Ratingen Beim Gärtnern auch an Bienen denken

Ratingen · Wer jetzt Beete, Töpfe und Kübel bepflanzt, kann viel für die wertvollen Insekten tun. Ratinger Imker geben Tipps.

 Volker von Schintling (links) und Franz Naber appellieren an Gartenfreunde, möglichst bienenfreundliche Gewächse zu pflanzen.

Volker von Schintling (links) und Franz Naber appellieren an Gartenfreunde, möglichst bienenfreundliche Gewächse zu pflanzen.

Foto: Achim Blazy

Mit dem "urban gardening", der städtisch gestützten Aktion zum Pflanzen auf Ratinger Freiflächen, ist man schon auf einem guten Weg zur Pflege von Bienen. Bis man aber an Berlin heranreicht, ist noch einiges zu tun. Man mag es kaum glauben: In der Bundeshauptstadt wird pro Volk mehr Honig erwirtschaftet als in Bayern. Das liegt sicher erst einmal daran, dass Städte generell einige Grad wärmer sind. Das hat aber auch mit dem Angebot an blühenden Blumen zu tun. Auch in Kübeln und Kästen

Bevor nun die ersten wirklich warmen Sonnenstrahlen den Garten- oder Blumenkastenbesitzer ins Gartencenter treibt, ist es also angebracht, sich nach den Pflanzen umzusehen, die der Honigbienen das Leben leicht und das Schwärmen erfolgreich machen. Immerhin ist sie die einzige unter 20000 Bienenarten, die ganzjährig ein Volk bildet. Hummeln zum Beispiel, die taumelnden Brummer, haben nur kleine Völker - und die nur im Sommer - und andere Bienen leben oft nur als Junggesellen. Bienen, die nicht von Menschen betreut werden, nennt man Wildbienen. Aber auch sie bestäuben Pflanzen.

Und auch sie brauchen, genau wie die Honigbienen, ein Dach über dem Kopf - zum Beispiel ausgeblühte Gemüsepflanzen, trockenes Holz von Bäumen und Sträuchern. Genau so wenig, wie man Deutschlands Hochmoore als Torf in Deutschlands Blumenkästen verschwinden lassen sollte, genau so wenig bieten Geranien den Insekten ihre Staubblätter an: die sind nämlich inzwischen in Blütenblätter umgezüchtet worden.

Bislang sind im Handel die Pflanzen generell noch nicht so ausgezeichnet, dass man ihre Attraktivität für Bienen gleich erkennen könnte. "Dafür gibt aber den persönlichen Rat", versichert Volker von Schintling. Und es gibt die sinnvolle App. Damit kann man zum Beispiel nach Farben, Namen, Blütezeit bienenfreundliche Gewächse suchen.

Der Verein rät, Salbei anzupflanzen, Lavendel, Skabiosen und den Bienenbaum, der im Garten mit durchlässigem Boden von Anfang August bis Ende September blüht und dann soviel Bienen anzieht wie der Sommerflieder, der aus gutem Grund auch Schmetterlingsflieder genannt wird. Jedenfalls passt auf Beete und in Kästen sehr viele nützliche Blumenschönheit.

In Ratingen gibt es 62 Imker, die 326 Bienenvölker betreuen. Sie kalkulieren im Jahr durchschnittlich 25 Kilogramm Honigertrag pro Volk und vermarkten den direkt - näher als in dem Zusammenhang "reift" sicher kein Produkt heran. Und immer wieder hören sie von großen Erfolgen bei der Bekämpfung von Pollenallergien: Wer täglich einen Löffel Honig aus der Gegend zu sich nimmt, kann Niesen und verquollene Augen den Kampf ansagen und oft sogar frei von Beschwerden werden. Wer sich zu einer Wildwiese oder einem Stück blühender Unordnung im einheitsgrünen Rasen durchringen kann, wer Wildblumen aussät oder den Blumenkasten mit Salbei, Hornklee, Kratzdistel oder Wicken bepflanzt, der tut eine Menge für die heimischen Honig- und auch für die Wildbienen. Und man kann sicher sein, dass die das Angebot auch finden. Dafür gibt es in jedem Volk Späher.

"Weibliche Bienen können stechen - tun das aber nur, wenn sie in die Enge getrieben, wenn ihre Brut bedroht wird (oder wenn sie darum fürchten müssen) und wenn Menschen durch wüstes Gefuchtel auf sich aufmerksam machen. Sonst nicht", versichert Vereinsvorsitzender Franz Naber.

Ist es aber passiert, so empfiehlt er, den Stachel seitlich aus dem Fleisch herauszudrücken, ohne die am Stachel befindliche Giftblase zu zerstören.

Bei allergischen Reaktionen sollte der Arzt helfen. Dennoch ist ein friedliches Zusammenleben durchaus möglich.

(RP)
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