Ratingen Cromford umgarnt seine Gäste

Ratingen · Der Konkurrenzkampf ist riesengroß, doch das Industriemuseum hat seit 20 Jahren seinen Platz in der Region.

 Alexandra Hilleke (Volontärin), Museumsleiterin Claudia Gottfried, Natalie Jürgens (Praktikantin) und Wolfgang Küppers (Förderverein Cromford) bereiten sich auf die Museumsnacht vor.

Alexandra Hilleke (Volontärin), Museumsleiterin Claudia Gottfried, Natalie Jürgens (Praktikantin) und Wolfgang Küppers (Förderverein Cromford) bereiten sich auf die Museumsnacht vor.

Foto: Achim Blazy

Wie richtet man ein neues Museum ein, wenn man keine Sammlung besitzt, wenn man auch nicht so recht weiß, welche Besucher einmal kommen werden? Unterschiedliche Persönlichkeiten haben sich also in den beiden vergangenen Jahrzehnten Gedanken darüber gemacht, wie das Kleinod am Rande der Innenstadt im Innern, äußerlich und inhaltlich so herausgeputzt werden kann, dass es auch den Besuchern etwas mitteilt, die weit nach der Unternehmerfamilie Brügelmann das Haus besuchen.

Ausstattung, Dauer- und Sonderausstellungen sind inzwischen so im Bewusstsein der Interessierten verankert, dass man sich generell keine Sorgen um die Akzeptanz des Hauses machen muss. Immerhin haben Claudia Gottfried und ihre Stellvertreterin Christiane Syré immer wieder einen neuen Knüller in der Hinterhand - sind doch die Sonderausstellungen oft der Anlass für besonderes Interesse. Ab Mai nächsten Jahres wird es zum Beispiel um Strümpfe gehen - nach Handtaschen, Hüten, mancherlei Kleidung sicher wieder eine Attraktion.

Im Netzwerk der übrigen Standorte der Industriemuseen des Landschaftsverbandes Rheinland ist der Ratinger Standort sicher schon einmal gut aufgehoben. Doch hier stehen dem Haus (das man übrigens unter der nicht leicht aufzuspürenden Rufnummer Ratingen 854490 erreichen kann) mit dem Förderverein unter dem Vorsitz von Wolfgang Küppers und dem Kuratorium, von Joseph Tünkers geleitet, tatkräftige und einfallsreiche Freunde zur Seite.

Doch ohne Ideen nutzen auch finanzielle Hilfen nicht. So stellen die Verantwortlichen fest, dass durch die Verkürzung der gymnasialen Schulzeit ein großer Teil potenzieller Besucher - Schulklassen nämlich - nicht mehr kommen. Gab es einmal das Museumskonzept, die Welt der einfachen Leute darzustellen, die Alltäglichkeiten, die Arbeitsbedingungen, so spielt inzwischen auch die Unternehmerfamilie eine ordentliche Rolle in der Ausstellung.

Also werden neue Besucherkreise erschlossen, ist die Gruppe der Leute im Blickfeld, die man unter 50+ und 60+ unvollständig umschreibt. Immerhin sind sie wirklich zu faszinieren, wenn sie auf angepasste Führungen treffen. Die nächsten öffentlichen Führungen - nicht nach Alter sortiert - finden übrigens am 25. September, 16. Oktober und 20. November von 14 bis 15.30 Uhr statt. Seit 20 Jahren wird nun am Standort Cromford aktiv gestaltet, werden Ferienkurse und Nachmittags-Workshops abgehalten, Parkfeste und ein überaus geschätzter Adventsmarkt, Museumsnächte veranstaltet. Man kann gegen Gebühr private Feste im Haus der Brügelmanns abhalten und schließlich auch noch das überaus beliebte Angebot des Ratinger Standesamtes nutzen, im Gartensaal zu heiraten.

Doch im Hintergrund rotiert die Alltagsmühle, die da den historischen Standort in einen dennoch lebendigen Platz einbindet: Gegenwärtig laufen Planungen, auch die Dauerausstellung Fabrik da einer Modernisierung zu unterziehen, wo es angebracht ist.

Zu den beliebtesten Objekten aber gehört die Darstellung des "Spinnprozesses" aus dem 18. Jahrhundert von der Rohbaumwolle bis zum fertigen Garn.

(RP)
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