Heiligenhaus DDR-Korrespondent liest auf dem Campus

Heiligenhaus · Der aus Heiligenhaus stammende Spiegel-Journalist Peter Wensierski stellt im Campus-Hörsaal sein neues Buch vor.

 Spiegel-Autor Peter Wensierski rechts) im VHS-Erzählcafé im Gespräch mit Peter Ihle.

Spiegel-Autor Peter Wensierski rechts) im VHS-Erzählcafé im Gespräch mit Peter Ihle.

Foto: Blazy

Kaum ein Journalist hat das letzte Jahrzehnt der DDR so nah erlebt, wie der aus Heiligenhaus stammende Peter Wensierski. Als jüngster westlicher Reisekorrespondent schrieb er ab 1979 Berichte und Reportagen über das Leben hinter dem "eisernen Vorhang" und hatte Einblicke in Lebenswelten und Gedanken der Menschen dort. Am Mittwoch, 11. Oktober, 19 Uhr, führt es den Redakteur des Spiegel-Magazins wieder in die alte Heimat, dann wird er im Hörsaal des Campus an der Kettwiger Straße, aus seinem neuen Buch lesen.

In "Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution: Wie eine Gruppe junger Leipziger die Rebellion in der DDR wagte" legt er den Fokus auf die jungen Menschen. "Wensierski ist fasziniert von der Charakterstärke und dem Mut dieser Gruppe von jungen Leipzigern, die zwischen 17 und 25 Jahre alt sind und ein Leben zwischen Mut und Angst führen, weil Polizei und Stasi ihnen ständig auf den Fersen sind", sagt Ruth Ortlinghaus. "Aber sie kämpfen für ein offenes Land mit freien Menschen, ein Kampf der Hunderttausende mitreißt und letztendlich in die Freiheit führt."

Die Lesung ist dabei ein Geschenk des Stadtmarketing-Arbeitskreises "Kultur und Gesellschaft" sowie der Stadt Heiligenhaus an den Campus - dabei sein kann allerdings jeder, Freikarten gibt es im Bürgerbüro oder in der Buchhandlung "Bücher und Mehr" oder, so etwa für die Studierenden, in der Campus-Bücherei. 120 Menschen passen in den Saal, sagt Hochschul-Sprecherin Christine Heinrichs. "Mehr können wir aufgrund von Feuerschutzbestimmungen auch nicht hinein lassen. Es besteht aber die Möglichkeit, die Veranstaltung bei höherer Nachfrage quasi per Radioübertragung in einem anderen Hörsaal zu verfolgen." Die Hochschulsprecherin findet, dass die Lesung vor allem für die Studierenden eine außergewöhnliche Gelegenheit ist. "Ich selbst war noch sehr jung, als die Mauer fiel und habe nur noch sehr grobe Erinnerungen. Für unsere Studenten ist diese Zeit noch viel weiter weg." Dabei sei das Thema aktueller wie lange nicht, fügt Ortlinghaus an: "Da ist die Frage, warum die AfD vor allem in Ostdeutschland so hohe Ergebnisse einfahren konnte. Das dürfte etwas sein, was bei der Lesung durchaus diskutiert werden könnte." Denn wer den Wahl-Berliner erlebt hat, der weiß, dass er viel mehr erzählt, lebhaft schildert und so manche Vorgänge überhaupt erst verständlich machen kann: "Wensierskis besonderes Augenmerk lag immer auch auf Jugendliche in Ausnahmesituationen. So eröffnete er 2006 mit seinem Buch 'Schläge im Namen des Herrn' die erschütternde Debatte über Missbräuche innerhalb der kirchlichen Heimerziehung und 2014 in 'Die verbotene Reise' eine ungewöhnliche Flucht aus der DDR." Sein Lebensthema sind jedoch die Menschen der DDR. Vor Ort wird der Autor auch Bücher signieren. Freikarten für die Lesung am 11. Oktober, ab 19 Uhr, gibt es im Bürgerbüro, in der Buchhandlung "Kotthaus und Beer" sowie in der Campus-Bibliothek.

(sade)
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