Heiligenhaus Der Bürgerbus kommt immer gut an

Heiligenhaus · Seit 2012 ist der Kleinbus auf den Straßen der Stadt unterwegs. RP-Mitarbeiter Henry Kreilmann stieg probehalber zu..

 Fahrer Siegfried Wolf sieht seine Aufgabe als Hobby und Herausforderung zugleich.

Fahrer Siegfried Wolf sieht seine Aufgabe als Hobby und Herausforderung zugleich.

Foto: Achim Blazy

Siegfried Wolf kennt fast alle Namen seiner Passagiere. Von den meisten weiß er auch das Fahrtziel und manchmal sogar noch mehr. "In fünf Jahren lernt man seine Mitfahrer einfach gut kennen", sagt der Fahrer des Bürgerbusses. An diesem Donnerstagnachmittag sitzen bei der 14-Uhr-Fahrt am Basildonplatz sechs Passagiere an Bord des Sprinters. Siegfried Wolf schaut noch mal nach, ob die Kasse stimmt, denn jeder Erwachsene zahlt 1,50 Euro pro Fahrt, Kinder 1 Euro (Mobilitätseingeschränkte Menschen mit Ausweis fahren kostenfrei), und dann kann es auch fast schon losgehen, wenn alle angeschnallt sind.

"Das ist Vorschrift", sagt der Fahrer und erzählt, dass er ab und zu den Passagieren beim Anschnallen helfen muss. Bei dieser Fahrt muss er das nicht, los geht's also für sechs Passagiere und mich sowie die den Kapitän. Wie naheliegend dieses Bild ist, wird klar, als Siegfried Wolf erzählt, dass er schon häufig in ganz anderen Cockpits saß, über den Wolken nämlich: Über 30 Jahre gehörte das Fliegen zu seinen Hobbies, nun, in seinem 80. Lebensjahr, ist es das Cockpit des Bürgerbusses, das übrigens ein Diesel-Fahrzeug ist. Und dieses ehrenamtliche Hobby sei manchmal eine echte Herausforderung, nicht nur im Straßenverkehr, sondern auch im Umgang mit den Passagieren, die übrigens fast alle sehr nett seien.

"Nach so einer vierstündigen Bürgerbusschicht, bin ich wirklich geschafft." Warum das so ist, schiebt er gleich hinterher: "Ich sitze ja nicht nur am Steuer, sondern helfe auch den Fahrgästen." Und was er damit meint, wird schnell deutlich, mal reicht er einer älteren Dame die Hand, damit sie die beiden Stufen aus dem Bus heraus sicher übersteht, mal muss ein Gehwagen hinaus getragen werden. "Es kommt auch schon mal vor, dass sich hier gleich mehrere Gehwagen aneinander reihen", verrät der Bürgerbus-Pilot. Eine besondere Herausforderung ist übrigens immer wieder die Friedhofsallee, die nennt Wolf gerne mal "Mondlandschaft". Hier sei schon mehrfach der rechte Vorderreifen wegen der unebenen Randsteine beschädigt worden. Und trotzdem: "Es macht einfach Spaß hier zu fahren." Das Vergnügen der Fahrer geht auf die Fahrgäste über, es wird geschäkert, geflachst und getöttert.

 Der Kleinbus dreht seit 2012 seine Stadt-Runden.

Der Kleinbus dreht seit 2012 seine Stadt-Runden.

Foto: Blazy Achim

Man kennt sich eben, "Heiligenhaus ist ein Dorf", sagt einer. "Den Bürgerbus nutze ich erst seit gut einem Jahr", erzählt eine Passagierin, auch ein anderer Passagier verrät, dass er den Bürgerbus erst einmal "entdecken" musste. "Gerade für uns Ältere aus dem Nonnenbruch ist der Bürgerbus aber eine echte Erleichterung, denn hier fährt sonst kein Bus." Für Fahrgast Uta Möller gilt das übrigens auch für die Wassermangel, auch wenn es hier eine Busverbindung gibt. "Ich bin froh, dass es den Bürgerbus gibt, der hält fast direkt vor meiner Haustür, das finde ich sehr gut. Nur schade, dass der Bus nicht schon früher fährt, wenn ich beispielsweise frühmorgens nüchtern zum Arzt muss."

(sade)
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