Radevormwald Zukunft der Rader Schullandschaft – AL und UWG wollen Gesamtschule

Radevormwald · Der Schulausschuss startete eine Grundsatzdebatte über Schulformen in der Bergstadt. Eine Lösung ist noch nicht in Sicht. Vorschläge gibt es aber schon.

Eine gute Nachricht gab's während der Schulausschusssitzung: Die zehn Hauptschüler, die sich an der Geschwister-Scholl-Schule angemeldet hatten, dort aber nicht unterrichtet werden können, weil kein fünfter Jahrgang zustande kommt, sind versorgt. Nach Informationen des Ausschusses haben sich drei Schüler an der Realschule Rade angemeldet, einer geht in Halver zur Schule und sechs in Remscheid-Hackenberg.

Was bleibt, ist die große Sorge von Eltern der aktuellen Hauptschulkinder. Wie sieht es künftig mit der Lehrerversorgung aus? Ist der Unterricht gesichert? Mit einem stillen Protest hatten 60 Eltern, Lehrer und Schüler die Mitglieder des Schulausschusses auf die unsichere Situation aufmerksam gemacht. Auf Plakaten standen aufrüttelnde Worte: "Euer Entschluss bestimmt unsere Zukunft", "Redet mit uns!" und Wie geht's mit uns weiter?".

"Wir haben nichts mehr zu verlieren", sagte Sylvia Ressel von der Klassenpflegschaft der Klasse fünf. Es gehe um die Zukunft der Kinder. Eine Mutter warf der Politik vor, gewusst zu haben, dass die Sekundarschule scheitert. "Warum hat man nicht im Vorfeld der Elternbefragung mit Hückeswagen kooperiert?", fragte sie. Die Sekundarschule müsste auf jeden Fall eine zweite Chance bekommen.

Im Sitzungssaal appellierte der Schulpflegschaftsvorsitzende Marco Gecks an die Verantwortung der Schulpolitiker: "Entscheiden Sie zum Wohle der Kinder!" Bürgermeister Dr. Josef Korsten betonte, dass sich die Stadt insgesamt mit der schwierigen Situation der Schullandschaft beschäftigen muss. Lösungen habe er nicht parat. Für die bestehenden Schüler an der Hauptschule wolle man Kooperationsmöglichkeiten suchen und zwar im nächsten Schuljahr fürs übernächste Schuljahr. Er betonte, dass eine Zusammenarbeit mit einer anderen Hauptschule im Kreis möglich sei, mit der Realschule in Rade oder einer Schule in Remscheid. Kreis- und Bezirksgrenzen dürften kein Hindernis sein. Gespräche mit dem Hückeswagener Bürgermeister Dietmar Persian liefen bereits, in Remscheid werde am 25. Mai ein neuer Bürgermeister gewählt.

Dietmar Paulig, Leiter der Hauptschule, appellierte an die Stadt, die Eltern auf dem Weg mitzunehmen, ihnen den Prozess transparent zu machen. "Sie müssen eine Sicherheit bekommen, was mit ihren Kindern passiert", sagte er. Er warb dafür, professionell mit der Situation umzugehen, emotionslos ginge das sicher nicht.

Realschulleiterin Regina Meyerhoff erklärte, dass sich ihre Schule der großen Verantwortung bewusst sei. "Wir wollen aber in die Gespräche über Kooperationen eingebunden werden", sagte sie.

Björn Rimroth (SPD) meinte, dass seine Fraktion mit den Ansätzen des Bürgermeisters leben könne und bezeichnete sie als "richtungsweisend". Die Politiker machten deutlich, dass Kooperationen über einen kurzen Zeitraum in Ordnung sind, aber kein Modell für die Zukunft darstellen. Bernd Eric Hoffmann (UWG) brachte eine Gesamtschule für Rade ins Spiel. "Wir müssen ergebnisoffen über alle Schulformen diskutieren", forderte er. Wenn Kinder in eine andere Stadt pendeln müssten, könne das nur eine Übergangslösung sein. "Wir verlieren die Kinder dann auch an Vereine in der anderen Stadt — und ihre Ausbildung machen sie womöglich auch dort", sagte er.

Auch Rolf Ebbinghaus betonte, dass der AL eine Gesamtschule lieb wäre. Die Sekundarschule sei schon jetzt möglicherweise ein Stückweit stigmatisiert. Er sehe kaum Alternativen zu einer Gesamtschule: "Sie wird groß genug, erfordert keine Kooperation und stößt in eine Marktlücke", sagte er. Renate Greif (CDU) betonte, dass man eine grundsätzliche Diskussion führen müsse.

(RP)
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