Ratingen Calvin, der Gründer

Düsseldorf · Eine Veranstaltungsreihe mit teils unkonventionellen Ideen bietet die Evangelische Kirchengemeindezum Gedenken an den Genfer Reformator, der in diesem Jahr vor 500 Jahren geboren wurde.

Ratingen/Hösel Zum Gespräch erscheint Pfarrer Dr. Dieter Jeschke im Calvin-T-Shirt. Das leicht verblasste Bildnis zeigt "den Mann mit der Mütze", wie Jeschke ihn augenzwinkernd bezeichnet. Doch es geht ihm und Pfarrer Dr. Gert Ulrich Brinkmann zu Beginn des Gedenkjahrs zum 500. Geburtstag des Genfer Reformators Johannes Calvin um weit mehr als optische Gimmicks. Immerhin hat Jeschke über Calvins Predigten zum Buch Hiob promoviert – das denkwürdige Kleidungsstück war 1994 ein Geschenk von Kommilitonen.

Auf unkonventionelle Art

Beide Geistliche wollen mit Veranstaltungen zum Calvin-Jahr auch auf unkonventionelle Art Zugänge zu Leben und Werk eines Mannes schaffen, der selbst jeder Form von Personenkult so abgeneigt war, dass er auf eine anonyme Beerdigung für sich bestand. "Es geht uns auch nicht um Personenkult, sondern um die Rückbesinnung auf Wurzeln und Identität der reformierten Gemeinde", sagt Brinkmann. Rückbesinnung auf einen Mann, der selbst Jurist, nicht Theologe war. "Calvin hat die Zusammengehörigkeit von Glauben und Handeln betont. Auf dem biblisch fundierten Grundgedanken der Brüderlichkeit und der Freiheit entstand der Bundes- und Vertragsgedanke: So wie Gott einen Bund mit den Menschen geschlossen hat, schließen Menschen untereinander Verträge", erläutert Jeschke.

Im Zentrum von Calvins Wirken stehen die gesellschaftlichen Konsequenzen der religiösen Gedankenwelt: Trennung von Kirche und Staat und Demokratisierung kirchlicher Ämter waren Kerngedanken des reformatorischen Wirkens in Genf.

Dort organisiert Calvin zudem Asyl- und Integrationspolitik für verfolgte Glaubensflüchtlinge. In Genf betont er die Wichtigkeit einer Sozial- und Wirtschaftsordnung. Folgen: Verbot des Wuchers, Kinderschutz, Verbot öffentlicher Prostitution und Bettelei. In seinem späteren Leben wirkt er als Pastor für die französische Flüchtlingsgemeinde in Straßburg.

"Anders als Luther sah er seine Aufgabe darin, Kirche gegen die Obrigkeit konkret zu organisieren", so Jeschke. Er wird Leben und Werk Calvins am 5. Februar, 20 Uhr, in der Stadtkirche vorstellen. Eine Ausstellung mit Info-Material und Schautafeln des Reformierten-Bundes in Deutschland ist ab 1. Februar, täglich von 10 bis 16 Uhr, ebenfalls in der Stadtkirche zu sehen.

(RP)
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