Ratingen 24 Stunden im Leben eines Feuerwehrmanns

Ratingen · 24 Stunden lang, 365 Tage im Jahr sorgen die Frauen und Männer der Feuerwehr für die Sicherheit in der Stadt.

 Andreas Schulz und Benny Marose (links) auf dem Weg durchs Treppenhaus zum Rettungswagen.

Andreas Schulz und Benny Marose (links) auf dem Weg durchs Treppenhaus zum Rettungswagen.

Foto: Blazy, Achim (abz)

8.01 Uhr: Dienstantritt. Gerade will Wachabteilungsführer Peter Rosenau zur Dienstbesprechung ansetzen, da vibrieren die Melder am Gürtel von Schulz und Marose, der Gong schallt durch die Feuerwache: "Einsatz Rtw1. Internistischer Notfall". Es geht in den Süden der Stadt.

 Die Türen der Feuerwache an der Mettmanner Straße öffnen sich für den Rettungswagen.

Die Türen der Feuerwache an der Mettmanner Straße öffnen sich für den Rettungswagen.

Foto: blazy

8.05 Uhr: Nur vier Minuten nach der Alarmierung trifft der Rettungswagen vor dem Mehrfamilienhaus ein. Im Erdgeschoss öffnet eine ältere Dame die Türe zu einer extrem aufgeheizten Wohnung. Ihr geht es nicht gut, Herzrasen, Schwindel, Probleme beim Atmen. Mit wenigen Fragen bekommen die beiden Beamten, die sich seit frühester Kindheit kennen, schnell ein Bild von der Situation: Der Partner der Rentnerin ist vor einigen Monaten verstorben, sie kommt mit der Situation nicht klar. Die Belastung führt zu körperlichen Problemen. "Wir nehmen Sie mit ins Krankenhaus", entscheidet Marose. Die 65-Jährige hat ihre Tasche schon gepackt.

11.43 Uhr: Bereits zum dritten Mal meldet sich die Leitstelle. Aus einer Lintorfer Arztpraxis muss eine Rentnerin dringend in die Kardiologie nach Düsseldorf-Rath gebracht werden. Auf der Fahrt erzählt die Patientin von ihren unerklärlichen Luftnot-Attacken, die sie seit dem Sommer hat. Sogar der Notarzt habe sie schon einmal ins Krankenhaus bringen müssen. "Da war ich sogar dabei", erinnert sich Rettungsassistent Marose. Die Seniorin lächelt: "Stimmt, ich erinnere mich. Sie waren so fürsorglich."

15.22 Uhr: Es ist wie verhext. Auch von der Nachmittagsbesprechung von Chef Rosenau bekommen die beiden Retter nicht viel mit. Der nächste Einsatz wartet. Auf der Minoritenstraße ist ein alter Mann gestürzt, hat sich einen Zahn ausgeschlagen und blutet. Schulz und Marose nehmen den Mann ohne große Diskussionen mit, Minuten später kümmern sich die Ärzte der Notaufnahme schon um ihn.

16 Uhr: Mit Blaulicht und Martinshorn rast das rollende Behandlungszimmer nach Tiefenbroich: "Unstillbares Nasenbluten" lautet die Meldung. "Meistens ist es aber schon vorbei, wenn wir in solchen Fällen kommen", erzählt Schulz, der seit 2001 bei der Berufsfeuerwehr ist. Diesmal aber nicht: Wie Wasser schießt das Blut aus der Nase des Rentners, der eben noch mit seinen Bekannten Skat gespielt hat. Auch der Blutdruck ist zu hoch - eine Erklärung für den Fall. Auf geht's in eine Fachklinik nach Duisburg. Der Patient nimmt's mit Humor: "Ich war Metzger. Aber so eine Schweinerei habe ich in all den Jahren nicht gesehen."

18.07 Uhr: Abendessen ist nicht: Ein Krampfanfall in einem Mettmanner Nobelhotel erfordert die Hilfe aus der Nachbarstadt. Als der Ratinger Rettungswagen ankommt, ist der Notarzt schon vor Ort, die Chefin des Hauses empfängt die Feuerwehrleute: "Der Dame geht es schon besser. Kommen Sie bitte mit - aber nicht durch das Restaurant. Wir gehen außen rum." Marose und Schulz werfen sich einen ungläubigen Blick zu. Gefühlte 500 Meter später kommen sie bei der Patientin an, die sich angeregt mit dem Notarzt unterhält. Der gibt Entwarnung, es war nur eine Unterzuckerung, alles wieder gut. Verärgert äußern sich die beiden Ratinger aber über die Chefin: "Unglaublich. Da lotst die uns komplett außen ums Gebäude, damit wir die anderen Gäste nicht belästigen."

23.50 Uhr: Zwei Einsätze später kehrt Ruhe ein auf der Feuerwache. Zeit für den 33-jährigen Schulz, zu erzählen: "Gerade die Arbeit im Rettungsdienst ist anstrengend. Bei den meisten Diensten ist an Schlaf nicht zu denken. Da kommen die Einsätze manchmal nachts im Stundentakt. Immer wenn Du Dich gerade wieder hingelegt hast, geht der Melder. Und dann musst du wieder voll konzentriert sein."

2.49 Uhr: Die Nachtruhe ist vorbei. In Begleitung der Notärztin muss eine Patientin mit Blaulicht in die Uni Essen verlegt werden. Ihr Zustand ist kritisch. Marose zieht bereits die Notfallmedikamente auf. Doch alles geht gut. Ohne Zwischenfälle können die Retter die Frau an die Ärzte in Essen übergeben.

4.25 Uhr: Zurück auf der Hauptwache. Den beiden Männern sind die Strapazen der vergangenen Stunden anzusehen - auch wenn die Einsätze nicht spektakulär waren. Stress war es trotzdem. "Vielleicht können wir jetzt noch bis zum Schichtwechsel schlafen", hofft Marose.

6.10 Uhr: Sein Wunsch wird nicht erhört. Während die Stadt langsam aus dem Schlaf erwacht, ruft der nächste Notfall.

(RP)
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