Heiligenhaus Demenz den Schrecken nehmen

Heiligenhaus · Eine Veranstaltungsreihe im Ludgerustreff will über das Thema informieren und aufklären.

 Ingrid Niering, Pfarrer Alfons Demand und Christel Prätorius (von links) wollen mit ihren Aktionen über das Thema Demenz informieren. Pfarrer Demand hat das Plakat künstlerisch gestaltet.

Ingrid Niering, Pfarrer Alfons Demand und Christel Prätorius (von links) wollen mit ihren Aktionen über das Thema Demenz informieren. Pfarrer Demand hat das Plakat künstlerisch gestaltet.

Foto: Achim Blazy

Es gibt nicht viel, was Christel Prätorius erschüttern kann. Doch eine Sache gab es da doch, die sie schockiert hat. "Ich habe gedacht, unsere Gesellschaft wäre schon viel fortgeschrittener im Umgang mit Demenz-Erkrankten. Im Alltag habe ich aber feststellen müssen, dass dem nicht so ist", sagt sie. "Eine stadtbekannte Demenz-Erkrankte, die gerne mal Waren mitnimmt, ohne sie zu bezahlen, weil sie sie weiter verschenken will, wurde beschimpft und von der Polizei mitgenommen. Das hat der Frau die Tränen in die Augen getrieben, obwohl sie nur das Beste im Sinn hatte. Kriminell war sie nicht", erzählt die ehemalige Leiterin des Ludgerustreffs und Betreuerin der Demenzgruppe.

Sie nahm diese Geschichte so mit, dass sie eine Informationsschrift samt Personenbeschreibung dieser Frau an den Einzelhandel verteilte und die Geschäfte selbst besuchte, um zu versuchen, den Mitarbeitern ans Herz zu legen, diese freundlich hinauszukomplimentieren. "Wenn man verständnisvoll mit ihr sprach, dann ging sie auch wieder. Doch rohes Beschimpfen und die Polizei verwirrten diese Frau noch mehr." So sei es vor allem der Alltag, der es notwendig mache, das Thema "Demenz" immer wieder in den Fokus zu rücken. Auf den ersten Blick erkenne man die Krankheit natürlich nicht. Selbst bei einem Familienmitglied erkenne man das nur langsam: Wenn zum Beispiel bekannte Wege nicht mehr gefunden werden oder überall Zettel mit Erinnerungen hängen, sollte man hellhörig werden. Eine Veranstaltungsreihe, organisiert vom Ludgerustreff, dem Katholischen Bildungswerk, dem Demenznetz sowie dem Stadtmarketing soll nicht nur pflegende Angehörige für dieses Thema sensibilisieren, sondern auch dem Schreckgespenst, das diese Krankheit darstellt, seine Schatten nehmen. "Auch kleine Wesensänderungen machen die Erkrankung deutlich, das merkt man aber immer erst hinter", sagt Ingrid Niering, Leiterin des Ludgerustreffs.

Pfarrer Alfons Demand ließ sich von diesem Thema zu einer Bilderreihe inspirieren, die im zweiten Halbjahr in der Suitbertuskirche ausgestellt wird. "Es war eine Herausforderung, mich diesem Thema zu nähern. Aber das Bild macht für mich sehr deutlich, wie sich für die Erkrankten dieser Blick, der verloren gegangen ist, anfühlen könnte", sagt der Pfarrer. "Das Schwierigste ist, diese Krankheit zu akzeptieren. Denn oft wollen Patienten und ihre Angehörigen sie nicht wahrhaben", so Niering. "Es ist wichtig, sein Verhalten zu spiegeln, denn dieser Blick auf sich selbst geht dem Patienten verloren", so Prätorius. Sie ist sich sicher: "Schon mit kleinen Details kann man bei den Erkrankten viel bewirken, man muss es einfach nur wissen."

(sade)
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