Adventstürchen Wir Warten (8) Anstehen an der Kasse

Ratingen · Da sind sie wieder, die unvermeidlichen, mit klingelnden Glöckchen unterlegten Weihnachtspopsongs, die im Supermarkt den Kunden beim Einkauf beschallen. Für besinnliche Stimmung sorgt dieser fragwürdige Musikgenuss offensichtlich bei den wenigsten - auch bei mir nicht. Kurz vor dem Einstieg ins Adventswochenende eile ich von Regal zu Regal, nehme ein paar Äpfel und etwas Aufschnitt mit, klemme mir eine Packung Haushaltsrollen unter den Arm und gehe damit zügig zur Kasse.

Doch an diesem Punkt endet, nicht ganz überraschend, der flotte Streifzug durch das volle Geschäft. Eine lange Schlange wartet vor mir darauf, die Waren aufs Rollband zu legen. Die Blicke der Besucher wandern mal zur Decke, mal durch den Raum. "Du hast das Duschgel vergessen", zischt eine Frau ihren männlichen Begleiter an, der prompt noch einmal augenverdrehend den Rückweg antritt.

Bitte an Kasse zwei anstellen, höre ich plötzlich und atme reflexartig auf. Zwei Kunden haben darauf schnell reagiert und setzen sich mit ihren Einkaufswagen an die Spitze des Zuges. "Gehen Sie ruhig vor", bittet mich eine ältere Dame zuvorkommend. "Sie haben ja nur ein paar Sachen." Ich bedanke mich und lege meine Einkäufe kurze Zeit später auf das Band. Jetzt kann es nicht mehr lang dauern, bis ich den Supermarkt verlasse und mich anderen Aufgaben widmen kann, denke ich. Doch das ist ein Irrtum: "Storno!", ruft die Kassiererin - und wartet nun ihrerseits auf eine Kollegin. Bis die dann erschienen ist, gehen erneut viele Blicke der Kunden ins Leere. Immerhin: Die freundliche ältere Dame von vorhin kann ihren Einkauf bereits bezahlen - sie hatte es richtig gemacht, und sich doch wieder der ersten Kasse zu meiner linken Seite angeschlossen - gefolgt von einer Familie.

Ich rücke langsam eine Reihe vor - nun steht nur noch ein Kunde vor mir. Doch auch bei ihm läuft nicht alles glatt: Das Kartenlesegerät hat ein Problem mit seiner Geldkarte. Zum Glück hat er eine zweite bei sich - und endlich stehe ich vor der Kassiererin. Auf dem Heimweg nehme ich mir vor, die letzten Einkäufe vor den Feiertagen diesmal nicht auf den letzten Drücker zu erledigen. Doch dieser Vorsatz ist wohl zum Scheitern verurteilt - und die nächste Warterei an der womöglich noch falschen Kasse nur eine Frage der Zeit. Alexander Riedel

(RP)
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