Ratingen Diskussionen nach Unfall einer Seniorin

Ratingen · Ältere Autofahrer führen nicht die Unfallstatistik an: Sie gleichen viel mit Erfahrung aus, doch es lauern Gefahren.

 In einem Laden auf der Speestraße landete eine 84-jährige Autofahrerin in der vergangenen Woche. Sie hatte Brems- und Gaspedal verwechselt. So etwas komme bei Automatikwagen häufiger vor, sagt die Polizei.

In einem Laden auf der Speestraße landete eine 84-jährige Autofahrerin in der vergangenen Woche. Sie hatte Brems- und Gaspedal verwechselt. So etwas komme bei Automatikwagen häufiger vor, sagt die Polizei.

Foto: Polizei Ratingen

Nach dem schweren Verkehrsunfall, bei dem eine Seniorin (84) in Lintorf beim Parkmanöver in einem Schaufenster landete, brandeten wieder mal die Disskussionen um "Senioren hinterm Steuer" auf. Zwar lassen im Alter Seh- und Hörvermögen nach, und auch die Reaktionszeiten werden länger - doch bei der Polizei sind ältere Autofahrer "nicht auffällig", was die Unfallzahlen angeht. Zumindest im Kreis Mettmann "fallen Senioren bei den Unfällen nicht aus der Statistik heraus", so Polizeipressesprecher Uli Löhe. Sie seien nicht überproportional an Unfällen beteiligt.

Beim Unfall auf der Speestraße habe die Seniorin schlicht Brems- und Gaspedal verwechselt, so Löhe. Es habe sich um einen Automatikwagen gehandelt, bei solchen Typen passiere das häufiger: "Wenn man bei einem Auto mit Schaltgetriebe aus dem Stand heraus Gas gibt, ruckelt es. Der Automatikwagen fährt los." Solche Unfälle seien nicht ungewöhnlich, das passiere aber meist den Senioren.

Dass ältere Autofahrer nicht häufiger als die jüngeren Verkehrsteilnehmer "Unfälle bauten", liege aber auch daran, dass die Senioren sehr viel durch Erfahrung ausglichen. Außerdem wüssten Viele um ihre Defizite: "Sie fahren dann eben nicht mehr nachts oder auf der Autobahn. Und sie nehmen meist nur noch vertraute Routen", so Löhe. Wenn Angehörige das Gefühl hätten, Eltern oder Großeltern seien nicht mehr fit genug für den Straßenverkehr, sollte man zunächst das persönliche Gespräch suchen. In Fahrschulen, so Löhe, gebe es Auffrischungskurse. Und auch die "Asse" der Verkehrsunfallprävention beraten Interessierte zu solchen Themen. Hilft alles gute Zureden nicht, müsse das Straßenverkehrsamt eingeschaltet werden: Das prüfe die Fahrtauglichkeit und entziehe im Fall der Fälle den Führerschein. Doch die Begründung müsse auch einer richterlichen Überprüfung standhalten. Taner Kacemer ist Inhaber der Fahrschule Neandertal mit Standorten in Ratingen und Mettmann. Er hat mit älteren Teilnehmern in Auffrischungskursen sehr gute Erfahrungen gemacht: "Sie sind hochmotiviert bei der Sache. Und sie können aufgrund ihrer großen Erfahrung viel eher als jüngere Fahrschüler gefahrenträchtige Situationen erkennen." Oft seien es Ehefrauen, deren Mann gestorben sei, die sich zu einem solchen Kurs anmeldeten. Er stelle oft Defizite in Sachen Vorschriften fest: Viele Gesetze hätten sich eben seit der Fahrschulzeit geändert. Beim "Grünen Pfeil" beispielsweise herrsche große Unsicherheit.

Der älteste Teilnehmer an einem Auffrischungskurs sei knapp 90 Jahre alt gewesen. Nach einer Testfahrt mit hohem Unfallrisiko habe er ihm aber freundlich abgeraten, weiter Auto zu fahren: "Er hat das eingesehen und sich auch dran gehalten." Kacemer empfiehlt alle fünf Jahre einen Seh- und Reaktionstest für Autofahrer ab 50 Jahre.

(jop)
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