Heiligenhaus Ein Atelierbesuch bei Mathias Lanfer

Heiligenhaus · Mathias Lanfer, Jahrgang 1961, ist Bildhauer, Lehrer und vor allem: Künstler aus Leidenschaft. Gästen in seinem Hetterscheidter Atelier zeigt er gern und anschaulich, was Kunst für ihn bedeutet. Wie er sich an Werke herantastet und dass ihn oft die technische Seite fasziniert, wird dabei schnell deutlich.

 Für seine modernen Formen der Bildhauerei nutzt Lanfer aufwendige Techniken aus der Physik. Seine Skulpturen finden sich in Ausstellungen europaweit.

Für seine modernen Formen der Bildhauerei nutzt Lanfer aufwendige Techniken aus der Physik. Seine Skulpturen finden sich in Ausstellungen europaweit.

Foto: Achim Blazy

Die Herausforderung für ihn ist es, die Fläche in den Raum zu ziehen und ihnen neue Dimensionen abzugewinnen. Das Handwerk ist ihm dabei wichtig, doch auch die Mittel der Elektronik schöpft er aus. Wenn zum Beispiel Papier mit dem Laser eingeschnitten und anschließend in alle Dimensionen geformt wird. "Was macht ein Bildhauer? Er bearbeitet Volumen. Das ist die klassische Herangehensweise", sagt Lanfer. "Heute sind die Möglichkeiten ungleich viel größer. Video, Klang, Performances." Der künstlerische Prozess habe sich mit dem Einzug der Technik verändert. "Mit neuen Medien kann man sogar interaktiv modellieren statt mit dem Messer, dem Hammer oder den Händen. Denn die Masse, die ich dort verschiebe, ist dann weg, und nicht verschoben."

Heiligenhaus: Ein Atelierbesuch bei Mathias Lanfer
Foto: Blazy, Achim (abz)

Das sei ein anderes Arbeiten. Und so ergründet er die Physik auf seine Weise. Er sucht den Raum in der Tiefe und wird dabei zum wahren Schichtarbeiter. Denn eine seiner liebsten Methoden ist seit 1995 das Eintauchen in Kunststoff, also Polyethylen, das nicht nur fixiert, sondern durch mehrmaliges Eintauchen mit vielen Schichten ganz eigene Formen und Strukturen erhält. Werkstoffe findet er auch mal auf dem Schrottplatz. Es ist die Suche nach neuen Formen für seine Bildsprache, die ihn beschäftigt. Der gebürtige Westfale, geboren 1961 in Südlohn, lebt gemeinsam mit der Künstlerin Doris Halfmann in Heiligenhaus. Wohnhaus und Atelier liegen im Osten der Stadt, und ein wunderschöner Ausblick über die niederbergischen Höhen könnte einer der Gründe sein, warum die Künstlerfamilie dort heimisch geworden ist. Lanfers erster Ausbildung als technischer Zeichner folgte ein Studium der Malerei. Sein Weg führte ihn dann über ein belgisches Kloster in die Niederlande, eine Feststellung änderte sein Künstler-Dasein: "Meine Bilder wurden immer dicker und wurden immer räumlicher." So studierte er Bildhauerei und wurde zum Meisterschüler Tony Craggs. Seitdem stellt er in ganz Europa seine Skulpturen und Installationen aus. Auch seine jüngste Installation in Münster war ein voller Erfolg.

Gemeinsam mit einem Münsteraner Studenten errichtete er eine wahre Klangwucht, die Schwingungen und Frequenzen orchestral inszenierte. Auch das Foto-Projekt der "Diagnostische Blick" zeigt seine Vorliebe für die Technik, aber vor allem auch für Purismus.

"Ich habe den blanken Blick auf rohe Stoffe wie Zink, Mangan, Wismut oder Eisen gewagt. Rein diagnostisch, wie ein Arzt auch an seine Arbeit geht." Mit dem Makro-Objektiv machte er sich auf die Suche nach den Strukturen in der Natürlichkeit dieser Objekte und fand "echte, pure Skulpturen". Diese Begeisterung zwischen Ästhetik und Technik gibt er als Dozent für Gestaltungslehre seit 2007 an Studierende der Hochschule Niederrhein Krefeld, sowie seit 2011 an der Europäischen Kunstakademie in Trier weiter.

Das Lehren macht dem Wahl-Heiligenhauser dabei Spaß. Vor allem zum Semesterstart.

(RP)
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