Heiligenhaus A 44: Minister will Teilstück eröffnen

Heiligenhaus · Am Freitag werden 4,6 Kilometer Autobahnstrecke in Heiligenhaus eröffnet. Das erste Teilstück führt von der Ratinger Straße nach Velbert - und zurück.

 Die Talbrücke Ganslandsiepen während der Bauphase aus der Luft. Diese Bauwerke machen den A-44-Lückenschluss so teuer.

Die Talbrücke Ganslandsiepen während der Bauphase aus der Luft. Diese Bauwerke machen den A-44-Lückenschluss so teuer.

Foto: Joachim Preuss

Der 6. August 1970 ist ein Donnerstag: Mit der Linienbestimmung erfolgt der offizielle Startschuss für ein außergewöhnliches Projekt, das Heiligenhaus und seine Nachbarstädte Ratingen und Velbert lange Zeit in Atem halten soll. Am kommenden Freitag, 13. April, 11.30 Uhr, soll es aber ein erstes Durchatmen geben: Der östliche Abschnitt des A44-Lückenschlusses, Ratinger Straße in Richtung Velbert, wird eröffnet - Heiligenhaus bekommt eine Autobahn.

 Blick auf das Teilstück der A44, das morgen eröffnet wird: Das Bild zeigt den Blick von Anschlussstelle Velbert in Richtung Richtung Heiligenhaus.

Blick auf das Teilstück der A44, das morgen eröffnet wird: Das Bild zeigt den Blick von Anschlussstelle Velbert in Richtung Richtung Heiligenhaus.

Foto: Achim Blazy

Das erste 4,6 Kilometer lange Teilstück zwischen Heiligenhaus und Velbert wird dann von Straßen NRW für den Verkehr freigegeben. Dahinter liegen mehr als 50 Jahre Planungen, denn die Ideen für eine Trasse gab es wesentlich länger.

Zu überwinden gab es aber auch viele - buchstäbliche - Hindernisse. 2010 erfolgte der offizielle Spatenstich. So wurden dort im Ostabschnitt sechs Brücken gebaut, darunter die beiden je 208 Meter langen Talbrücken "Laubecker Bach" und "Ganslandsiepen". Außerdem wurden 1570 Meter Lärmschutzwände errichtet.

Straßen NRW investierte insgesamt 110 Millionen Euro. Seit Jahrzehnten gab es ein planungstechnisches und juristisch ausgefochtenes Gerangel um den Sinn und die Größe der Trasse.

Zahlreiche Klagen säumten den Weg. Eine Bürgerinitiative sprach sich gegen den Bau aus. Vor dem Spatenstich lagen dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig zehn Klagen gebündelt vor: Im Terminplan des Gerichts las sich die juristische Ausgangslage damals so: "Die Kläger sind Landwirte und private Eigentümer von Wohngrundstücken, die sich teils gegen die Inanspruchnahme ihrer Flächen für das Planvorhaben, teils gegen Verkehrsimmissionen, teils gegen beides wenden." Außerdem solle die Autobahn durch einen Bereich gebaut werden, in dem sich "klüftige Kalkzüge mit ergiebigem Grundwasserreservoir" befänden. Auch der Schutz vor Lärm, und Abgasen seien in den Planungen damals ungenügend berücksichtigt worden. Neun der Klagen wurden von den Richtern abgewiesen, in einem Fall musste nachgebessert werden.

Außerdem sorgten sich Naturschützer um die dort lebenden Steinkäuze, für die Ausgleichflächen geschaffen wurden. "Etwas unterschätzt" habe man auch, so der Bauleiter Olaf Wüllner gegenüber unserer Zeitung, wohl hier und da Wetterunbill, was zu Stillstandsphasen geführt habe. Ist der Boden aufgeweicht oder gefroren, dann gehe eben nicht alles nach Zeitplan. So musste auch die Fertigstellung immer wieder verschoben werden, da wichtige Arbeiten witterungsbedingt nicht durchgeführt werden konnten.

Notwendige Schutzeinrichtungen aus Beton konnten nicht gesetzt werden. "Die würden bei dem Frost zerbröseln", sagte Wüllner. Ähnliches gilt auch für Fahrbahnmarkierungen und Ergänzungen beim Lärmschutz.

Der westliche Abschnitt, unter Bauaufsicht der Deges, soll nach aktuellen Planungen 2021/2022 eröffnet werden. Bis dahin befürchten Kritiker dass unter anderem das Nadelöhr der Ratinger Straße durch die Hofermühle noch stärker belastet wird. Zur Eröffnung werden Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Hendrik Wüst, Minister für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen sowie Elfriede Sauerwein-Braksiek, Direktorin von Straßen NRW erwartet.

Der Autobahnneubauabschnitt der A44 zwischen der A3 (Autobahnkreuz Ratingen-Ost) und der B227 in Velbert ist eines der größten Lückenschlussprojekte im nordrhein-westfälischen Autobahnnetz. Die vom Bund genehmigten Baukosten belaufen sich auf insgesamt 222 Millionen Euro - die hohe Summe kommt zustande, weil alleine fünf Brücken gebaut werden müssen.

(sade)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort