftaten - das ist der niedrigste Wert im Zehn-Jahres-Vergleich. "Der Oberbergische Kreis ist eine der sichersten Regionen in NRW", stellte Kreisdirektor Klaus Grootens fest. Auch die Aufklärungsquote, die mit knapp 60 Prozent deutlich über dem NRW-Schnitt (52,3 Prozent) liegt, sei ein Beleg für die gute Arbeit der Polizisten. Trotzdem müsse man weiter an den Problemen arbeiten, die das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung treffen. Neben Straftaten seien das vor allem Einbruchsdelikte.

Hier gibt es nach Jahren mit steigenden Zahlen erstmals wieder Positives zu vermelden. Kreisweit gingen die Einbrüche um 8,4 Prozent zurück, in Radevormwald sogar um 41 Prozent. "Wir sind froh, dass die Fälle weniger werden und viele Einbrecher schon beim Versuch scheitern", sagte Grootens. Aufgeklärt wird nur jeder fünfte Einbruch - das ist trotzdem der zweitbeste Wert der vergangenen fünf Jahre.

Deutlich schlechter sieht die Erfolgsbilanz bei der Aufklärung von Straftaten zum Nachteil älterer Menschen aus. "Da haben wir große Probleme", sagte Hebbel. Die Anzahl der Betrugsdelikten mit Senioren als Opfer stieg von 2016 zu 2017 um 59 Prozent auf 121 Fälle. Aufgeklärt werden konnte nur ein einziger Fall. Am häufigsten Erfolg haben die Täter mit dem sogenannten Enkel-Tick oder indem sie sich telefonisch als Polizeibeamte ausgeben. "Da müssen wir am Ball bleiben", sagte Hebbel.

Erfolgreich war das vergangene Jahr im Bereich der Rauschgiftdelikte. Hier gab es zwar fast 100 Fälle mehr, "aber das liegt daran, dass wir unsere Kontrollintensität gesteigert haben", stellte Grootens klar.

(kron)
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