Ratingen Die treuen Förderer der Kirchenmusik

Ratingen · Der Förderverein Musica sacra und die Rotarier sorgen dafür, dass sich in St. Peter und Paul hoffnungsvolle Stipendiaten die Klinke in die Hand geben - bevorzugt aus dem Ausland.

 Links: Anette Raidt hat den Förderverein Musica sacra im Jahr 2001 gegründet und leitet ihn.

Links: Anette Raidt hat den Förderverein Musica sacra im Jahr 2001 gegründet und leitet ihn.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Bach darf - und da sollte sich kein Protestant wirklich sträuben - auch lauthals oder innig in katholischen Kirchen zu Gehör gebracht werden. Was in der kommenden Organistival-Saison in St. Peter und Paul am Markt auch reichlich geschehen wird. Noch ist das Programm nicht rund. Und noch würde auch die Orgel bei aller Liebe nicht mitspielen. Pfingsten soll sie sich nach Reinigung, Ausbau und Reparatur wieder als Königin der Instrumente darbieten.

 Die Ratinger Rotarier bezuschussen den 24 Jahre alten Japaner Tamon Yashima, der in St. Peter und Paul "composer in residence" ist.

Die Ratinger Rotarier bezuschussen den 24 Jahre alten Japaner Tamon Yashima, der in St. Peter und Paul "composer in residence" ist.

Foto: achim blazy

Vielleicht wird es dann wieder so sein, dass einerseits das klassische Konzertpublikum, angereichert mit einer Vielzahl von auswärtigen Besuchern, in die Orgelkonzerte strömt, während der "einfach" Christgläubige das Rauschen von der Empore allein zum Gesang aus dem Gotteslob schätzt. Die einen gehören also nicht automatisch zu den anderen. Nun ist Orgelmusik nicht jedermanns und -fraus Ding, liebt der eine das Wummern in der Magengegend mehr als der andere.

Aber die Kenntnis, welche Bedeutung die Ratinger Orgelwelten haben - die könnte über die eigentliche Stadtbefestigung hinaus auch in den Eingemeindungen lebendig sein: Immerhin haben hier schon Orgelmusiker aus 18 Nationen gespielt - und zwar die Vertreter ihres Fachs, die in der veritablen Champions-League ihres Instruments spielen. Wenn auch die Mitglieder der höchsten Liga der Fußballer besser bekannt sind und sicher höher bezahlt werden.

Großzügige Sponsoren und der 2001 gegründete Förderverein Musica sacra Ratingen, von Annette Raidt sachkundig geleitet, unterstützen die Ratinger Kirchenmusik personell und finanziell. Der Verein hat weit mehr als 100 Mitglieder. International wird es immer dann, wenn eben die großen Könner und Spieler in Ratingen in die Tasten greifen, hin und wieder auch junge Musiker in kleinen Workshops anleiten, quer über den Markt zum gutbürgerlichen Essen gehen. International sind die Auftragsarbeiten, die sich zum Ratinger Orgelbuch fügen. Und auch die Stipendiaten kommen bewusst nicht aus deutschen Landen.

Nach Patrick Johansson ist es jetzt David Grealy aus Irland, der als neuer Stipendiat der Ratinger Kirchenmusik und "organ scholar" ein Masterstudium Orgel an der Kölner Musikhochschule absolviert und auch in Ratinger Kirchen die Orgel bei den Gottesdiensten spielt. Die Ratinger Rotarier wiederum bezuschussen den 24 Jahre alten Japaner Tamon Yashima, der hier "composer in residence" ist, in Essen die Folkwang-Universität der Künste besucht, wo er ein doppeltes Bachelor-Studium in Komposition absolviert. Die Unterstützung aus Ratingen erstreckt sich über ein Jahr und wird von ihm dankbar angenommen.

"Ich finde es sehr gut, dass dieses Stipendium international ausgeschrieben ist und nach der angebotenen Dauer immer wieder andere Studentinnen und Studenten eine so ordentliche Chance bekommen", meint der junge Musiker, der natürlich - von nix kommt nix - zum Abschluss eine Orgelkomposition in Ratingen zurücklässt. Er ist als Kind musizierender Eltern - der Vater ist Geiger in einem Orchester, die Mutter unterrichtet - schon mit fünf Jahren ans Musizieren gekommen und hat sich mit einem selbst verfassten Ensemblestück für vier Instrumente in Ratingen empfohlen.

Den Aspiranten, die Komposition studieren wollen, schreibt die Folkwang-Uni folgendes ins Gebetbuch: "Wer Komposition studiert, möchte originär Musik schaffen und entscheidet sich damit zugleich in den allermeisten Fällen für eine freiberufliche Tätigkeit. Ob es hier um eigenständige neue Werke für den Konzertsaal, Musik im medialen Kontext oder um die künstlerische Aussage auf einem veröffentlichten Tonträger geht, immer befinden sich die Komponierenden in einem hoch ambitionierten konkurrierenden Umfeld mit ebenso hohen künstlerischen und handwerklichen Anforderungen".

Wer auch immer in St. Peter und Paul die Orgel spielt, der erlebt die neuen Klang- und Spieltechniken des Prototyps einer neuen Orgelsteuerungstechnik, für das Publikum sichtbar in Gestalt des Spieltischs im Chorraum. Dessen Lob kann Ansgar Wallenhorst nun erzbistumsweit singen, ist er doch gerade neuer Orgelsachverständiger im Kölner Sprengel geworden, einer von hier drei Fachleuten in diesem Fach. In Ratingen mischt er das Orgelgeschehen seit 1998 auf. Der Job war immer langfristig besetzt: Alfred Kraus wirkte von 1900 bis 1924, Ewald Stader, Vertreter getragener Weisen, von 1924 bis 1966 und Günter Preuschoff von 1966 bis 1997.

Neben seiner Tätigkeit als Kantor ist Ansgar Wallenhorst als Orgellehrer sowie als Gastdozent bei Akademien tätig. Aus dem In- und Ausland kommen Studierende im Rahmen ihres Masterstudienganges oder als Privatschüler nach Ratingen.

Er unterrichtet jährlich im August im Rahmen der "summer organ school" in Glenstal Abbey (IRE), gastierte in mehr als 20 Ländern, schöpft Kraft und Kenntnis aus einem abgeschlossenen Theologiestudium, ist letztendlicher Motor für 16 Chorgruppen. Und kann für die Orgelmusik begeistern. Sicher auch heute Morgen bei einem Besuch im Kölner Dom.

(RP)
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