Ratingen 18 Fälle von Kindesmissbrauch 2014

Ratingen · Der Kinderschutzbund kann durch Spenden und Bußgelder seine Kosten gerade decken. Wie lange noch, ist unklar.

 Problemkreis Kindesmissbrauch: Für den Kinderschutzbund bekommt die anonyme Hilfe über das Internet einen immer höheren Stellenwert. Aber auch die Anlaufstelle ist stark gefragt.

Problemkreis Kindesmissbrauch: Für den Kinderschutzbund bekommt die anonyme Hilfe über das Internet einen immer höheren Stellenwert. Aber auch die Anlaufstelle ist stark gefragt.

Foto: Andreas BRetz

Kornelia Schröder hat in den vergangenen Wochen viele Gespräche geführt. Die Vorsitzende des Kinderschutzbundes ist auf der Suche nach Geldgebern, denn zurzeit kann der Ortsverband seine laufenden Kosten gerade noch decken: "Das war im vergangenen Jahr. Im jetzt endenden ersten Quartal 2015 werden wir das aber nicht mehr schaffen. Das Problem ist, dass Spenden und die Zuweisung von Bußgeldern erheblich zurückgegangen sind", so Schröder. Der Kinderschutzbund hatte 2014 Ausgaben in Höhe von rund 205 000 Euro. Die Einnahmen setzen sich zu rund 63 Prozent öffentlichen Zuschüssen sowie zu 37 Prozent aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden, Bußgelder und sonstigen Einnahmen zusammen. "Dass wir den Etat decken konnten, lag an den großzügigen Spenden und den Bußgeldzuweisungen", bilanziert die Vorsitzende.

Wie wichtig die Arbeit der ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter, die für Ratingen, Mettmann und Heiligenhaus zuständig sind, ist, zeigen die Fallzahlen des vergangenen Jahres, die in der Beratungsstelle Löwenherz, die psychosoziale und ärztliche Unterstützung anbietet, bearbeitet wurden. Hier kümmert sich die Psychologin Beatrix Pentek um Fälle oder den Verdacht von Kindesmisshandlung, -missbrauch oder -vernachlässigung. "Die Beratungsstelle ist für direkt betroffene Eltern, Jugendliche und Kinder ebenso da wie für Mitarbeiter" , erklärt Kornelia Schröder: "Neben der Beratung findet Diagnostik und Therapie für Kinder, Familientherapie und Einzeltherapie sowohl für Jugendliche als auch Erwachsene statt. Die durchschnittliche Therapiedauer bei Kindern beträgt dabei ein bis zwei Jahre."

2014 haben in der Beratungsstelle 31 Erwachsene sowie 17 Kinder und Jugendliche Hilfe erhalten. Es wurden 247 Diagnostik-, Beratungs- und Therapietermine durchgeführt. Zudem suchten 42 Kräfte anderer Institutionen Hilfe, was nochmals zu 127 Beratungsterminen führte. Registriert wurden zwei Fälle aus dem Bereich Vernachlässigung, neun Fälle zum Problemkreis Kindesmisshandlung und 25 Fälle zum Problemkreis Kindesmissbrauch. In sieben Fällen ging es hierbei um einen Verdacht, in 18 Fällen hatte die sexuelle Misshandlung bereits stattgefunden. Immer mehr ein Thema wird auch die anonyme Hilfe über das Internet. Auch die Anlaufstelle für Kinderschutz war sehr stark nachgefragt. Arbeitsschwerpunkte sind Vorbeugung, Verdachtsabklärung und Beratung bei Vernachlässigung, Misshandlung und sexueller Gewalt von Kindern und Jugendlichen. Das Angebot richtet sich an betroffene Familien, Eltern, Kinder und Jugendliche, Erzieher, Lehrer, Ärzte oder ratsuchende Einzelpersonen - auch unabhängig von der Familie.

2014 kamen 105 Fälle aus Ratingen, 41 aus Heiligenhaus, 51 aus Mettmann sowie elf Anfragen aus anderen Städten und 13 anonyme Fälle. Bei der Symptomatik der Fälle handelt es sich um Missbrauch (51), Misshandlung (25), Vernachlässigung (29), Krisenberatung (sechs), Gewalt in der Familie (46) und Prävention (14). 47 Fälle betrafen andere Probleme oder Institutionsberatung. Aber auch in Sachen Prävention ist der Kinderschutzbund aktiv. So findet zum Beispiel montags bis donnerstags von 14 bis 16 Uhr in der Erich Kästner Schule West eine Hausaufgabenbetreuung und Lernförderung statt. "Unser ganzheitlicher Ansatz beinhaltet nicht nur das für jedes Kind individuelle Einüben von Lernstoff, Vorbereitung auf Klassenarbeiten und tägliches Lesen zur Sprachförderung - auch kleinen und großen Nöten von Kindern gilt unser Augenmerk. So wird Mut gemacht, getröstet, bestärkt und gefordert", heißt es dazu im Jahresbericht des Kinderschutzbundes. Durchschnittlich 25 Kinder der Klassen eins bis sieben nutzen das Angebot täglich.

Ebenfalls sehr beliebt: der Familientreff am Berliner Platz, der fünf Mal die Woche nachmittags ab 15 Uhr für Kinder von fünf bis zehn Jahren geöffnet.

(wol)
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