Ratingen "Dracula" singt und spielt im Stadttheater

Ratingen · Die Musical-Inszenierung ist vom vom 12. bis 21. Mai im Stadttheater zu sehen. Das Stück wird in der Fassung des US-Amerikaners Frank Wildhorn präsentiert. Das Ensemble besteht aus Laien.

Plötzlich wird es mucksmäuschenstill im Konferenzbereich der Rheinischen Post. Herzzerreißend hat "Dracula" dort so eben auf der Bühne sein Liebesleid geklagt und sinkt nun ermattet auf einem Schemel zusammen. Eine atemlose Stille, dann setzt kräftiger Applaus ein - und ein Lächeln huscht über das Gesicht von Bernd Hetjens. Als Bariton verkörpert und vertont er den finsteren Fürsten, der eigentlich doch nur seiner einstmals geliebten Elisabeth nachtrauert.

Mit Dorina Joch in der Rolle der "Mina Murray" und Lena Hogekamp als "Lucy Westenra" gab Hetjens in der Düsseldorfer RP-Zentrale eine Kostprobe aus jener Musical-Inszenierung, die vom 12. bis 21. Mai im Stadttheater gastiert.

Aufgeführt wird "Dracula" in der Fassung des us-amerikanischen Komponisten Frank Wildhorn. Gesungen und gespielt wird in der deutschen Übersetzung von Roman Hinze. Hinter den sieben Auftritten in Ratingen steckt die "Creative Arts Group" (CAG). Ein Musical- und Theaterverein mit mehr als 120 Mitgliedern aus 20 Nationen. Das Besondere: Der Verein besteht nicht aus hauptberuflichen Darstellern und Musikern, ein jeder engagiert sich ehrenamtlich und ohne Gage.

"Angefangen hat alles quasi in der Kirche", berichtet Timo White, 1. Vorsitzender, Dirigent und musikalischer Leiter. "Ich bin eigentlich Kirchenmusiker. Eines Tages hieß es, ich solle mal mehr machen, als nur drei oder vier Lieder zu spielen." So entstand die Idee einer Inszenierung - und der Grundstein für die "Creative Arts Group" war gelegt.

2007 war das, "Dracula" ist die mittlerweile achte Aufführung, von Laiendarstellern oder semiprofessionellem Niveau kann keine Rede mehr sein. Der Gesang ist überzeugend, das Spiel präzise.

"Bereits im Dezember 2015 begannen die ersten Planungen für Dracula", erzählt White. "Seit September 2016 laufen die Proben." Mehr als 600 Übungsstunden kommen für die 47 Darsteller und die 31 Musiker des Orchesters zusammen. Plus zahllose Arbeitsstunden für das Bühnenbild und die aufwändigen Kostüme, die extra von Designer Sergio Abajur geschneidert wurden.

Rund 52.000 Euro laufen an Kosten auf. "Alles können wir nicht selbst machen", sagt White. So hole man sich bei der Licht- und Tontechnik auch professionelle externe Unterstützung.

Die Eintrittspreise hält die CAG dennoch moderat. "Wir wollen kein Geld verdienen, nur die Kosten decken", beteuert White. "Wenn ich mehr als 30 Euro für ein Ticket verlangen würde, hätte ich auch ein schlechtes Gewissen."

Angesichts dessen, was der Verein auf die Bühne bringt, bräuchte er dieses nicht zu haben. Die Inszenierung kann mit professionellen Musicals mithalten. Auch dank der jederzeit spürbaren Leidenschaft, mit der seine Protagonisten bei der Sache sind. "Wir freuen uns einfach wahnsinnig auf die Aufführungen", sagt Bernd Hetjens - und lächelt.

(RP)
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