Ratingen Bauernmarkt ist ein Fest für die Sinne

Ratingen · Viele zehntausend Besucher zog es gestern auf den Markt. Einige Händler waren knatschig, weil sie nicht öffnen durften.

 Handwerk: Irenaus Kalisch und seine Tochter Josephin (acht Jahre alt) bemalen einen Kürbis.

Handwerk: Irenaus Kalisch und seine Tochter Josephin (acht Jahre alt) bemalen einen Kürbis.

Foto: Blazy Achim

Puppenspielerin Nadja Mögenburg ist eigentlich ganz gerne eine Kuh. Wenn das Plüschfell nur nicht so dick wäre! Nach einer Dreiviertelstunde muss Nadja dringend aus dem weißschwarz-gefleckten Overall raus. Durchschnaufen, abkühlen. Denn die Herbstsonne entwickelt eine große Kraft. Die Mich-Werbekuh Lotte mit der Sonnenbrille braucht dringend eine Pause, während der 23. Ratinger Bauernmarkt mindestens zwei Gänge höher schaltet. Viele zehntausend Menschen kamen gestern zum Erntedank auf den Marktplatz, genossen die Hornbläser aus Hubbelrath, das erntefrische Gemüse, Obst - auch in flüssiger Form - und schlenderten an den 67 geöffneten Einzelhandelsgeschäften entlang.

Der Ratinger Bauernchef Johannes Paas junior und die Vorsitzende der Händlergemeinschaft City-Kauf, Manuela Kessler, strahlen miteinander um die Wette. "Seit 1995 haben wir hier die Kombination aus Bauernmarkt - gemeinsam mit den Ratinger Einzelhändlern. Das wird von Jahr zu Jahr besser."

Paas schätzt, dass die ungünstige Verteilung von Regen und Trockenheit sowie die April-Fröste während der Obstblüte etwa zehn Prozent der Ratinger Ernte vernichtet haben. Und im Streit um die Sonntagsöffnung stellt sich Kessler mehrfach vor die Verantwortlichen der Stadt Ratingen. "Wir danken ausdrücklich Bürgermeister Klaus Pesch, dass seine Mitarbeiter und er diese Sonntagsöffnung möglich gemacht haben."

Sebastian (4) entdeckt direkt neben Peter und Paul, dass die Milch nicht aus der Tüte kommt, sondern aus einem prallen Gummi-Euter, das in einem Holzgestell steckt. "Boah, ist gar nicht leicht", ruft der Knirps und zieht und quetscht so kräftig, dass eine echte Kuh längst mit einem lauten "Muh!" protestiert hätte. Vater Irenaus Kalisch versucht sich unterdessen gemeinsam mit Tochter Josephin (8), deren Vornamen er sich auf seinen Unterarm hat tätowieren lassen, als Kürbis- Künstler. "Ich weiß noch nicht, was es werden soll", sagt der hochkonzentrierte Vater. Die kleine Josephin ist da schon einen Schritt weiter: "Wir malen ein Gesicht." Rolf Beckershoff vom Mettmanner Gut Katers ist seit dem ersten Bauernmarkt dabei: "Damals haben wir zu dritt mit einem kleinen Stand hier auf dem Ratinger Markt angefangen; mein Sohn, meine Frau und ich. Im Vergleich dazu hat sich aktuell die Belegschaft vervier- und die Standfläche vervielfacht. Von der Leberwurst über selbst gemachte Liköre bis hin zu leckerem Kuchen reicht das Angebot: Der Bauernmarkt in Ratingen ist für uns etwas Besonderes."

Am Stand des Ratinger Bienenzuchtvereins von 1868 sorgen sich derweil zwei Mädchen um das Schicksal des kleinen Bienenvolks samt Königin, das zwischen zwei Glasscheiben einen Einblick in ihr Innenleben gewährt. "Wird denen da drin nicht zu heiß?" Dietmar Herzog verneint: "Die dürfen heute Abend noch ausschwärmen. Dass die Bienen jetzt ein paar Stunden eingesperrt sind, macht ihnen nichts." An die Gartenbesitzer appellieren die Bienenzüchter, Nachschub für die fleißigen Brummer auszusäen.

Im Frühjahr sei das Nahrungsangebot für die 1,5 Millionen in Deutschland lebenden Bienenvölker eigentlich reichhaltig, so Herzog - durch die Frühjahrspflanzen und die Obstblüte. "Wenn sie den Bienen etwas Gutes tun wollen, dann säen sie spät blühende Pflanzen, die ab Mitte Juli angeflogen werden können."

(RP)
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