Ratingen Die Pfarrgemeinde hat sie gestählt

Ratingen · Fröhlich, schlagfertig und auch mal staubtrocken: Ellen Naue ist Chefin des Pfarrgemeinderates von St. Peter und Paul

 Ellen Naue geht mit unerschütterlich gutem Glauben in ihrer Gemeinde voran.

Ellen Naue geht mit unerschütterlich gutem Glauben in ihrer Gemeinde voran.

Foto: Achim Blazy

Gottes Kinder brauchen außer ihrer Gläubigkeit auch eine gehörige Portion Frohsinn, um damit fertig zu werden, dass hinieden nicht unbedingt schon der Himmel auf Erden ist - gibt es doch mehr irdische Fehler als göttliche Vollkommenheit ringsum. Ellen Naue weiß das. Und sie kommt mit ihrer offenen, ehrlichen und zuweilen staubtrockenen Art mit den Schäfchen zurecht, die sich um St. Peter und Paul scharen.

Seit dem vergangenen Jahr sitzt sie dem Pfarrgemeinderat der Ratinger Zentralpfarrei vor - gestählt durch zwei Jahrzehnte im Pfarrgemeinderat von St. Jacobus, ausgestattet mit einem ausgleichenden Naturell und angetrieben von einem munter-kreativen Geist. Sie hält sich selbst für gelegentlich ungeduldig, sie verlässt sich aber auch darauf, dass sie, wenn erforderlich, auch geduldig zuhören kann. Und munteres Kommunizieren liegt ihr sowieso.

Das kommt nicht allein durch Übung, das muss man irgendwie schon mitbringen. Ihre Eltern kamen aus Schlesien, "sind irgendwie hier hängen geblieben". 1951, gut einen Monat vor Heiligabend, wurde Ellen geboren. Da gab es schon den Bruder, der fünf Jahre älter war. Der Vater war Hausmeister an der Homberger Schule. Nach ihrer Schulzeit machte die junge Frau eine Ausbildung zur pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten, und das vor Ort. Es gab rasch einen Platz für die Lehre, dann zügig eine Festanstellung. "Natürlich wohnte ich auch dann noch zu Hause. Erst einmal konnte man sich von dem Anfangsgehalt keine eigene Wohnung leisten, zum anderen war mein Vater gestorben, als ich 17 Jahre alt war". Sie blieb erst einmal bei der Mutter, die tatkräftig die Beschäftigung des Vaters übernommen hatte und damit auch für ihre Kinder ein Beispiel an Initiative und Fleiß war.

Seit dem 2. März ist Ellen Naue Witwe. Sie trauert sehr, natürlich. Aber sie ist sich auch sicher, dass sie mit ihrem Mann ein überaus erfülltes Leben geführt und nichts auf die lange Bank geschoben hat, dem sie jetzt nachweinen müsste. Und wie hat sie ihren Ehemann kennengelernt? Das hat ihr Bruder eingefädelt, der Ende der 70er Jahre in Mannheim mit Wolfgang Naue an seiner Wohnung zimmerte und die Schwester beim Einrichten brauchte. So einfach war das.

1984 wurde geheiratet, ein Jahr später kam der Sohn auf die Welt. Er wurde unerklärlich schwer krank - er gesundete. Alles in allem war die Familie hart geprüft, dann aber auch innig zusammengeschweißt. "Da habe ich den lieben Gott nicht herausgefordert, sondern ihm im Zwiegespräch versprochen, dass ich in die Kirche komme, wenn unsere Sorge vergangen ist und ich wieder ganz bei mir bin". So geschah es.

Nun hat sie den Job im Pfarrgemeinderat und wird dort von ihrem Mitstreiter Marco Dadomo sehr geschätzt: "Mir gefällt ihre Schlagfertigkeit. Die Zusammenarbeit mit ihr ist wirklich eine Freude." Naue sitzt auch im Homberger Gemeindeausschuss, kümmert sich einmal im Monat um die Bewohner des Wichernhauses, die den Gottesdienst besuchen wollen, ist im Caritaskreis und im Missionsausschuss aktiv, im Kreiskatholikenrat, teilt die Kommunion aus, versieht den Lektorendienst. Sie trifft sich mit jungen Eltern zum Taufgespräch. Im Kirchenchor singt sie nicht auch noch. Dafür hat ihre innere Verbindung sie schon einmal nach Bolivien geführt, wo sie das Patenschaft-Projekt der Minoriten-Patres besuche konnte.

Ellen Naue macht sich nichts vor, was die zukünftigen Zahlen der Gemeindemitglieder und Kirchgänger betrifft. Doch sie ist auch unerschütterlich in ihrer Aktivität und ihrem Glauben daran, dass eine positive Haltung der Menschen, die einen Glauben tragen, ein wahrhaft gutes Beispiel liefern kann. "Wir sind eine lebendige Gemeinschaft". Und dafür kann sie auch schon mal schräge Gedanken entwickeln.

(gaha)
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