Rp-Serie Echt Schön (8) Die Kunst der balancierten Entspannung

Ratingen · Das Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit ist oft im Ungleichgewicht. Das zahlt sich auf lange Sicht nicht aus..

Ratingen Abschalten nach Feierabend? Mehr als jeder Zweite braucht dafür Zeit. Von 100 Befragten schaffen es 38 Menschen nach etwa einer Stunde, in den Freizeitmodus umzuschalten, sechs Personen brauchen mehrere Stunden und acht von 100 sagen, "Feierabend gibt es nicht wirklich". So steht es im Freizeitmonitor 2015, den die Stiftung für Zukunftsfragen (Infobox) jetzt vorgelegt hat.

Wer die Arbeit im Kopf mit nach Hause nimmt, der erholt sich nicht, brennt schneller aus, wissen Psychologen. Allerdings verschiebt sich der Feierabend für die meisten Berufstätigen ohnehin weiter nach hinten. Per Mobilfunktelefon oder E-Mail nach offiziellem Dienstschluss erreichbar sein, ist für viele Berufstätige inzwischen selbstverständlich, bilanziert besagte Studie. "Der berufliche Alltag greift immer weiter in die Freizeit ein", und die wirklich wichtigen Maßnahmen, die das Wohlbefinden verändern können, muss jeder selbst einleiten.

Das beginnt damit, wie Psychologe Hannes Vogel sagt, im Job Gelassenheit zu üben. "Unterscheiden zu können, was dringend und was nicht wichtig ist, gehört dazu." Und an sich selbst keinen unrealistischen Leistungsanspruch zu haben. Die gute Organisation ist die halbe Miete, um Überblick über anstehende Aufgaben, Deadlines und Termine zu haben, hilft es, einen Terminkalender zu nutzen. Kommt dann die Anfrage des Vorgesetzten, ob nicht noch Projekt X in Angriff genommen werden kann, lässt sich auf einen Blick das eventuelle Zeitfenster dafür definieren. "Nein zu sagen und Aufgaben zu delegieren, fällt schwer", weiß der Psychologe. Aber auch das lässt sich lernen.

Weitere Stressreduzierer, die für ein Plus an Balance und letztlich Ausgeglichenheit sorgen, sind in den Arbeitsalltag eingepflegte Pausen mit kleinen Sportübungen. Klassiker hierbei sind Entspannung der Beine und Augen. Mancher nutzt auch zehn Minuten für sich und sein Balance-Pad. Diese Art "Wackeldackel" ist ein Sportgerät für Koordinationsübungen. Im sortierten Fachgeschäft gibt es den kleinen Fitness-Helfer für etwa 25 Euro. Was sich albern anhört, stärkt einerseits nachweislich sämtliche Muskelpartien des Körpers. Und durch die Art der Konzentration, die notwendig ist, um die einzelnen Übungen korrekt zu absolvieren, wird der Kopf frei. "Kontaktzwang und Konsumstress bewusst entgegenzusteuern und grundsätzlich zu entsagen hilft, früher in den Feierabend eintreten zu können", heißt es im Freizeitmonitor. Dazu gehört nach Arbeitsende das aktive Abschalten. Widmen Sie Ihre Gedanken anderen Themen und ziehen Sie eine klare Grenze zwischen Ihrem Privatleben und der Arbeit, raten Fachleute.

Und in der Freizeit sollten Produktivität und Effektivität nicht Trumpf sein. Sprich: Die Stressrallye zwischen Familienfest, Theater-, Kino- und Festivalbesuch müssen nicht absolviert werden, nur um am nächsten Tag erzählen zu können, wie unfassbar aufregend der Abend verbracht wurde. Mal gar nichts tun, und vor allem ganz genau in sich zu horchen, was man denn nun wirklich machen möchte - nicht muss - sind wichtige Punkte fürs Wohlfühlprogramm.

(RP)
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