Ratingen/Mettmann Angriffe gegen Helfer nehmen massiv zu

Ratingen/Mettmann · Die Stadtverwaltung Mettmann hat eine Vereinbarung verfasst, nach der alle verbalen und körperlichen Attacken zur Anzeige kommen. Besonders Feuerwehr und Mitarbeiter des Rettungsdienstes werden angepöbelt, auch in Ratingen.

 Körperliche Gewalt gegen Mitarbeiter gibt es beispielsweise im Jugendamt, im Sozialamt, bei der Feuerwehr und im Rettungsdienst. De Täter in 90 Prozent der Fälle männlich.

Körperliche Gewalt gegen Mitarbeiter gibt es beispielsweise im Jugendamt, im Sozialamt, bei der Feuerwehr und im Rettungsdienst. De Täter in 90 Prozent der Fälle männlich.

Foto: Karl-Josef Hildenbrand

In vielen Berufen mit intensivem Kontakt zu Kunden, Patienten oder Klienten kennen Beschäftigte das Risiko von Beleidigungen, Beschimpfungen oder körperlichen Attacken. Die Stadtverwaltung Mettmann will die Gewalt gegen Mitarbeiter nicht mehr hinnehmen. Deshalb haben Bürgermeister Thomas Dinkelmann und Personalratsvorsitzender Peter Nachtigall jetzt eine Grundsatzerklärung gegen Gewalt am Arbeitsplatz unterzeichnet, in der sie die Stadtverwaltung "zum gewaltfreien Ort" erklären. "Wir werden künftig jede Tat zur Anzeige bringen, egal, ob die letztendlich strafrechtlich geahndet wird, oder nicht", sagt Dinkelmann. Mit der zunehmenden Gewalt beispielsweise gegen Feuerwehrleute beschäftigte sich bereits Ende vergangenen Jahres eine Fachtagung in der Ratinger Stadthalle, zu der die Komba-Gewerkschaft NRW mit Sitz in Köln eingeladen hatte.

Dort hatte Thomas Tremmel, der stellvertretende Chef der Ratinger Berufsfeuerwehr, gesprochen und von seinen Erfahrungen berichtet. Übergriffe auf Rettungspersonal gebe es immer wieder, "auch bei uns hier". In der Regel seien Alkohol oder Drogen der Auslöser für Gewalt-Situationen. "Wir in Ratingen hatten kürzlich einen Einsatz mit einer hilflosen Person im Bus", berichtet Tremmel, "während des Einsatzes ist die alkoholisierte Person aufgewacht, aggressiv geworden und hat den Kollegen vom Rettungsdienst geschlagen." Dabei sei der Helfer verletzt worden. Tremmel hatte selbst ein einschneidendes Erlebnis: "Es war bei einem Wohnungsbrand auf der Heinrich-Hertz-Straße. Ich war als Einsatzführungsdienst B zuerst dort und traf auf zwei junge Männer. Der erste Satz, den ich zu hören bekam, war in etwa ,Da sind noch Kinder drin, du Arschloch, hol' die da raus'". Das habe allerdings nicht gestimmt.

Die Männer hätten im weiteren Verlauf Kollegen beschimpft und angegriffen. Die Polizei musste einschreiten. Die Stadt hat, wie von der Komba auch gefordert, Strafantrag gestellt.

Ratingen und der Kreis Mettmann sind da keine Einzelfälle. Nach einer Studie sind 13 Prozent der Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdiensten in NRW in den vergangenen zwölf Monaten Opfer von körperlicher Gewalt geworden. Noch häufiger kommt es zu verbaler Gewalt: Hier gaben 60 Prozent der Befragten an, solche Erfahrungen gemacht zu haben. Dazu gehörten auch Rettungsdienstler aus Ratingen und Hilden.

Mitarbeiter der Ordnungsbehörde und des Recyclinghofes werden beschimpft, beleidigt, ja in einem Fall wurde der Chef des Mettmanner Recyclinghofes gestoßen und verletzte sich dabei. "Die Hemmschwelle ist gesunken", sagt Juan Cuenca, der seit 26 Jahren Hausmeister der Grundschule Herrenhauser Straße ist.

Die Mitarbeiter in der Mettmanner Stadtverwaltung sollen ab jetzt geschult werden, wie sie sich bei solchen Angriffen zu verhalten haben. Bei der Feuerwehr gibt es bereits eine neue Dienstvorschrift, die Tipps bei Angriffen gibt.

(RP)
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