Analyse Drei Brüder suchen die Nähe zum Campus

Heiligenhaus · Davon träumen Wirtschaftsförderer, das freut das Unternehmensnetzwerk Schlüsselregion: Der Campus zieht erste Gründer an, wie die Firma "AugMenVis". Die bietet Hochschul-Talenten Praktika für Werkstudenten, auch, um sie in der Region zu halten.

 Die Brüder Andreas Schnick, Michael Schnick und Christian Scharfstein (v. l.) setzen auf eigene Ideen - sie entwickeln Prüfsysteme.

Die Brüder Andreas Schnick, Michael Schnick und Christian Scharfstein (v. l.) setzen auf eigene Ideen - sie entwickeln Prüfsysteme.

Foto: D. Janicki

Die Kettwiger Straße ist seit Beginn des Monats Campus-Adresse. Die Hochschule nimmt ihren Betrieb auf, die Zeiten des Provisoriums am Höseler Platz sind vorbei. Das hat nicht nur Auswirkungen auf den Studienbetrieb. Davon konnten sich Wirtschaftsförderer und Schlüsselregion-Vertreter unlängst ein Bild machen. Eines, an dem sie richtig Spaß hatten. Es geht um die Idee dreier Brüder.

"Ich will nicht nach Berlin" - diese Liedzeile hatten auch die drei Heiligenhauser Gründer der AugMenVis GmbH, die Brüder Michael, Andreas und Christian, augenzwinkernd im Kopf, als sie sich mit ihrem jungen Unternehmen 2016 in direkter Nähe zum Campus Heiligenhaus der FH Bochum niederließen.

Für Michael Schnick, Jahrgang 1977, eine letztlich sehr pragmatische Entscheidung: Er hat knapp zwei Jahrzehnte Erfahrung unter anderem als Software-Entwickler in der Qualitätssicherung. "Selbstständigkeit" - das sei seine Motivation. Schon während des Studiums hat der Ingenieur mit dem Faible für die "Innereien" der Technik Simulationen für komplexe Mobilfunknetze programmiert.

Ihm zur Seite stehen Andreas Schnick, Jahrgang 1980, der Kaufmann im Gründer-Trio. Der "Kreativling im Team"- wie es in einer Mitteilung der Firma heißt - hat ebenfalls reichlich Erfahrung in Marketing und Vertrieb, bringt zudem ausgeprägten "Gestaltungswillen" mit. Jüngster Mitgründer ist Christian Scharfstein, betriebsintern gern "Alphanerd" genannt. Er schreibt gerade an seiner Bachelorarbeit, arbeitet seit einem Jahr mit im neuen Betrieb.

Die Firma AugMenVis entwickelt dort Lösungen im Bereich der Industrie 4.0 und Industrial-Vision für die produzierenden Betriebe in der Schlüsselregion. Das ist beinahe so kompliziert wie es klingt: Mit speziellen Systemen können aus bestehenden Maschinen mehr Daten gewonnen, dargestellt und ausgewertet werden als bisher. Sie helfen, den hohen Qualitätsstandard zu verbessern und Fehler zu vermeiden. So entsteht zum Beispiel gerade ein Produkt, mit dem Öl-Dosen vor der Befüllung auf richtigen Sitz des Etiketts und das korrekte Volumen geprüft werden. Aber auch Systeme, die die Vollständigkeit des Werkstücks bei der Montage prüfen. Fehler bei der Produktion früh erkennen und sie abstellen - das ist das Ziel. Und die Perspektiven? "Wir beginnen, profitabel zu werden", sagt Andreas Schnick.

Die direkte Nähe zum Campus bietet dabei für die Gründer viele Vorteile. Andreas Schnick meint: "Aktuellstes Wissen ist für uns hier nur wenige Schritte entfernt. Und jährlich verlassen junge Talente nach ihrem Abschluss die FH. Somit, so denken wir bei AugMenVis, können wir bei uns dem Fachkräftemangel entgegenwirken und talentierte Software-Ingenieure weiter in der Region halten." Im Gegenzug möchte das Team Plätze für Werksstudenten und Praktika anbieten, um den Studenten schon neben dem Studium einen Einblick in die Praxis zu bieten. Das alles ist Musik in den Ohren von Thorsten Enge. Der Geschäftsführer des Unternehmensnetzwerks Schlüsselregion sieht in "dieser Vernetzung eine Grundidee des ganzen Campus" realisiert. Die Fachhochschule Bochum setze in ihrer Dependance eben ganz bewusst auf den IT-Bereich. "Die Gründung hier zeigt: Es gibt Potenzial, wenn Anbindung an die Unternehmen da ist."

Ein sicheres Alleinstellungsmerkmal hat das Start-up-Unternehmen auf alle Fälle: Näher ran an den Campus kommt man immobilientechnisch nicht.

(RP)
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