Ratingen Der Friseursalon ist ihr nicht genug

Ratingen · Wenn Eva Dübbers Feierabend hat, widmet sie sich ihrer Malerei. Aber das ist nur ein Hobby von vielen.

Eva Dübbers muss immer irgendwas machen. Sie verfällt dabei nicht in hektischem Aktionismus, sondern gibt meist ihrer ganz persönlichen Neugier nach - auf Menschen, Situationen, Begebenheiten, Erfahrungen. Und dennoch kann sie von jetzt auf gleich völlig ruhig und in sich gekehrt, auf irgendetwas fokussiert, da sitzen und ringsum wenig wahrnehmen. Das macht es leicht, mit ihr umzugehen, das macht es sicher auch manchmal äußerst spannend.

Heute Abend wird sie sich dann mal ganz auf ihren jüngeren Sohn Jan (15) einstellen, der in der Waldorfschule in Essen seinen Tanz-Abschlussball hat und die Mutter zu Disco-Fox, Cha-Cha-Cha und Walzer übers Parkett schwenkt.

Immerhin hat sie noch einen Crash-Kursus gemacht und fühlt sich fit fürs Fest.

Heute Morgen aber wird sich Eva Dübbers noch auf die Kundschaft einstellen, wenn sie bei "Mike Dübbers für Haare" schneidet und färbt, kämmt und stylt, berät und völlig versunken über die beste Umgestaltung des Kopfes nachdenkt, der ihr da gerade dargeboten wird. 27 Jahre macht sie ihren Job, gleichmäßig und mit so viel Begeisterung, dass man's kaum glauben mag.

Als sie nach dem Abitur 1986 eine Friseurausbildung begann, gab es noch im Hintergrund das Berufsziel Maskenbildnerei, sozusagen die Veredelung von Friseurin. Doch wie soll das erreicht werden, wenn man schon als Schülerin den Brüdern mit der Papierschere die Schöpfe, auch mit Treppen, verschnitten und gestaltet hat, wenn die Begeisterung tatsächlich brannte? Da blieb es bei Friseurin. "Das habe ich schließlich schon ganz lange gewollt."

Nun hatte die junge Frau mit 19 Jahren das Abi in der Tasche, den Traum im Kopf und eine Lehrstelle in Düsseldorf. Sie folgte von dort dem damaligen Mann ihres Herzens in die neue Selbständigkeit nach Ratingen, schloss die Lehre erfolgreich ab - und das sogar als Jahrgangsbeste.

Beruflich und privat ging es irgendwie immer Hand in Hand. Dort wurde frisiert, ab 1992 dann der erste Sohn Sven "groß gezogen" oder beim Wachsen betreut. Der studiert inzwischen Audio Engeneering. Als er damals in die Schule kam, begann die Mutter neben allem ein zwei Jahre währendes Spanisch-Studium. Das, weitere Kurse und ihre Freude an der Sprache haben ihr inzwischen so viel Sicherheit beschert, dass sie sich zum Beispiel auch in Andalusien und Costa Rica mit Menschen unterhalten kann, die dort geboren sind und sich über eine "Fremde" freuen, die Anteil an ihrem Land nimmt.

Es passt ins Bild, dass Eva Dübbers 15 Jahre Karate gemacht hat, dass sie ihren unruhigen Geist beim Radfahren und Schwimmen in die Schranken weist, dass sie ihre ruhigen Momente beim Malen verbringt. Das tut sie mit Öl- und Acrylfarben auf Holz und Leinwand, hat sie bei der Freien Akademie in Essen gelernt und selbst weiter vervollkommnet.

"Wenn ich meinen Job mache und fertig bin, sind fast alle Kunden glücklich", meint sie. "Sie sehen besser aus als vorher und fühlen sich auch so. Oft sogar, wenn sie sich nach der Beratung auf eine gründliche Veränderung eingelassen haben." Sagt es und funkelt mit olivbraunen Augen. Klar, ihre Arbeit begeistert sie.

(gaha)
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