Kreis Mettmann Codes schützen vor Fahrrad-Diebstahl

Kreis Mettmann · Gibt es was umsonst? Das fragt man sich beim Anblick der Schlange vor dem Monheimer Rathaus. "Ja", sagt Kripokommissarin Karin Peglau: "Nummernschilder fürs Fahrrad." Nur Aufkleber zwar, ungefähr daumengroß, aber vielleicht erweist sich der eine oder andere schon bald als ungemein wertvoll.

Eine von 100 binnen zweieinhalb Stunden: Wie viele andere Monheimer lässt Marion Bosbach ihr Fahrrad mit einem Nummernschild plakettieren. Der Kripo-Beamte Klaus Fitzner nimmt mit seinen Kollegen die Codierung vor.

Eine von 100 binnen zweieinhalb Stunden: Wie viele andere Monheimer lässt Marion Bosbach ihr Fahrrad mit einem Nummernschild plakettieren. Der Kripo-Beamte Klaus Fitzner nimmt mit seinen Kollegen die Codierung vor.

Foto: Ralph Matzerath

Zwei Stunden hat das fünfköpfige Team für die Codieraktion eingeplant. Am Ende werden es zweieinhalb Stunden sein. Denn die Schlange wird und wird nicht kürzer. "Mindestens 80 Radler sind es in Monheim eigentlich immer - heute düften es noch gut 20 mehr sein", sagt Karin Peglau.

Ist der Leidensdruck so groß? Die Polizistin versteht die Bemerkung sofort: "Ja, in Monheim werden viele Fahrräder geklaut. Wie überhaupt im Kreissüden, wo viel geradelt wird. Und wie in Ratingen, wo dasselbe gilt: Viele Fahrräder, viele Raddiebstähle."

Detlef Dominik (67) zum Beispiel weiß ein Lied davon zu singen: Seiner Familie seien bereits mehrere Fahrräder abhanden gekommen, ob am Schulzentrum Berliner Ring oder vor der eigenen Haustür, erzählt der Monheimer. Deshalb sei er, nachdem er von dem Codier-Termin in der RP gelesen habe, gleich mit seinem Enkel hierhin: "Bastian hat erst vor ein paar Tagen ein 700-Euro-Mountainbike zum Geburtstag geschenkt bekommen. Jetzt bekommt es so einen Nummernschild-Aufkleber. Sicher ist sicher."

194 Fahrraddiebstähle wurden im vorigen Jahr in Monheim laut Polizeistatistik angezeigt. Das ist, verglichen mit den Jahren davor, recht wenig. 2014 waren es 324, 2015 insgesamt 203. Einen Trend will Polizeisprecher Ulrich Löhe daraus jedoch nicht gleich herauslesen: "Gerade bei hochwertigen Fahrrädern ist das Bewusstsein für einen guten Diebstahlschutz zwar gewachsen, aber sonst beobachten wir immer noch Nachlässigkeit im Umgang mit dem eigenen Fahrrad. Wie sonst ist zu erklären, dass bei Versteigerungen der Fundbüros so viele brauchbare Exemplare unter den Hammer kommen? Die standen doch mindestens ein halbes Jahr im Fundbüro herum, ohne dass sich der Eigentümer gemeldet hätte."

Andere Faktoren wie das Wetter oder Beutezüge einzelner Diebesbanden schlagen laut Löhe in der Diebstahlstatistik so stark zu Buche, dass die Zahlenkurven der Städte mal hoch- und mal runtergehen. "Die Bedeutung des Wetters zeigt sich auch an der ,Diebstahl-Saison': Im Sommer, wenn mehr radgefahren wird, werden auch mehr Fahrräder gestohlen."

Eine Ausnahme seien die S-Bahnhöfe: "Die sind das ganze Jahr über ein Diebstahl-Schwerpunkt." Pendler sollten ihr Rad deshalb besonders gut sichern. In Ratingen gab es im Jahr 2015 412 erfasste Fälle von Fahrraddiebstahl. Im Jahr 2016 waren es nur noch 222. Die Aufklärungsquote für die beiden vergangenen Jahre liegt bei unter zehn Prozent. Heiligenhaus: elf erfasste Fälle im Jahr 2015, 26 im Jahr 2016.

Ein Grund für die schlechten Aufklärungsquoten ist laut Löhe die mangelnde Identifizierbarkeit vieler gestohlener Räder: "Es gibt Eigentümer, die können gerade mal die Farbe nennen. Bei der Marke hört es dann schon auf." Um so wichtiger sei ein Fahrradpass, in dem die wichtigsten Merkmale dokumentiert sind. Dazu ein Foto von dem Rad und der Kaufnachweis. Noch besser sei die Codierung: "Dann ist es registriert und leicht identifizierbar." Manchmal fällt die Diebesbeute sogar bei Codieraktionen auf. "Bei einem unserer letzten Termine in Monheim stellte sich heraus, dass eines der Räder gestohlen war", erzählt Karin Peglau, "der aktuelle Besitzer hatte es gebraucht in Neuss gekauft." Bitter für ihn: Hehlerware wird eingezogen, eine Entschädigung für den Käufer gibt es nicht.

(RP)
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