Ratingen Bürgermeister-Kandidat: Grüne uneins

Ratingen · In der Partei sorgt die Personalie Pesch im Vorfeld der Bürgermeister-Wahl für Ärger. Einige wollen eine Frau benennen.

 Reinhard Simon führte früher die Grünen in Ratingen: Er will eine eigene Bürgermeisterkandidatin.

Reinhard Simon führte früher die Grünen in Ratingen: Er will eine eigene Bürgermeisterkandidatin.

Foto: Achim Blazy

Grün sei das nicht, was sich zuletzt bei den Grünen in Ratingen so abgespielt habe. Und dies haben Charlotte Fischer-Simon, Anette Gansen, Bernhard Schultz und Reinhard Simon in einem Schreiben, das der RP vorliegt, deutlich artikuliert. Die Hintergründe und das Prozedere rund um die eilends herausposaunte Kandidatur des Ersten Beigeordneten Klaus-Konrad Pesch fürs Amt des Bürgermeisters treiben sie um. Grün, also zutiefst basisdemokratisch, sei das Ganze nicht. Fraktion und Vorstand der Partei hätten die Mitglieder vor vollendete Tatsachen gestellt, so die Kritik im Kern. Schultz betonte im RP-Gespräch, dass er erst nach der Pressekonferenz am vergangenen Donnerstag von der Personalie Pesch erfahren habe. Nicht alle Mitglieder seien rechtzeitig, also vorab, informiert worden, meinte der Politiker verärgert.

 Mareike Wingerath ist Vorsitzende des Ortsverbandes der Grünen. Sie trägt die Pesch-Entscheidung mit.

Mareike Wingerath ist Vorsitzende des Ortsverbandes der Grünen. Sie trägt die Pesch-Entscheidung mit.

Foto: Blazy, Achim (abz)

In dem Schreiben formulieren die vier Grünen arge Bedenken: "Wir halten die Zuspitzung des Wahlkampfes auf zwei konservative Kandidaten und die Polarisierung auf zwei Blöcke (CDU, FDP, SPD, Grüne gegen Bürger Union) für keine gute Idee."

Man stelle die persönliche Integrität und fachliche Qualifikation von Pesch überhaupt nicht in Frage, "er wäre ein guter Gegenkandidat". Es fehle allerdings eine Person mit grünem Markenkern, kritisiert Simon, der früher selbst an der Spitze der Ratinger Partei stand. Die Kritiker fordern möglichst eine Kandidatin mit klarem sozial- und umweltpolitischem Profil, legitimiert durch einen demokratischen und transparenten Entscheidungsprozess.

Auf der Mitgliederversammlung der Partei am vergangenen Montag im Bürgerhaus Frankenheim arbeiteten die Grünen an einem Meinungsbild. Ergebnis: Die deutliche Mehrheit der 28 Anwesenden trägt Pesch mit, die Gegner brachten ihre Bedenken vor und stimmten gegen einen gemeinsamen Kurs mit Pesch. Erst im Dezember wird es auf einer Mitgliederversammlung ein offizielles Votum geben. Dann wird sich Pesch vorstellen. Und so soll es bei den anderen Parteien ablaufen. Der Erste Beigeordnete, der von der Bürger Union als "Lehrling" tituliert wurde (die RP berichtete), macht in den kommenden Monaten auch Station bei CDU, FDP und SPD.

Mareike Wingerath, Parteichefin der Grünen, betonte, dass man auf der Mitgliederversammlung durchaus kontrovers diskutiert habe, die klare Mehrheit der Stimmen zeige jedoch, dass man in Klaus Konrad Pesch den geeigneten Kandidaten für dieses so wichtige Amt sehe. So urteilte auch Susanne Stocks, die Fraktionsvorsitzende der Grünen, letztlich zeichne sich ein deutliches Votum für den Juristen und Diplom-Kaufmann ab.

Die vier Kritiker in den Reihen der Grünen wollen aber weiterhin an einer eigenen Lösung basteln, versicherte Schultz. "Wenn möglich werden wir eine eigene Kandidatin präsentieren", erklärte er, "wir bleiben bei unserem Kurs."

In dem Schreiben mit der Überschrift "Wir wollen eine grüne Bürgermeisterkandidatin" nannten sie einen weiteren, aus ihrer Sicht kritischen Aspekt: "Auch die fast schon nibelungenhafte Treue der CDU, FDP und SPD zu dem gerade wegen Vorteilsnahme in erster Instanz verurteilten Baudezernenten Ulf-Roman Netzel ist kein gutes Omen für die Zukunft dieser ganz großen Koalition."

(RP)
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