Ratingen Die Tafel braucht dringend mehr Platz

Ratingen · Die Ehrenamtler versorgen bis zu 350 Bedürftige pro Woche. Dabei sind die Flüchtlinge noch nicht mitgezählt.

 Bei der Ratinger Tafel an der Turmstraße (v.r.) ist es längst zu eng geworden. Diethelm Ricken, Paul Jakob und Ingrid Bauer sortieren die Lebensmittel für ihre Kunden.

Bei der Ratinger Tafel an der Turmstraße (v.r.) ist es längst zu eng geworden. Diethelm Ricken, Paul Jakob und Ingrid Bauer sortieren die Lebensmittel für ihre Kunden.

Foto: Achim Blazy

130 Mitarbeiter zählt die Tafel. 100 davon sind im Innendienst, 30 als Fahrer unterwegs. Sie alle sind Ehrenamtler und sorgen dafür, dass wöchentlich mehr als fünf Tonnen Lebensmittel zu Bedürftigen kommen. "Etwa 300 bis 350 Menschen kommen pro Woche zu uns", bilanziert Ingrid Bauer. Sie ist 1. Vorsitzende der Ratinger Tafel und überaus engagiert in ihrem Job. Als jetzt aus der Poststraße, in der zwei Familien und mehrere alleinstehende Flüchtlinge untergebracht waren, die Anfrage kam, wie und wer die insgesamt 13 Personen versorgt, "haben wir dort drei Wochen die Essensausgabe betreut". Als dann quasi über Nacht diese 13 Menschen das Haus verlassen hatten, und 13 Portionen einen neuen Abnehmer gesucht hatten, mussten Ingrid Bauer und ihre Mitstreiter nicht lange nachdenken: "Anstelle dessen haben wir am Niederbeckweg Menschen versorgt."

Ohne die Tafel ginge Manches in der Stadt nicht. Zwar sind die Zahlen derjenigen, die einen entsprechenden Bescheid aus dem Job-Center oder Sozialamt vorweisen können, seit "zwei, drei Jahren konstant", wie Paul Jakob, 2. Vorsitzender, sagt. Aber durch Kriege und massive Krisen wie in der Ukraine und Syrien, kommen zahllose Flüchtlinge ins Land - die versorgt werden müssen. Die Tafel platzt aus allen Nähten.

"Manchmal fahren unsere Autos die Ausgabestelle mehrfach an", erklärt Ingrid Bauer das Prozedere. "Bei uns geht keiner weg, ohne seinen Korb zu füllen." Sind Brot, Süßigkeiten, Käse, Wurst und Milchprodukte sprichwörtlich an den Mann gebracht, gibt es immer noch die Vorratskammer. Dort werden Produkte mit langem Haltbarkeitsdatum aufbewahrt. Nudeln, Konserven oder auch Hygieneartikel.

"Durch die zunehmende Anzahl muslimischer Flüchtlinge verändert sich das Angebot", alternativ zu Wurst aus Schwein werden Produkte aus Huhn vorgehalten und es wird darauf geachtet, dass keine tierische Gelatine verarbeitet wurde. Letztlich machen die Ehrenamtler um diese Ergänzung kein Tamtam: "Wir haben auch laktosefreie Produkte und achten darauf, dass Diabetiker entsprechende versorgt werden.". Aber die Aufgaben wachsen. Wer als Flüchtling zum ersten Mal kommt, wird "begrüßt und willkommen geheißen". Dann muss geklärt werden, in welcher Sprache kommuniziert werden kann. "Häufig sind da Dolmetscher im Einsatz." Und damit wie in der Vergangenheit alles ohne Streit oder Rangelei in "gewohnt ruhigen Bahnen" vonstatten geht, sind die Ehrenamtler bei Bedarf als Streitschlichter unterwegs: "Bei uns herrscht Friede."

Händeringend ist die Einrichtung auf der Suche nach einem größeren Domizil. Die vorhandenen 140 Quadratmeter reichen schon lange nicht mehr aus. Und streng genommen ist auch das Lebensmittelangebot weiter ausbaufähig. 32 Geschäfte wie Bäckereien und Supermärkte geben, was sie nicht verkaufen können. Weitere Spender werden gesucht. "Was uns fehlt, sind Molkereiprodukte", sagt Paul Jakob. Vorsichtigere Dispositionen und schnellere Entsorgung seitens der Händler sorgen für Engpässe. Um so größer ist die Freude über Neuspender. Die Breitscheider "Gewichtsbeobachter" wollen für jedes am Körper geschmolzene Kilo das gleiche Gewicht in Essbarem spenden. "Zu helfen ist so leicht. Wir sind dankbar für jede Unterstützung."

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