Homberg Ein neuer Deckel für das Taufbecken

Homberg · Zum Fest der Osternacht gehört die Tauffeier, bei der das Taufwasser gesegnet wird. In Homberg kommt diesmal die Segnung des neuen Deckels dazu, der das Taufbecken abschließt. Geschaffen hat ihn der Düsseldorfer Bildhauer Bert Gerresheim.

 Kirchenvorstand Reinhold Haverkamp und Pater Staszek mit dem von Bert Gerresheim gestalteten Bronzedeckel für das Taufbecken in St. Jacobus.

Kirchenvorstand Reinhold Haverkamp und Pater Staszek mit dem von Bert Gerresheim gestalteten Bronzedeckel für das Taufbecken in St. Jacobus.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Mehr Gerresheim in St. Jacobus geht jetzt nicht mehr: Immerhin hatte die kleine Gemeinde in ihren Beständen bereits einen Tabernakel, ein Reliquiar - in die Wand eingelassen -, zwei Leuchter am Altar und einen großen für die Osterkerze, alles vom Düsseldorfer Künstler gefertigt. Nun wird dem Taufbecken der Deckel aufgesetzt, und zwar im Gottesdienst zum Osterfest. 40 Kilo schwer, aus Bronze und mit vier Szenen von Leben und Tod des vielgedeuteten Heiligen.

Das Geld, gespendet und zweckbestimmt, ruhte für dieses letzte Werk schon lange im Kästchen. Der ehemalige Pastor Kurt-Peter Gertz, längst außer Homberger Diensten, erinnert sich, dass es "zu meiner Zeit schon bereit war. Aber irgendwie ist es nicht zum Taufbecken-Deckel gekommen". Das wiederum ist wahrscheinlich Kirchenvorstands-Mitglied Reinhold Haverkamp zu danken, der selten einen Besuch in Düsseldorf nicht dazu zu nutzte, an Bert Gerresheims Ateliertür zu klingeln. Irgendwann wurde ihm aufgetan und dann nahm die Geschichte zum neuesten Kunstwerk ihren Lauf. Dann wurde mit großer Begeisterung in erweitertem Kreis die Entstehung des Deckels begleitet.

Der liegt nun bereit, ist zweimal in der Gemeinde erklärt worden und komplettiert nun das Taufbecken. Das wiederum soll - ebenso wie das Becken in St. Peter und Paul - aus dem schwarzen Ratinger Marmor hergestellt worden sein, der eigentlich ein bestimmter, extrem fester Kalkstein war, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch im Blauen See abgebaut wurde und zu den Ratinger Bodenschätzen zählte. Die Homberger Kirche, die aus dem 12. Jahrhundert stammt und zu den schönsten im Kreis Mettmann gehört, hat zahlreiche Kunstwerke, alle sorgsam gesichert, die an St. Jacobus erinnern. Außer den Gerresheim-Arbeiten sind das unter anderem eine Lindenholz-Skulptur aus dem 18. Jahrhundert und ein Kirchenfenster.

Der so geehrte Heilige war einer der zwölf Jünger Jesu, Sohn des Zebedäus und Bruder von Johannes. Der Legende nach ging er gleich nach Christi Himmelfahrt in die römische Provinz Hispania, das heutige Spanien, um dort zu missionieren - allerdings mit wenig Erfolg. Dazu gibt es auf dem gusseisernen Deckel eine Szene.

Er kehrte dann nach Palästina zurück und wurde dort schließlich auf Befehl des Königs Herodes Agrippa I. von Judäa im Jahre 43 geköpft. Nach einer in Spanien seit dem Mittelalter verbreiteten Legende wurde sein Leichnam in ein Boot gelegt, das dann an die Küste Spaniens getrieben wurde. Nach einer anderen Version brachten seine Jünger Athanasius und Theodorus den Leichnam auf dem Seeweg in sein Missionsgebiet Spanien und setzten ihn in einem Steingrab auf dem Gebiet der heutigen Stadt Santiago de Compostela bei. Es gibt aber auch andere Varianten seiner Lebens- und Leidensgeschichte.

Irgendwann zwischen 818 und 834 wurde das angebliche Grab entdeckt, später dort eine Kirche errichtet, rundum ein Dorf, das jetzt eine Stadt - etwas größer als Ratingen - ist, gleichzeitig Wallfahrtszentrum und als Ziel für viele fromme Wanderer und Pilger gilt, die "dann mal weg" sind: Santiago de Compostela, genau 2164 Kilometer entfernt von Homberg. Der gebürtige Düsseldorfer Bert Gerresheim, der vor mehr als drei Jahrzehnten mit seinem Heinrich-Heine-Monument am Schwanenmarkt gleichermaßen große Anerkennung bekam wie heftig diskutiert wurde, ist mit einer großen Zahl von Skulpturen religiösen Inhalts berühmt geworden. Natürlich gehören auch Arbeiten wie das Stadterhebungsmonument der Landeshauptstadt nahe dem Burgplatz zu seinen prominenten Werken. Immer aber wird ausdrucksstark wenigstens eine Geschichte erzählt.

Es wäre hilfreich, schön und natürlich auch eine Anerkennung für den Künstler, wenn es zu dem neuen Deckel des Taufbeckens - sicher auch als Erinnerung für jeden der Täuflinge in Homberg - einen erläuternden Text gäbe. Über Jacobus d. Ä. und eine oder mehrere seiner Geschichten.

(gaha)
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