Ratingen Auf der Suche nach Kompromissen

Ratingen · Vier Tage "Abgeordneter" im Deutschen Bundestag - für den Ratinger Tobias Thrun wurde dieser Wunsch Wirklichkeit.

Berlin (kr) Dass Politik eine verantwortungsvolle Aufgabe ist, erleben die Abgeordneten des Bundestages in Berlin regelmäßig - viel hängt von ihren Entscheidungen ab. Was alles auf dem Spiel steht, ist für Außenstehende immer nur schwer nachzuvollziehen. Einen Blick hinter die Kulissen konnte jetzt der politisch interessierte Nachwuchs sammeln.

Nerven bewahren, streiten, Kompromisse suchen: 315 Jugendliche nahmen am Planspiel "Jugend und Parlament" im Bundestag teil. Einer von ihnen war der 16-jährige Tobias Thrun aus Ratingen. Das Los entschied, wer zu welcher Fraktion gehörte, und dann hieß es als Jungparlamentarier debattierten im Plenarsaal. Inhaltlich drehte sich alles um vier Gesetzesentwürfe von Einwanderung bis Tierschutz.

Der Gymnasiast schlüpfte in die Rolle eines Abgeordneten der Partei der sozialen Gerechtigkeit (PSG). "Das war ungewöhnlich, aber interessant, wenn man seine Grundansicht komplett überdenken muss", erzählte Thrun Montagabend dem CDU-Bundestagsabgeordneten Peter Beyer beim gemeinsamen Abendessen. Beyer hatte es Thrun möglich gemacht, an dem Planspiel teilzunehmen und den politischen Alltag in Berlin so gut es geht hautnah mitzuerleben. In ihren Rollen erlebten die Jugendlichen die parlamentarische Arbeit hautnah. Sie saßen im echten Plenarsaal, diskutierten, überzeugten, stritten und suchten nach Kompromissen. Dabei sprachen sie auch am Rednerpult direkt unter dem Bundesadler - ganz wie echte Politiker.

Die Nachwuchsabgeordneten erlebten einen wahren Crashkurs in Sachen Fraktionen, Arbeitsgruppen und Ausschüssen. So standen Fraktions- und Ausschusssitzungen auf dem Tagesplan, gefolgt von zwei abschließenden Debatten im Plenarsaal. Zum Abschluss folgte dann eine Plenarsitzung unter Leitung von den Bundestagsvizepräsidenten Petra Pau (Die Linke), Edelgard Bulmahn (SPD), Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen), Peter Hintze (CDU/CSU), Ulla Schmidt (SPD) und Johannes Singhammer (CDU/CSU).

Auch echte Abgeordnete aus den Fraktions-Spitzen nahmen die Arbeit der Jung-Parlamentarier unter die Lupe: Die stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Nadine Schön (CDU/CSU) und Dr. Carola Reimann (SPD) sowie die Fraktionsvorsitzenden Dr. Gregor Gysi (Die Linke) und Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen). Moderiert wurde die Auswertung übrigens von der bekannten Journalistin Bettina Schausten aus dem ZDF-Hauptstadtstudio.

Nach vier anstrengenden Parlaments-Tagen ehrte der echte Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert (CDU/CSU) die Teilnehmer in einer Rede, bevor sie wieder in ihren Alltag zurückkehrten - und das um einige Erfahrungen reicher. Politik machen ist dann nämlich offensichtlich doch nicht so einfach, wie man sich das immer wieder vorstellt.

Die Suche nach Kompromissen jedenfalls ist etwas, das den Alltag eines Abgeordneten in der Regel doch sehr stark beeinflusst - offensichtlich auch in den Zeiten einer großen Koalition.

(RP)
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