Ratingen Das Aufräumen dauert noch Wochen

Ratingen · Die Folgen des Sturms sind massiv: S-Bahnen fahren nicht und Schulen bleiben teils noch bis Freitag geschlossen.

 Hauser Ring: Die wichtige Verbindungsstraße war gestern in Richtung Düsseldorf komplett gesperrt.

Hauser Ring: Die wichtige Verbindungsstraße war gestern in Richtung Düsseldorf komplett gesperrt.

Foto: Achim Blazy

Die Aufräumarbeiten nach dem verheerenden Gewittersturm werden noch Wochen dauern. Längst sind nicht alle Schäden, besonders in den Wäldern, registriert. An den Straßenrändern und auf Rad- und Gehwegen stapelt sich das Bruchholz. Viele Wege sind unpassierbar wie beispielsweise entlang der Mülheimer Straße: Radler und Fußgänger müssen über weite Strecken auf die Fahrbahn ausweichen. Derweil liegt der S-Bahn-Verkehr nach wie vor still: In Hösel steht immer noch eine gestrandete S-Bahn auf dem Gleis in Richtung Düsseldorf. Ein Schienenersatzverkehr war am Morgen noch nicht eingerichtet. Infos gab es nicht.

Weil viele Schulwege, aber auch Schulhöfe nicht sicher sind, bleiben heute alle Ratinger Schulen dicht. Ab morgen öffnen die weiterführenden Schulen sowie die beiden Grundschulen in Breitscheid und Homberg. Welche Schulen danach öffnen, darüber wird auf den Internetseiten der Schulen sowie der Stadt informiert. Das gaben gestern der künftige Bürgermeister Klaus Konrad Pesch und Schuldezernent Rolf Steuwe bekannt. Die Schulen in nicht-städtischer Trägerschaft entscheiden nach eigenem Ermessen.

Der Volkardeyer Park und der Poensgen-Park sind wie die Friedhöfe gesperrt. Das Open-Air-Festival "Folkerdey" fällt aus, so Manfred Fiene (Amt 70). Sein Amt mit 60 Mitarbeitern wurde wegen der Notlage der Feuerwehr unterstellt. Wehr-Chef René Schubert zählte bis gestern über 720 Einsätze, davon waren noch 200 unbearbeitet.

"Damit wurde die Höchstzahl der über 600 Einsätze beim Sturm Kyrill im Jahr 2007 deutlich übertroffen", bilanzierte Schubert. Die Wehr sei nur für Notfälle zuständig: "Eine Beseitigung von Sturmschäden, die keine Gefahrenlage darstellen, kann nicht durchgeführt werden."

So wütete das Unwetter in Ratingen
20 Bilder

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Foto: Blazy, Achim

Bis zu 430 Kräfte von Wehren und THW aus dem gesamten Umland waren bis gestern Mitternacht fast pausenlos im Einsatz. Erst dann gab es eine kurze Nachtruhe. Am Morgen ging es mit 160 Kräften weiter.

Zu ihnen gehört auch Jana Reuter (24), Studentin und Mitglied des Löschzuges Breitscheid und des ABC-Zuges. Sie wurde kurz nach Beginn des Sturmes alarmiert, kam nicht bis zum Gerätehaus durch und schnappte sich gleich den Trecker mit Hubwagen aus dem Familienbetrieb: Sie fuhr damit direkt zum ersten Einsatzort und hilft seitdem unermüdlich beim Sägen von Sturmholz in größeren Höhen. "Die Gefahren hängen im Baum", sagte Fiene. Viel Sturmholz ist dort hängengeblieben. Der für Bahnstörungen vorgesehene Schienenersatzverkehr ließ zumindest gestern Vormittag noch auf sich warten. "Die Verwüstungen sind noch schlimmer als beim Orkan Kyrill", sagte Reiner Latsch, Konzernbevollmächtigter der DB in NRW. Streckenerkundungen würden teilweise mit Hubschraubern vorgenommen. Die Bahn verwies auf die Gratis-Hotline: 08000 99 66 33. Infos auch unter www.bahn.de/aktuell.

"Auch das Schießstandgelände der St. Sebastiani Bruderschaft an der Brückstraße hat der Sturm heimgesucht und einiges beschädigt", so Schießmeister Bernd Schäper. "Hierfür haben die Platzmeister eine Aufräumaktion gestartet. Viele Helfer sorgten dafür, dass am Samstag wieder die Kompanien ihre Veranstaltung durchführen können."

Marcus Prünte, Chef mehrerer McDonald's-Filialen, bedankte sich auf seine Art bei den vielen Helfern: Angehörige der Wehren und der Hilfsorganisationen können bis zum Sonntag in seinen Filialen gratis gegen Vorlage des Dienstausweise essen.

Am Blauen See wird Pippi Langstrumpf am Samstag und Sonntag (jeweils 15.30 Uhr) spielen. Der Fußweg durch den Wald sei zwar immer noch dicht, aber der Weg am Märchenzoo vorbei sei freigeräumt worden und werde bis zum Wochenende gesichert, sagte Tanja Bockelkamp vom Theaterensemble.

Die städtischen Grundschulen wurden zusammen mit den Trägern des offenen Ganztags gebeten, für Kinder mit Betreuungsbedarf einen Notdienst einzurichten.

Der Besuch der Kindergärten ist möglich, unterliegt aber im Hinblick auf den Weg zur Einrichtung ebenso der Risikoeinschätzung der Eltern.

(jop)
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