Ratingen "Das liegt doch auf der Hand"

Düsseldorf · Die Freunde und Förderer des Museums der Stadt feiern 2011 ihr 20-jähriges Bestehen. Ihre Vorsitzende, die Kunsthistorikerin Marie-Luise Otten, will bis dahin den überfälligen Bestandskatalog zur städtischen Kunstsammlung vorlegen.

Sie sind Gründungsmitglied der seit 1991 existierenden Freunde und Förderer des Museums der Stadt, das nach der Kündigung von Melanie Ehler einen neuen Tiefpunkt erreicht hat. Sind sie nach all den Rückschlägen überhaupt noch motiviert, sich zu engagieren?

Otten Wir Freunde und Förderer haben es gerne übernommen, das Museum in seiner Arbeit zu unterstützen. Dies haben wir stets mit viel Elan und relativ selbstständig auch erfolgreich tun können, in dem wir uns für die Vermittlung und Präsentation der zeitgenössischen Kunst und generell der Phänomene der Kunst nach 1945 eingesetzt haben. Die Förderung des Museums selbst betreffend haben wir uns immer als eine Art Ideenschmiede gesehen, aber auch die unbürokratische und unmittelbare Hilfe nicht gescheut. Die Motivation zu diesem Engagement liegt in einem selbst und ist in der Sache begründet, für die man sich einsetzt. Da wäre es schlechter Stil, wenn man ausgerechnet jetzt das Handtuch würfe. Also mir liegt das nicht.

Sie haben die für September geplante Schau "Die Katze in der Kunst der Moderne" der Freunde und Förderer verschoben und werden stattdessen Arbeiten aus der Kunstsammlung des Museums zeigen. Warum?

Otten Das liegt doch auf der Hand. Die für September 2010 geplanten Ausstellungen des Vereins werden auf 2012 verschoben, weil wir uns nicht hinter ein "Business as usual" zurückziehen wollen. Wir sehen uns, auch moralisch, als Unterstützer des Museums. Also haben wir, vor allem auch im Hinblick auf unser 20-jähriges Jubiläum im nächsten Jahr (1991-2011), über eine Aktivität nachgedacht, die über den üblichen Rahmen unserer Unterstützung hinausgeht. Und wir wollten etwas in enger Zusammenarbeit mit dem Museum machen. Da war es nicht schwierig, darauf zu kommen, sich den bisher nicht vorhandenen Bestandskatalog der Kunstsammlung des Museums für das nächste Jahr vorzunehmen. Im September wird es eine erste Ausstellung mit dem Titel "Schlaglichter" aus den Beständen des Museums geben, die einige Highlights aus der Sammlung in einen neuen Zusammenhang stellt.

Sie haben angekündigt, den Bestandskatalog bis Ende 2011 vorlegen. Wie wollen Sie diese Aufgabe in so kurzer Zeit stemmen?

Otten Die Sammlung ist mir in Teilen seit Jahren bekannt und ich kenne die meisten Künstler. Die Einschätzung, den Arbeitsaufwand betreffend, ist durchaus realistisch, aber im Ernst, ich arbeite schon daran und verhoben haben wir uns mit unseren vielen Projekten eigentlich noch nie.

Im Depot soll es rund 450 Arbeiten geben. Werden Sie die komplette Sammlung aufarbeiten oder nur die prominentesten Stücke?

Otten Eine Aufarbeitung ist eine Aufarbeitung, da ist es selbstverständlich, die komplette Kunstsammlung zu erfassen.

Welche Kosten entstehen dabei für die Stadt?

Otten Unsere geldwerten Leistungen als professionelles "Kompetenzteam" berechnen wir nicht, und das Fundraising hat bereits begonnen. Das ist für uns nichts Neues. Kosten werden vor allem bei der fotografischen Erfassung der Werke und bei der Herstellung des Kataloges entstehen. Da ist jede Spende, sei sie auch noch so klein, willkommen. Zusätzlich haben wir die Idee, Bürger für die jeweiligen Arbeiten aus dem Museum als Fotopaten zu gewinnen, die bereit sind, die Kosten zu übernehmen. Für Beuys, Warhol oder Twombly wahrscheinlich jeweils 100 Euro, für andere Werke 50 Euro.

Nach RP-Informationen ist in der Bestandsliste der Kunstsammlung nicht vermerkt, wo im Depot welches Kunstwerk gelagert ist. Ist dies mittlerweile nachgeholt worden? Oder müssen Sie jetzt erst einmal suchen?

Otten Wie sagt man im Rheinland so schön: "Da wissen Sie mehr als ich." Aber im Ernst, Zustand und Werke der Künstler, die wir im September ausstellen wollen, habe ich mir gerade wieder angesehen, das gehört zu den Gepflogenheiten bei der Vorbereitung von Ausstellungen. Des Weiteren bin ich gerade dabei, mir einen ersten Überblick über die gesamte Kunstsammlung zu verschaffen. Hilfreich ist dabei eine Kopie der Inventarliste der Kunstsammlung als Tabelle, die ich letzte Woche von der Stadt erhalten habe. Hier sind auch Standorte verzeichnet. Selbstverständlich muss alles neu gesichtet, überprüft und womöglich ergänzt werden. Das wollen wir gemeinsam machen.

Werden Sie sich auch für eine professionellere Aufbewahrung der Kunstwerke einsetzen? Kritisiert wurde ja beispielsweise, dass es keinen Schutz vor Staub gibt.

Otten Das tue ich bereits auf verschiedenen Ebenen.

Das Seminar für Kunstgeschichte der Heine-Universität Düsseldorf würde bei der Aufarbeitung der Sammlung gerne helfen und sich auch umfassender für das Museum engagieren, etwa mit Fragebögen zur Erfassung der Besucherzufriedenheit. Kann das Stadtmuseum eine solch attraktive Kooperation nicht prima gebrauchen?

Otten Grundsätzlich kann das Museum jede Hilfe gebrauchen. Über eine Kooperation mit der Heine-Universität und/oder der Kunstakademie Düsseldorf haben wir auch schon (laut) nachgedacht. Es wäre schön, wenn eine solche Zusammenarbeit grundsätzlich zustande kommen könnte. Auch darum wollen wir uns kümmern.

Sie selbst haben vielfach auf die Notwendigkeit der Aufarbeitung der Sammlung hingewiesen. Was hat Sie bislang davon abgehalten, sich für diese Aufgabe ins Spiel zu bringen?

Otten Unsere Hilfe haben wir immer angeboten. Bisher war ich aber der Auffassung, dass diese Aufgabe sozusagen "ex officio" von der wissenschaftlichen Leitung zu leisten ist. Nach meinem Verständnis zählen zu den wichtigsten und vornehmsten Aufgaben eines Museums die Erhaltung, Restaurierung und Konservierung der Sammlung, ihre Dokumentation und die wissenschaftliche und didaktische Erschließung der Werke. Das ist auch der Grund, warum wir auf das Fehlen eines Bestandskataloges immer wieder hingewiesen haben. Es ist aber nicht unsere Aufgabe, Kollegen arbeitslos zu machen. Nach den Dauerquerelen allerdings, die auch in der Presse thematisiert wurden, scheint es angebracht, die Zeit des Interregnums auf diese Weise zu überbrücken. Ich denke, das ist eine würdige Aufgabe zu unserem Jubiläum.

Werden Sie sich in Zukunft noch stärker als Kuratorin in die Museumsarbeit einbringen?

Otten Stärker als bisher mit Sicherheit nicht. In der Vergangenheit haben wir jedes Jahr mindestens eine Ausstellung konzipiert und durchgeführt, die ich in der Regel kuratiert habe, unter anderem Gruppe 53, Informel und Zero, Pop und die Folgen, Sammeln als Diskurs, jeweils von einem Katalog begleitet, der selbst erarbeitet und auch finanziert wurde. Daran wird sich nichts ändern.

Cordula Hupfer stellte die Fragen.

(RP)
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