Ratingen Die Gemeinde öffnet alle Bücher

Ratingen · St. Peter und Paul setzt auf bessere Öffentlichkeitsarbeit. Der Pfarrverbund legt alle seine Zahlen offen.

 Daniel Schilling, Pastor an St. Peter und Paul, wirbt für den kirchlichen Internet-Auftritt mit vielen wichtigen Informationen.

Daniel Schilling, Pastor an St. Peter und Paul, wirbt für den kirchlichen Internet-Auftritt mit vielen wichtigen Informationen.

Foto: Achim Blazy

Das Geheimnis des Glaubens (lateinisch: mysterium fidei) ist eine Wortfügung aus der Liturgie der römisch-katholischen Messfeier. Es ist der Ausruf des Diakons oder des Priesters unmittelbar nach den Wandlungsworten. Was sich allerdings in der Pfarrei St. Peter und Paul mit ihren vier Gemeinden - St. Suitbertus, Herz Jesu, St. Jacobus d. Ä. und St. Peter und Paul - so wirklich abspielt, ist auch nicht immer bekannt. Aber der Umbruch ist im Gange.

Immerhin ist jahrelang zweifellos Gutes im Stillen getan worden, ohne großen Aufwand, ohne Getöse. Der erweiterten Öffentlichkeit wurden aber meist nur die Ergebnisse der Pfarrgemeinderatswahlen mitgeteilt, die Termine der verschiedenen Festivitäten, sprich, Gemeindefeste, Großereignisse wie die feierliche Erstkommunion, die Fronleichnamsprozession und hin und wieder mal ein Vortrag. Was welche Bauaktivität gekostet hat, blieb im Verborgenen, selbst der Internet-Auftritt blickte meist zurück.

Ob nun ein Ruck durch die Kirche geht - von oben nach unten - oder im Hinblick auf massiv schrumpfende Zahlen die Öffentlichkeit häufiger angesprochen und aufgeklärt werden soll, sei zunächst einmal nachrangig. Immerhin hat das Erzbistum Köln für die Öffentlichkeitsarbeit neuerdings die Losung "Alle sollen es wissen" ausgerufen, und selbst auch schon mal Zahlen, auch im Finanzbereich, offengelegt. Ratingen weiß jetzt auch, was die Restaurierung des Herz-Jesu-Turms gekostet hat.

Hier fusionierten die bislang autonomen Gemeinden im Jahr 2006 zur "Großpfarrei". Ganz klar, dass dies ein Schnitt war, der trotz eines relativ langen Vorlaufs viele Gemeindemitglieder tief traf. Zudem heißt die Pfarrei auch noch so wie eine der vier Gemeinden. Bis heute gibt es hier und da Häkeleien und ein bisschen Futterneid. Doch letztendlich wird versucht, gemeindliche Besonderheiten zu pflegen, ohne die Nachbarn zu kränken.

Insgesamt bilden nach Auskunft des zentralen Pfarrbüros 12740 Ratinger die Pfarrei - 5557 sind männlich, 7183 sind weiblich. Zu St. Peter und Paul gehören 4438 Seelen, zu Herz Jesu gehören 4144, zu St. Suitbertus 3010 und zu St. Jacobus d. Ä. 1777. Wenn man allerdings die einzelnen Kirchtürme zusammenzählt, beträgt die Summe 13369. Die wunderbare Vermehrung ist also noch ein Geheimnis, ein statistisches.

Der Zahl von 118 Kirchenaustritten im vergangenen Jahr stehen bislang 52 gegenüber. In 2014 wurden neun Personen wieder aufgenommen und sieben registriert, die konvertierten, in diesem Jahr fanden bislang drei Personen zurück und trat ein Ratinger zum katholischen Glauben über. Und es gibt auch ein paar Zahlen zum Alter der Peter und Paul-Gläubigen: 2693 Personen sind zwischen 65-80 Jahre alt, 1154 darüber.

Immerhin zahlen also um die 13000 Gläubige Kirchensteuer. Das Finanzamt zieht die Kirchensteuer zusammen mit der staatlichen Lohn- und Einkommensteuer vom Gehalt ab und leitet sie an die Kirche weiter. Diese Transaktion tätigt der Fiskus allerdings nicht unentgeltlich: Die Kirche muss dafür eine Gebühr in Höhe von drei bis 4,5 Prozent der eingezogenen Kirchensteuern zahlen.

Die Erzdiözese geht davon aus, dass fünf bis zehn Prozent der Pfarrmitglieder in der Kirche aktiv sind und regelmäßig am Gottesdienst teilnehmen. Das Erzbistum rechnet ganz klar damit, dass diese Zahl rapide abnimmt, wünscht sich allerdings auch, dass die zurückhaltenden 90 Prozent der Gläubigen mitbekommen müssen, was sich denn so abspielt in der Gemeinde, dass nicht ein eingeschworenes Kränzchen Hand in Hand der Seligkeit entgegen strebt und andere vor der Kirchentür stehenlässt.

(gaha)
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