Mit Volker Geiß Ein Terminkalender für alle Vereine

Ratingen · In Hösel treffen sich alljährlich alle örtlichen Vereine zum Austausch. Volker Geiß über die beliebte Tradition im Ortsteil.

 Volker Geiß organisiert das beliebte Treffen aller Vereine aus Hösel und Eggerscheidt zum Jahresbeginn.

Volker Geiß organisiert das beliebte Treffen aller Vereine aus Hösel und Eggerscheidt zum Jahresbeginn.

Foto: Achim Blazy

In Hösel arbeiten die ansässigen Vereine offensichtlich gut zusammen. Was sind die Vorteile?

Dr. Volker Geiß Selbstverständlich sprechen in Hösel und Eggerscheidt Vereine über gemeinsame Interessen und Themen. Anderseits ist zum Beispiel eine Schnittmenge zwischen dem Golfclub Hösel auf der einen Seite und dem Gospelchor auf der anderen Seite nicht vorhanden. Eine gemeinsame Veranstaltung wie der Neujahrsempfang spiegelt aber den gegenseitigen Respekt und die Bereitschaft zur gegenseitigen Zusammenarbeit und Unterstützung wieder. Alle Vereine bieten zusammen ein breitgefächertes Angebot zur Freizeitgestaltung an oder stellen Lösungen zur Bewältigung des Alltags zur Verfügung.

Wie ist diese Zusammenarbeit entstanden?

Geiss Die erste Initiative ging von der CDU Hösel mit dem leider bereits verstorbenen Max Schwienhorst und mir aus. Als erste Diskussionspartner seitens der Vereine standen Karl Ernst Tewes und Klaus Ferger als Vorsitzende des SV und TV Hösel bereit. Ziel dieser Initiative war es, die Kommunikation zwischen den Vereinen insbesondere bezüglich Terminabsprachen zu verbessern. Immer wieder kam es zu Parallelveranstaltungen der Vereine, was dann auf Kosten beider Veranstalter ging oder kleine Vereine stark in den Hintergrund gedrängt hat. Als Ergebnis der Diskussion ist ein gemeinsamer Terminkalender der Vereine entstanden. In der weiteren Diskussion entwickelte sich der Wunsch nach einer gemeinsamen Veranstaltung der Vereine. Ein solcher Neujahrsempfang bot die Möglichkeit, mit geringem finanziellen Aufwand eine große Zahl interessierter Bürger sowie Freunde und Förderer der Vereine anzusprechen und das Höseler Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken. Weiterhin ermöglicht er auch den kleineren Vereinen wie zum Beispiel dem Gospelchor Talking People, sich einem breiteren Publikum vorzustellen.

In fast allen Sparten klagen Vereine über Nachwuchssorgen. Wie ist das in Hösel?

Geiss Beim SV Hösel spielen 250 bis 300 Kinder und Jugendliche in den Bambini- bis A-Jugend-Mannschaften. Hierzu hat sicherlich die große Zahl der in den vergangenen Jahren nach Hösel gezogenen jungen Familien, aber auch die hervorragende Jugendarbeit des Vereins entscheidend beigetragen. Auch im Gespräch mit dem Vorsitzenden des TC Hösel ergab sich ein vergleichbares Bild. Nachwuchssorgen sind unbekannt. Die Attraktivität des Knabenchors aber auch des Golfclubs ist ebenfalls unbestritten. Es gibt allerdings auch Vereine, die Nachwuchssorgen haben. Es ist auch nicht immer leicht Personen zu finden, die sich bereiterklären, die absolute Verantwortung zu übernehmen und aktiv im Vorstand mitarbeiten oder gar den Vorsitz zu übernehmen.

Sind Vereine im Zeitalter der globalen Vernetzung überhaupt noch zeitgemäß?

Geiss Wenn Sie mich, einen Mitfünfziger, fragen, wird er Ihnen aufgrund seines fortgeschrittenen Alters diese Frage sicherlich mit einem klaren Ja beantworten. Ein Jugendlicher würde Ihnen hierzu vielleicht nur mit einem eingeschränkten Ja antworten, aber die zur Zeit sogar steigende Attraktivität der Sportvereine und mehr als 50 erfolgreiche Veranstaltungen des Höseler Kulturkreises pro Jahr mit mehr als 3000 Teilnehmern sprechen für die Bedeutung der lokalen Vereine trotz Globalisierung des Unterhaltungsangebots. Wenn sich bei den Veranstaltungen des Eggerscheidter Gartenbau- und Heimatvereins oder des Höseler Bürger- und Schützenvereins die Besucher zusammendrängen, liegt das sicherlich nicht am guten Smartphone-Empfang in der jeweiligen Ortsmitte.

Wie beurteilen Sie die Situation im Stadtteil? Fehlt etwas?

Geiss Spontan muss ich diese Frage verneinen. Die Vereine bieten schon ein sehr breites Angebot vom Sport für Kleinkinder bis zum hochwertigen Kulturangebot mit international bekannten Künstlern für Erwachsene. Daneben stehen mit den Initiativen zur Kinderbetreuung durch die Villa Kunterbunt und den TV Hösel, aber auch in der Seniorenbetreuung durch die Geschwister-Gerhard Stiftung, Angebote zur Verfügung, die eigentlich zu den kommunalen Aufgaben gehören und somit die Stadt Ratingen entlasten. Zusammengefasst kann ich für mich sagen, dass ich mich als Saarländer hier in Hösel sehr wohl fühle, nichts vermisse, die Zusammenarbeit mit den Vereinen genieße und hoffentlich noch viele Jahre zum Gelingen des Neujahrsempfangs beitragen kann.

WOLFGANG SCHNEIDER FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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