Ratingen Eine Frau für schwierige Fälle

Ratingen · Teresa Pochopien ist seit vier Jahren Fachdienstleiterin beim Sozialdienst katholischer Frauen. Dazu gehört, Geschlechtsgenossinnen neue Perspektiven in teils ziemlich zerrütteten Leben zu zeigen.

 Als die gebürtige Polin nach Deutschland kam, ging sie morgens zur Schule, lernte auch noch nachmittags Deutsch und ging jobben.

Als die gebürtige Polin nach Deutschland kam, ging sie morgens zur Schule, lernte auch noch nachmittags Deutsch und ging jobben.

Foto: achim blazy

Wenn man auf einem komplizierten eigenen Lebensweg daherkommt, kann man im besten Fall Verständnis für Probleme anderer Menschen bekommen. Teresa Pochopien, seit vier Jahren Fachdienstleiterin beim SkF (Sozialdienst katholischer Frauen), ist auf einem geschwungenen Weg auf eine geradlinige Beschäftigung geleitet worden. Und die beschert vielen Frauen eine neue Perspektive.

Zum Weg: Der begann 1981 in Polen, führte über die Schule relativ unspektakulär zum Abitur und sollte in ein sozialwissenschaftliches Studium münden. Zu der Zeit lebten jedoch schon zwei ihrer fünf Geschwister und der Vater in Deutschland, drei Geschwister waren in Polen und die Mutter pflegte dort die hilfsbedürftigen Großeltern. Doch Teresa zog nach Deutschland. Nur - ihr polnisches Abitur wäre erst dann anerkannt worden, wenn sie wenigstens zwei Jahre in der Heimat studiert hätte. Also musste sie es in Deutschland nachmachen.

Da ihre Großeltern aber aus Oberschlesien stammten, hatte sie einen deutschen Pass, der ihr wiederum in der Regelschule unter anderem zusätzlichen Deutschunterricht versagte. Das ist ein Moment, in dem sich im praktischen Leben ein wahrer Durchsetzungswille, gepaart mit organisatorischem Talent, zielführend beweisen können. Also ging die Schülerin morgens in den Unterricht, lernte auch noch nachmittags Deutsch und ging jobben - mal in einem Eiscafé, mal in einem angesagten Kleiderladen, machte abends Hausaufgaben und wusste, dass am Wochenende gut bezahlte Jobs als Promotion-Hostess warteten.

Immerhin konnte Teresa Pochopien schon nach einem halben Jahr eine eigene Wohnung anmieten - war also auch äußerlich selbstständig. Die Liebe, die sich ähnlich verschlungen in ihr Herz schlich wie die beruflichen Erfolge - die bescherte ihr einen Landsmann, den sie mit 21 Jahren heiratete. Und nun erwarten die beiden ein Baby. Was grundsätzlich beschlossene Sache war. Doch in den ersten Jahren nach dem Studium der Sozialwissenschaften in Siegen hatten Kinder noch nicht auf dem Plan gestanden.

Nach der ersten Stelle in Neuss bewarb sich Teresa Pochopien beim Ratinger SkF, war die jüngste Aspirantin auf diese Anstellung und fühlte sich schon beim ersten Gespräch wohl. Sie konnte offenbar ihre Stärken gut vermitteln. "Vielleicht war auch meine Unerfahrenheit meine Stärke", meint sie heute, "aber schon die Atmosphäre beim Vorstellungsgespräch hat mir so gut gefallen." Damals entschieden sich auch die ehemalige SkF-Vorsitzende Edith Bohnen und Bereichsleiter Robert Wierichs für die junge Frau. Wierichs heute: "Wir haben damals schon erkennen können, dass sie die richtige Mischung von Organisationstalent, Mitgefühl und Distanz für ihre Arbeit mitbringt."

Nun sorgt sie unter anderem dafür, dass die Aufgabenbereiche Rock und Rolli, Waschbrett und Service im Haus und rundum zentral koordiniert, gründlich überwacht und weitgehend reibungslos abgewickelt werden. Sie trägt aber auch dazu bei, dass sich die Zusammenarbeit mit externen Stellen im Rahmen der SkF-Interessen bewegt und auf lange Sicht gefestigt wird und dass sich alle Mitarbeiter auf dem neuesten Stand ihres Fachgebietes halten. Und plant derzeit ein Fest.

"Und wenn ich einer Frau neue Perspektiven in einem ziemlich zerrütteten Leben zeige, ihr vermitteln kann, dass es immer irgendeinen Weg gibt und sie bestärke, diesen Weg mehr und mehr eigenständig zu gehen - dann ist das für uns alle ein Erfolg. Anteilnahme ist gut, aber zerfließendes Mitleid nicht."

(RP)
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