Heiligenhaus 400 Schüler treffen Wahl-Kandidaten

Heiligenhaus · 90 Minuten Landespolitik in der Aula des Kant-Gymnasiums: Sachlichkeit ist Trumpf, Schlammschlachten bleiben aus.

 Das Lehrer-Duo Bedia Baghistani und Jan Wittmann (Mitte) moderierte die Kandidatenrunde in der Aula des Kant-Gymnasiums.

Das Lehrer-Duo Bedia Baghistani und Jan Wittmann (Mitte) moderierte die Kandidatenrunde in der Aula des Kant-Gymnasiums.

Foto: Achim Blazy

Keine Frage: Die Schüler im Publikum sind bestens präpariert. Das zeigen schon die großformatigen Arbeiten im Foyer der Kant-Aula: Die Programme der zur Landtagswahl antretenden Parteien sind dort nachzulesen, es gibt Infotafeln zum Wahlverfahren und zu Wahlgrundsätzen, Schaubilder zur Mandatsverteilung und mehr - Ergebnisse aus Unterrichtsreihen der vergangenen Wochen. Zum Schluss gestern ein Stück politische Wahlkampf-Praxis. Die Schule hatte alle sechs Landtagskandidaten des Wahlkreises zu 90 Minuten Inforunde plus Diskussion mit 400 Schülern eingeladen.

Alle kamen. Jan Heinisch (CDU), Frank Herrmann (Piratenpartei), Sebastian Höing (FDP), Uwe Meisenkothen (AfD), Karl Mühlsiepen (Die Linke), Elisabeth Müller-Witt (SPD) und Christian Otto (Bündnis 90/Die Grünen) halten sich punktgenau an den Ablaufplan der moderierenden Lehrer Bedia Baghistani und Jan Wittmann.

"Ich hoffe, viel über die Programme der Kandidaten zur Wahl zu erfahren", sagt Leven Richter (Jahrgangsstufe 11, Q1). Klar, dass dies in anderthalb Stunden nur punktuell fokussiert geschehen kann. "Bildung" und "Innere Sicherheit" sind die vorab verabredeten Schwerpunktthemen, "Integration" sollte noch hinzukommen, fällt aber dem Zeitdruck zum Opfer. Einen Eindruck vermitteln die Kandidaten gemeinsam: Vor dem erkennbar interessierten jungen Auditorium geht es ihnen nicht um überbordend persönliche Profilierung - und in keiner Weise um Schlammschlachten.

Wohl aber an scharf konturierten Standpunkten, wie besonders beim Thema Turbo-Abi schnell erkennbar wird. "Wir wollen G 8 reformieren, aber am Gymnasium belassen, Abi nach neun Jahren soll der Gesamtschule vorbehalten bleiben, kein Durcheinander unter einem Schuldach", so Heinisch. Müller-Witt spricht sich für eine Reform in mehreren Schritten aus, es soll sowohl G8 bis G9 geben - und einen mittleren Schulabschluss nach sechs Jahren weiterführender Schule. Acht oder neun Jahre zum Abi - "das muss individuell entschieden werden", findet Höing, während Mühlsiepen für "einheitlich G9" plädiert. "Sonst gibt es Chaos der Beliebigkeit". Meisenkothen zur Position der AfD: "G9 ist das bessere System, Freizeit ist für Schüler viel wert." Beim Thema "innere Sicherheit" kommt es zu einem Schlagabtausch zwischen Heinisch und Müller-Witt: Hier stehe das Land NRW im Bundesvergleich denkbar schlecht da, sagt Heinisch. Seine SPD-Konkurrentin nennt dies "das übliche Schlechtreden des Landes". Heinischs Replik: "Wir können uns jetzt gegenseitig Zahlen vorbeten - und das Spiel gewinne ich" kommt hörbar an im Publikum. Aber nur kurz blitzt Polemik auf.

"Ich wollte hier Dinge hören, die man sonst in den Nachrichten nicht hört", sagt Zehntklässlerin Charlotte am Rand. Ihr Zugang zum Thema "Innere Sicherheit": "Meine Eltern machen sich Sorgen, wenn ich abends ausgehe - aber ich sehe mich nicht in Gefahr." Beim Themenkreis Polizeipräsenz, Kriminalität und deren Bekämpfung erhöht sich der Geräuschpegel im Auditorium leicht. "Das Thema ist irgendwie nicht so nahe dran", findet Malte (Klasse 10). Aber es gibt ja noch die Chance auf Einzelgespräche - anschließend im Foyer der Aula.

(RP)
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