Ratingen Die Welt retten? Lieber täglich Gutes tun

Ratingen · Ursula Hacket kümmert sich bei der Caritas um Integration und Migration. Die Ehrenamtler liegen ihr besonders am Herzen.

 Sie ist eine gebürtige Saarländerin und fühlt sich in Ratingen richtig wohl: Ursula Hacket liebt die Überschaubarkeit der Stadt.

Sie ist eine gebürtige Saarländerin und fühlt sich in Ratingen richtig wohl: Ursula Hacket liebt die Überschaubarkeit der Stadt.

Foto: Dietrich Janicki

"Wahnsinnig froh" ist sie über ihren Umzug nach Ratingen im Frühjahr. Die Stadt, lobt Ursula "Uschi" Hacket, hat eine "tolle Größe: Sie ist klein genug, um einander familiär zu kennen, und weit genug, um Platz zur Entfaltung zu bieten."

Beides sind Aspekte, die für die Diplom-Sozialpädagogin in ihrem Job enorm relevant sind. Seit vergangenem Jahr ist sie bei der Caritas stellvertretende Abteilungsleiterin im Fachdienst für Integration und Migration. "Gute Vernetzung ist wichtig", beschreibt sie die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen wie beispielsweise dem katholischen Bildungswerk, SKFM oder der VHS. "Ein weiterer Vorteil ist, dass die Pendelei zwischen Mettmann und Ratingen ein Ende hat: Es bleibt viel mehr Luft für anderes."

Einen Plan B zu ihrem Werdegang gab es für die gebürtige Saarländerin nur einen kurzen Moment. Der Liebe wegen Ende der 80er Jahre nach Köln gekommen, hatte sie nach ihrem Sozialpädagogikstudium kurz in eine andere Sparte geschnuppert: "Andere gönnten sich ihre Zeit im Ausland, ich mir ein Gastjahr." Nämlich für das kreative Tanzpädagogikfach Spielmusik und Tanz. "Das war ein Jahr, das ich sehr genossen habe. Und ich wusste: Wenn ich jetzt nicht in meinen gelernten Beruf gehe, lande ich da gar nicht mehr." Die Kurve hat sie dann doch locker bekommen, ist mit Leib und Seele dabei. Die Welt will sie nicht verbessern und auch nicht jeden Menschen retten, aber "einen Job zu machen, ohne etwas Gutes für die Gesellschaft zu tun, käme für mich nicht in Frage". Dazu gehören für sie und ihr multi-religiöses Team in diversen Muttersprachen nicht allein Beratungen zu Asylverfahren, Aufenthalt, Rückkehr und Weiterwanderung sowie Flüchtlingsrecht oder die Vermittlung zu Behörden, Institutionen sowie Fachdiensten. Hier werden auch die ehrenamtlichen Helfer betreut.

Deren Engagement könne man gar nicht oft genug erwähnen und loben. "Ehrenamt ist wichtig, weil Ehrenamtler starke Integrationsmotoren sind. Sie sind also Anknüpfungspunkte in der Gesellschaft - und das ist Gold wert." Durch diese Mittler und Helfer lernen die Neuankömmlinge viel über Deutschland. "Ehrenamtler sind ein Bollwerk gegen rechte Politik."

Auch bei der Stadtspitze ist man über Hackets Engagement sehr erfreut. Im Verwaltungsvorstand herrscht Einigkeit darüber, dass man mit den einzelnen Institutionen wie eben auch der Caritas sehr gut zusammenarbeiten kann. Dies funktioniere vorbildlich, betonte Erster Beigeordneter Rolf Steuwe, der das enge Zusammenwirken bei der Arbeit mit Flüchtlingen herausstellte.

Ganz besonders freut Uschi Hacket sich darüber, dass der Einsatz besagter Menschen in Ratingen "kein Strohfeuer ist, sondern die Leute ausdauernd dabei sind". Allerdings ist ihre Einschätzung, dass der Erfolg auf der "starken Verknüpfung zwischen der Stadt, den Akteuren sowie verschiedenen Dienststellen beruht, die schon bestanden, bevor die massiven Flüchtlingswellen ankamen. Irgendwie, sagt Uschi Hacket, konnten alle Beteiligten allen manchmal aufkommenden Widrigkeiten zum Trotz die "Stimmung bewahren. Wir lernen mit- und voneinander in einer außergewöhnlichen Situation." Und das mag die 48-Jährige. "Vive la Vie" hängt zusammen mit einer fast schwebend wirkenden Tänzerin als Plakat und vielleicht Motto über ihrem Schreibtisch. Saarländerin zu sein, ist "Teil meiner Identität", beschreibt sie typische Eigenschaften ihrer Heimatregion als Affinität zu gutem Essen und der Liebe zu Frankreich.

Bevorzugt durchs Périgord im Südwesten Frankreichs reist sie, "mit einem Kajak durch diese Landschaft zu fahren, ist wunderbar", getoppt wird dieses Gefühl noch, ist ihr Zeltlager in unmittelbarer Nähe zum Wasser aufgebaut. "Das sind Phasen, in denen ich dann auch mal zum Lesen komme", das leichte Krimi-Genre mit Tiefgang mag sie, so wie die der schreibenden Archäozoologin und Historikerin Fred Vargas oder spannende Hörbücher wie das von Sebastian Koch eingelesene "Am 12. Tag".

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