Heiligenhaus Der "Dorfsheriff" muss alles wissen

Heiligenhaus · Polizeiarbeit kann eine Art Rundumbetreuung für den Bürgeralltag sein. Das weiß Hauptkommissar Heinz Keller nur zu gut. Er ist der neue Bezirksbeamte der Polizei für den Heiligenhauser Süden. Seine Aufgaben, in Kurzfassung: Möglichst alles wissen, möglichst jeden kennen.

 Heinz Keller.

Heinz Keller.

Foto: Blazy, Achim

Sein Arbeitsplatz im weiteren Sinn ist gar nicht ganz leicht einzugrenzen: "Der Nonnenbruch gehört dazu, die Ortsteile Heide und Hetterscheidt inklusive Gewerbegebiet auch", sagt Heinz Keller (53). Im Prinzip alle Teile der Stadt also südlich des Südrings. Sein Arbeitsplatz im engeren Sinn dagegen ist seit einigen Wochen die Polizeiwache Heiligenhaus am Höseler Platz. Hauptkommissar Keller ist neuer Bezirksbeamter der Polizei - einer von dreien für ganz Heiligenhaus.

Auch das Aufgabengebiet ist nur dann in wenige Worten zu fassen, wenn man es so augenzwinkernd tut, wie Kellers Chef Ulrich Laaser, der für den Wachbereich Velbert und Heiligenhaus zuständig ist: "Wir erwarten von unseren Bezirksbeamten, dass sie in ihrem Sprengel alles wissen und jeden kennen." Oder noch kürzer: "Er ist der Dorfsheriff."

Hinter diesen Definitionen stehen für Laaser und Keller natürlich Aufgaben, die ohne jedwedes Augenzwinkern zu erledigen sind. Da wären für Keller zum Beispiel die "etwa zehn Personen, mit denen man es in einem Bezirk von meinem Zuschnitt rein statistisch-rechnerisch immer wieder zu tun hat." Einbruchs- und Gewaltdelikte sind - wenn auch nicht täglich - wiederkehrende Stichworte in Kellers Dienst. "Man darf nicht vergessen: In Heiligenhaus und Velbert haben wir zusammen etwa 300 Fälle von häuslicher Gewalt pro Jahr", sagt Laaser.

Und es gebe eine stattliche Anzahl von "Intensivtätern", die immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Besonders das Thema "häusliche Gewalt" gebe es nicht nur in sogenannten sozialen Brennpunkten, "sondern auch da, wo der Laie es vielleicht gar nicht vermutet". Kommt es - wie häufig in solchen Fällen - zu einem "Annäherungsverbot" für den Gewalttäter, dann ist es die Aufgabe des Bezirksbeamten darauf zu achten, dass dieses Verbot, der Sicherheitsabstand zwischen potenziellem Täter und Opfer, auch eingehalten wird.

Einrichten müssen wird sich Keller auch auf Nachbarschafts- und Generationenkonflikte. In solchen Fällen haben die Bezirksbeamten hier und da Streitschlichterfunktion. Und nicht immer geht es so schnurrig zu wie in einem Beispiel aus der Praxis: Thema Hausputz. Nachbarn hatten als "Beweismittel" für mangelnden Putzeifer der Nachbarn über einen Zeitraum hinweg Staub in Gläsern gesammelt. Den bekam der Bezirksbeamte dann präsentiert - zur Untermauerung der Anschuldigungen.

Da hat es Keller bei echten Ordnungswidrigkeiten manchmal leichter. So war er unlängst mit Schulkindern in Sachen Verkehrserziehung am Südring unterwegs. Und wie das Leben so spielt - gerade da liefen zwei Passanten trotz "Rot" an der Fußgängerampel über die Straße. Das kostete sie pro Nase fünf Euro. In Sachen "schlechte Beispiele für Kinder" versteht der Bezirksbeamte keinen Spaß.

Noch öfter aber funktioniert Polizeiarbeit für Kessel nach einem ganz einfachen System, einer Form von Rundumbetreuung im Alltag: "Sie glauben gar nicht, wie oft ein Bezirksbeamter auf der Straße angesprochen wird mit einem ganz einfachen Anliegen: ,Darf ich mal was fragen'?" Alle dürfen. Schließlich ist er der Dorfsheriff.

(RP)
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