Heiligenhaus Bürgervereine fordern Fracking-Verbot

Heiligenhaus · Nachricht aus Berlin: Die umstrittene Erdgasfördermethode hat in Heiligenhaus keine Chance, sagt der Abgeordnete Peter Beyer. Genau das bezweifeln die Bürgervereine - und wenden sich in einem Brief an Bundeskanzlerin Merkel.

 So sieht das "Aufsuchungsgebiet" Ruhr aus - die Region also, in der Probebohrungen zur Erdgasförderung aus tiefen Gesteinschichten erfolgversprechend sein könnten.

So sieht das "Aufsuchungsgebiet" Ruhr aus - die Region also, in der Probebohrungen zur Erdgasförderung aus tiefen Gesteinschichten erfolgversprechend sein könnten.

Foto: RP-Archiv

Klare Worte kamen vor wenigen Tagen aus der Hauptstadt zum Thema Fracking. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Peter Beyer erläuterte in einer Mitteilung eine Absprache zwischen Bundesumwelt- und Bundeswirtschaftsministerium. Derzufolge könnte sich die Gegner der umstrittenen Erdgasfördermethode in Heiligenhaus entspannt zurücklehnen. "Fracking zur Förderung von Schiefer- und Kohleflözgas wird es zu wirtschaftlichen Zwecken auf absehbare Zeit in Deutschland nicht geben", schrieb Beyer. Doch die Arbeitsgemeinschaft der Bürgervereine am Ort meldet Zweifel an - und lässt das Thema nicht auf sich beruhen. Im Gegenteil: "Was die Minister da erzählen, ist unglaublich", kommentiert die Vorsitzende der AG, Angelika Binkowski. Während aus Berlin praktisch die Entwarnung vor Probebohrungen kam, will sie einen weiteren Schritt tun. In einem Brief wendet sie sich direkt an Bundeskanzlerin Merkel.

In dem Schreiben heißt es: "Es gibt keine rationale Begründung, die eine Entscheidung pro Fracking rechtfertigt." Deshalb will man zwei Dinge erreichen: die Änderung des Bergrechts und ein konsequentes Fracking-Verbot. Im Gespräch erläutert Binkowski die Forderung: "Es geht darum, was in tausenden Metern Tiefe unter der Erde möglich ist. Ab einer Tiefe von 100 Metern gilt Bergrecht. Das heißt, eine regionale Behörde - das Bergamt - kann eigenständig Genehmigungen erteilen. Das kann aus unserer Sicht nicht sein." Zudem benötige das Fracking-Verfahren unvorstellbar große Wasseremengen.

Die Sorgen konkretisiert Binkowski in ihrem Schreiben an die Bundeskanzlerin: "Gefahren für Mensch, Umwelt und Trinkwasser sind in allen Phasen der Förderung von unkonventionellem Erdgas sowie der Entsorgung der Reststoffe und Abfälle nicht auszuschließen. Fracking birgt auch eine große Gefahr für den Gewässerhaushalt und den Boden."

Die Chemikalien und das Lagerstättenwasser könnten wegen Undichtigkeiten des Systems Trinkwasservorkommen beeinträchtigen. Dazu komme der hohe Wasser- und Flächenverbrauch, die Zerstörung unterirdischer Trennschichten, die Gefahr von Mikrobeben oder Bergschäden und oberirdische Verkehrs- und Lärmbelästigungen.

Hannelore Kraft informiert sich in Kanada über Fracking
6 Bilder

Hannelore Kraft informiert sich in Kanada über Fracking

6 Bilder

Binkowski bezieht sich auf Erkenntnisse, die der Wissenschaftler Guido Wimmer bereits vor einiger Zeit zu einem Gutachten zusammengefasst und dessen Ergebnisse er vor Mitgliedern der Bürgervereine an einem Infoabend vorgetragen hat. Binkowski fasst sie in ihrem aktuellen Schreiben so zusammen: "Verseuchungen des Bodens sind ebenso dokumentiert wie hohe Benzolbelastungen im Blut der betroffenen Bevölkerung. Auch ist bis heute noch nicht klar, wie die gefährlichen Frack- und Formationswässer entsorgt werden sollen und können." Dazu geharnischte Kritik: "Es erschließt sich uns nicht, wie der Wirtschaftsminister Gabriel gegen Gutachten und gegen eine Entscheidung im Landtag in NRW Fracking per Gesetz gestatten will. Haben die Bundesregierung und deren Minister nicht eine Sorgfaltspflicht gegenüber den Bürgern unseres Landes, bei so weitreichenden Entscheidungen für Leib und Leben, für Mensch und Natur?" Bis heute sei nicht bekannt, welche Chemikalien beim Fracking eingesetzt werden. Es handele sich vielmehr um " eine nicht kalkulierbare Chemiekeule". Der Brief endet mit einer doppelten Forderung: "Wir fordern Sie als Bundeskanzlerin auf, Fracking in Deutschland zu verbieten und die Gesetzesänderung bezüglich Bergrecht zu beschließen." Binkwoski signalisierte, dass sowohl Peter Beyer wie die SPD-Bundestagsabgeordnete Griese zugesagt hätten, sich in Berlin um dieses Schreiben kümmern zu wollen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort