Ratingen 50 Jahre Brötchengeschichte

Düsseldorf · Vor 50 Jahren machte sich Bäckermeister Leo Vogel in Süd selbstständig. Mit 76 Jahren steht er noch täglich in der Backstube. Rückblick auf erfolgreiche Gründerjahre.

Es war für Bäckereien Anfang der 60er Jahre eine schöne Zeit. Obwohl ein Brötchen gerade einmal sieben Pfennige (in heutiger Währung vier Cent) und ein Hefeteilchen 15 Pfennige kosteten, lief das Geschäft prächtig. Und das war auch der Grund, warum sich Leo Vogel entschloss, eine eigene Bäckerei zu eröffnen. Das war vor 50 Jahren. Er freut sich auf das Jubiläum am 1. April.

"Ich stamme aus Ratingen, hatte gerade meine Meisterprüfung gemacht und einen Standort für diese Bäckerei gesucht. 1958 wurde mir ein Grundstück in Ratingen Süd zu einem akzeptablen Preis angeboten. Zwar war der Ratinger Süden zu dieser Zeit noch nicht so stark besiedelt wie heute, aber die Bebauungsplänen ließen auf einen verstärkten Bevölkerungszuwachs schließen. Und aus diesem Grunde habe ich mich dann entschlossen, dort meine Bäckerei zu errichten", so Leo Vogel. "Die Backstube und der Laden waren anfangs noch klein, aber durch die ansteigende Wohnbebauung wurde unsere Kundenzahl von Tag zu Tag größer und wir waren in den 70er und 80er Jahren gezwungen, die Räumlichkeiten zweimal zu erweitern." Obwohl der 76-Jährige heute immer noch täglich drei bis vier Stunden in der Backstube steht – die Verantwortung für den Bäckereibetrieb hat er vor Jahren auf Sohn Bernhard und Schwiegertochter Petra übertragen. Bernhard Vogel trat schon früh in die erfolgreichen Fußstapfen seines Vaters Leo. Nachdem er 1976 eine Ausbildung zum Bäcker absolviert hatte, war er 1982 mit 21 Jahren der jüngste Bäckermeister in NRW. Sein Wissen gibt er gerne an die jüngere Generation weiter, die Bäckerei Vogel beschäftigt zwei Auszubildende.

"Die Zeiten für das Bäckerhandwerk sind schwieriger geworden", erläutert Bernhard Vogel. Denn: "Neben dem starken Konkurrenzdruck durch Billiganbieter und Discounter, haben sich auch unsere Arbeitszeiten verändert. Heute beginnt der Betrieb in der Backstube aufgrund des veränderten Kundenverhaltens bereits um ein Uhr nachts. Bis 1996, als noch das Nachtbackverbot galt, durfte ein Bäcker erst ab vier Uhr morgens mit seiner Arbeit beginnen. Und uns Bäckern sind zahlreiche hygienische Vorgaben durch den Gesetzgeber auferlegt worden, die beispielsweise für Tankstellenshops nicht gelten."

In diesem Zusammenhang weist Senior Vogel auf das Sterben der Bäckereien hin: "Anfang der 60er Jahre hatten wir im damaligen Ratingen noch 20 Bäckereien für rund 30 000 Einwohner." Seiner Tochter will Bernhard Vogel von daher auch nicht empfehlen, diesen Beruf zu ergreifen.

In den Anfangsjahren gab es lediglich drei Brötchensorten. Heute werden neben dem Kuchensortiment 15 Brot- und acht Brötchensorten angeboten. Inklusive seiner Filiale in Homberg-Süd verkauft Vogel täglich rund 4000 Brötchen, alle per Hand hergestellt.

Aufregung gab es Anfang der 90er Jahre: "Wir bekamen seinerzeit einen neuen und größeren Backofen geliefert, der fünf Tonnen wog. Dieser musste per Kran über unser Haus gehoben werden und wir mussten dann, um diesen in die Backstube zu bekommen, die hintere Hauswand einreißen. Aber Gott sei Dank ist alles gut verlaufen."

Ausgleich für seinen stressigen Beruf findet Vogel übrigens als Oberst der St. Sebastiani-Bruderschaft.

Zum Jubiläum am 1. April will sich die Familie Vogel bei ihren Kunden mit einem Angebot bedanken. Es gibt ein spezielles Jubiläumsbrot sowie ein kleines Geschenk.

(RP)
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