Hösel Abiturientin schreibt großen Roman

Hösel · Julia Napp aus Hösel hat sich einen Traum erfüllt. Sie arbeitet an einer Trilogie, in der es um Piraten geht.

 Julia Napp arbeitet zu Hause am Schreibtisch. Dort entstehen die fantastischen Piratengeschichten.

Julia Napp arbeitet zu Hause am Schreibtisch. Dort entstehen die fantastischen Piratengeschichten.

Foto: Achim Blazy

An den ganz besonderen Moment, als das Paket auf dem heimischen Wohnzimmertisch lag, kann sich Julia Napp noch ganz genau erinnern: "Ich war unglaublich aufgeregt und nervös", so die 17-Jährige, die das Immanuel-Kant-Gymnasium in Heiligenhaus besucht. Denn das, was da in einem unscheinbaren Karton eingepackt lag, war nicht irgendeine Bestellung - nein, es war der erste über 600 Seiten starke fertig gedruckte Roman der jungen Höselerin.

Vor drei Jahren hat sie den ersten Band ihrer Fantasy-Trilogie begonnen, in der es um karibische Piraten und natürlich auch um Liebe geht. "Das Buch heißt ,Piratensehnsucht - zwischen Himmel und Hölle', den zweiten Teil habe ich schon fertig, am Abschlussband bin ich gerade dran. Ich hoffe sehr, dass ich damit bis zum Abitur im kommenden Sommer fertig bin", sagt Napp. Dabei war gerade die Suche nach einem Verlag ein Geduldsspiel: "Da hatte ich zwischendurch schon meine Zweifel, ob es überhaupt etwas werden würde mit der Veröffentlichung", berichtet die junge Autorin von ihren Erfahrungen: "Manche haben gar nicht geantwortet, andere wollten dafür, dass sie das Buch drucken, mehrere tausend Euro Vorschuss haben." Am Ende stieß sie auf den Tredition-Verlag, der die Bücher auf Bestellung produziert. Wer also den Titel im Buchhandel oder auf einer der üblichen Online-Plattformen bestellt, muss ein oder zwei Tage länger warten, weil das Werk dann frisch gedruckt wird. Und auch als E-Book ist es erhältlich. Einen traurigen Aspekt gibt es trotzdem, so die Schülerin: "Die Urfassung des ersten Teils hatte 800 Seiten. Die musste ich dann für den Druck deutlich kürzen. Es fällt schon schwer, sich da von einigen Passagen zu verabschieden." Erst Recht, weil die Figuren während des Schreibens ein Eigenleben entwickeln: "Klar habe ich mir Gedanken über die Figuren und Handlungsstränge gemacht, aber in der Regel passiert sehr viel während des Schreibens." Allerdings war neben der Fantasie auch jede Menge Recherchearbeit gefragt, denn das Buch spielt im 17. Jahrhundert, und in der Karibik war Julia auch noch nie.

Dass das Buch überhaupt entstanden ist, hat Julia Napp einem Urlaub bei ihrem Opa im Schwarzwald zu verdanken: "Mir war langweilig, da habe ich gedacht, ich fange mal an, die Geschichte, die mir so im Kopf herumgeisterte, aufzuschreiben." Damals war sie gerade 13 Jahre alt, brachte die ersten 200 Seiten handschriftlich zu Papier und tippte sie später zuhause ab. Ein Ehrgeiz, der selbst Mutter Andrea anfangs überraschte: "Als Julia mir das erste Mal davon erzählt hat, war ich skeptisch, ob sie das wirklich durchhält. Aber sie ist dabei geblieben und hat sich nicht entmutigen lassen. Das macht mich natürlich unheimlich stolz auf meine Tochter, zumal gerade die Verlagssuche von Rückschlägen geprägt war." Froh ist die Mutter vor allem, dass die Schule zu keinem Zeitpunkt unter den literarischen Ambitionen ihrer Tochter gelitten hat.

Das Schreiben neben der Schule und anderen Freizeitaktivitäten zu koordinieren, war für die Teenagerin nicht immer einfach. Denn neben dem Schreiben reitet sie gerne, klettert und hat noch ein weiteres seltenes Hobby - Bogenschießen. Dass sie überhaupt Interesse am Schreiben bekommen hat, verdankt sie ihrem Deutschlehrer: "Durch seinen Unterricht habe ich erst einen Bezug zur deutschen Sprache bekommen." Bleibt die Frage, ob die Schülerin mit den Leistungskursen Deutsch und Geschichte denn auch einmal hauptberuflich Schriftstellerin werden möchte: "Ich weiß noch gar nicht genau, was ich nach dem Abitur machen möchte, aber es wäre toll, wenn ich immer die Zeit habe, zu schreiben."

(RP)
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