An(gedacht Der Tag ist nicht mehr fern

Ratingen · Am 3. Dezember 1936, also morgen vor 80 Jahren, schrieb Jochen Klepper einige Verse aus der Bibel in sein Tagebuch, und dann darunter, was ihn den Tag über bewegt hat. Das machte er fast jeden Tag so. Der 3. Dezember 1936 muss ein sonniger Tag gewesen sein: Das Sonnenlicht an jenem Tag hatte Klepper sehr beeindruckt. Er schreibt ins Tagebuch: "Welche Feierlichkeit geht von diesem müden, kühlen Licht aus, wenn es für einen Augenblick über dem Adventskranz aufglänzt." Dabei war es ja um ihn herum ja überhaupt nicht mehr glänzend und hell.

Jochen Klepper war Journalist und Schriftsteller, vor allem aber ein evangelischer Dichter. Seit 1931 war er mit Johanna verheiratet. Die Familie lebte in Berlin, dort erlebten sie die Bedrohungen, Demütigungen und Verfolgungen der dreißiger Jahre, besonders jene gegenüber den Juden. Kleppers Frau Johanna war Jüdin, ebenso die beiden Töchter, die sie mit in die Ehe gebracht hatte. Das Tagebuch Kleppers erzählt vom Schicksal dieser Familie, vom Leid, das ihnen angetan wurde. Schließlich — so steht es auf einem heutigen Gedenkstein in Berlin — blieb ihnen nur noch die Flucht in den Tod. Das war in der Nacht vom 10. auf den 11. Dezember 1942.

Der Gegensatz von Licht und Dunkelheit zieht sich durch viele Gedichte, die Jochen Klepper schrieb. Einige seiner Gedichte wurden später auch zu Liedern. Dazu zählt auch das Adventslied "Die Nacht ist aufgegangen". Es wird in diesen Adventstagen oft in den Kirchen gesungen.

Das Lied erzählt vom Licht, das in der Dunkelheit scheint. Ein Bild, das für die Kleppers gewiss eine große Quelle von Hoffnung und Kraft gewesen ist. Dabei leugnet der Liedtext ausdrücklich nicht die Dunkelheit. Er redet sie nicht weg, wie wir Menschen es gelegentlich ja gerne machen. Obwohl wir ja in manchen Momenten unseres eigenen Lebens Dunkles erfahren. Für das Adventslied und seine Bildersprache ist klar: Es gibt die Dunkelheit. Doch zugleich gibt es auch das Licht. Dieses Licht - Jochen Klepper sieht es im Jesuskind leuchten. Und er sieht es für uns Menschen leuchten. Gott lässt es hell werden über uns, die wir so oft in Finsternis leben.

(RP)
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