Ratingen Demenz-Initiative vernetzt Hilfsangebote

Ratingen · Koordinatorin Monika Rauser ist in Ratingen Ansprechpartnerin für Betroffene und deren Angehörige.

Die Demenzinitiative geht mit betroffenen Menschen achtsam und einfühlsam um. Dazu gehört auch das Angebot einer entspannenden Therapie mit Klangschalen.

Die Demenzinitiative geht mit betroffenen Menschen achtsam und einfühlsam um. Dazu gehört auch das Angebot einer entspannenden Therapie mit Klangschalen.

Foto: achim blazy

Man muss nicht Professor werden, um unangefochten schusselig zu sein. Nicht mal betagt. Es gibt Leute, die ein Leben lang auf der Suche nach irgendwelchen Dingen oder Zahlen oder Namen sind und stets ein Gebet zum Heiligen Antonius auf den Lippen haben, dem Schutzpatron fürs Wiederauffinden verlorener Gegenstände (deshalb im Süden auch Schlampertoni genannt). Ein schwindendes Gedächtnis kann allerdings auch ein Zeichen dafür sein, dass ein Mensch erworbene Denkfähigkeiten verliert, und zwar immer mehr und in immer größerem Umfang. Da hilft dann unter anderem die Ratinger Demenzinitiative.

Monika Rauser kümmert sich in Ratingen als Koordinatorin um Hilfe suchende Familien und Einzelpersonen, trifft auf große Ratlosigkeit, aber oft auch auf unerwartet liebevolle Zuwendung. Und dennoch ist es für sie wichtig, einen Gedanken immer fest im Blick zu behalten: "Den oft benutzten Vergleich, Menschen mit Demenz würden wie Kinder, finde ich völlig unpassend. Menschen mit Demenz sind nämlich Persönlichkeiten, also Individuen, die ihr Leben gelebt und es gemeistert haben." Und ihr Rat ist folglich: "Wir sollten ihnen achtsam und einfühlsam begegnen und neugierig sein auf die individuelle Geschichte ihres Lebens; denn Lebensfreude ist unvergesslich."

Im letzten Kalenderjahr hat es rund 680 Beratungsfälle gegeben - mal kamen Ratinger, die sich grundsätzlich über Demenz informieren wollten, oft aber auch Familien, in denen ein Patient schon größere Probleme hatte, sich zurecht zu finden. Egal: Monika Rauser versucht jedem zu helfen. Sie ist nämlich angetreten, alle Institutionen, die zum Thema arbeiten, sinnvoll zu vernetzen und vorhandene Angebote so miteinander in Einklang zu bringen, dass am Schluss dem Betroffenen geholfen wird.

Wenn die Beschwerden stärker und anders sind als die eingangs beschriebene Schlüsselsuche, dann können sich Patienten entweder mit ihrem Hausarzt auf die Suche nach der richtigen Diagnose machen oder auch zu einem Test in die so genannte Gedächtnis-Sprechstunde kommen. Dabei treffen sie im "Laden" in der Wallpassage einen Arzt aus der Fliednerklinik. Diese Sprechstunde findet an jedem Dienstag zwischen 14.30 und 16 Uhr statt, Tests müssen unter der Rufnummer 0172 7421138 vorher telefonisch vereinbart werden.

Bei den Zahlen über Demenzkranke stützt sich auch die Ratinger Initiative auf offizielle Verlautbarungen, die besagen, dass zwei bis fünf Prozent der 70-Jährigen, zehn bis 20 Prozent der 80-Jährigen und mehr als 30 Prozent der über 90-Jährigen betroffen seien. Vieles liegt noch im Dunkeln, auch vieles über die Ursachen. Immerhin ist bekannt, dass die Demenz vom Typ Alzheimer die häufigste Form der besagten Erkrankung ist.

Umso erfreulicher ist die Vielfalt der Angebote in Ratingen. Ob es nun die "Klöntür" oder das Café Regenbogen in Homberg sind oder die "Lintorfer Stube", "NAdiA" in Lintorf, das Café Glockenblume in Hösel, die Betreuungscafés "Lebensfroh", "Herbstwind" oder die Alzheimer Café OASE - (Adressen im "Laden")es gibt eine große Zahl von Einrichtungen, wo sich meist ehrenamtliche, aber besonders qualifizierte Helfer kümmern.

Monika Rauser ist es natürlich nicht allein um die respektvolle Betreuung der dementen Mitmenschen getan; sie will auch den Blick der Angehörigen dafür schärfen, was eine mögliche Demenz ankündigt: Probleme bei Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Denken, Logik und Sprache, Verlust von "normalen" Alltagskompetenzen und Veränderungen der Persönlichkeit, Angst, Apathie. In beschränktem Maße kann therapiert werden. Und in nicht unerheblichem Umfang sind Vorbeugung und Verzögerung im Sinne der Stärkung kognitiver Reserven möglich.

Wer sich aktiv bewegt (körperlich und geistig), wer soziale Kontakte pflegt und sich gesund ernährt, hat oft bessere Chancen, einem Demenz-Schicksal zu entgehen.

(RP)
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