Ratingen Eine Frau mit vielen Ehrenämtern

Ratingen · Von Kirche bis Karneval: Hildegard Pollheim, Leiterin der Bücherei von Herz Jesu, ist engagiert - und hat Spaß dabei.

Wem Amor mit seinen Pfeilen nun ein Begriff ist, der versteht, dass der bei den Stadtwerken Ratingen unterwegs gewesen sein muss, als sich das inzwischen langjährige Ehepaar Theo und Hildegard Pollheim traf. Doch damals war zumindest Hildegard erst in der kaufmännischen Lehre, war in der Pfarre Herz Jesu in der - wie man so merkwürdig sagt - "Jugendarbeit" unterwegs und hatte mit frivolen römischen Göttern eher nichts am Hut. Mit Theo schon.

Sie ist 1948 in Ratingen geboren worden, wohnte im Dunstkreis der Kirche im städtischen Osten, fühlte sich als jüngere von zwei Töchtern wohl in ihrer Umgebung, absolvierte die Liebfrauenschule und eben dann die oben erwähnte Lehre. Zu den familiären Bindungen und freundschaftlichen Verflechtungen gehörte es, sich eben auch in der Gruppenarbeit zu engagieren. Es machte mächtig Spaß.

Im Anschluss an die Ausbildung lockte eine Stelle als Sachbearbeiterin bei einer Steuer- und Wirtschaftsberatung in Düsseldorf. Dann wurden die beiden ersten von vier Kindern geboren und Hildegard Pollheim ließ, wie zu der Zeit eher üblich, die Berufstätigkeit ruhen und kümmerte sich um die Kleinen. Hin und wieder sprang sie beim alten Arbeitgeber ein - aber nicht auf Dauer.

Doch sie verlor ein Ziel nicht aus dem Auge: Sie plante Aus- und Fortbildungen beim Erzbistum Köln, hatte sie doch schon in der benachbarten Bücherei ausgeholfen. Klar, dem damaligen Pastor Heinrich Roth konnte man sich nicht widersetzen, wenn er um Hilfe fragte.

Und er hatte mit ihr auch genau die richtige Person ausgesucht, die sich an die Betreuung der Bücherei machte. Es war die Zeit, als noch alle vier jetzigen Gemeinden eigene Bibliotheken betrieben und auch in Herz Jesu noch kein wirklich erfolgreiches Bücherei-Konzept bestand. Man war in den Anfängen: Im Jahre 1958 betrug der Bestand 1415 Medien und lag die Zahl der Ausleihen bei 3855. Sieben Jahre später gab es zwar rund 1 000 Medien mehr, dafür war aber die Zahl der Ausleihen um 500 gesunken. Es ging noch weiter abwärts, es waren nicht mal 800 Bücher, Zeitschriften und Spiele in der Ausleihe.

Hildegard Pollheim machte sich ans Lernen: Sie wurde kirchliche Büchereiassistentin, machte sich fit in Kursdidaktik, Gesprächsführung, Leitungstraining, Öffentlichkeitsarbeit. Danach lehrte sie selber - zwar im ganzen Diözesangebiet zu den Themen Öffentlichkeitsarbeit, Finanzen und Haushalt sowie Leitungsaufgaben. Seit 1976 hatte sie die Leitung der Katholischen Bücherei in der Herz-Jesu-Pfarrgemeinde inne, von 1995 bis 2007 die Leitung der Katholischen Bücherei von St. Peter und Paul in Ratingen Mitte. Nebenbei war Hildegard Pollheim Leiterin des Sachausschusses Medien- und Öffentlichkeitsarbeit des Diözesanrates. Und mischte verantwortlich in manchem Gremium mit. Und was den Büchereibestand in Herz Jesu betrifft, so ist er auf fast 13 400 Medien bei 25 000 Ausleihen angewachsen.

Es ist nicht selten zu beobachten, dass wenige emsige Mitmenschen eine Fülle von Beschäftigungen erledigen. Doch das bedeutet keinesfalls, dass sie "den Hals nicht voll kriegen". Es bedeutet, wie hier, dass sie ihre Jobs einfach gut beherrschen und sich zutrauen, die Aufgaben dann auch zum Nutzen ihrer Umgebung auszuführen. Da war in Pollheims Fall auch das Bundesverdienstkreuz fällig.

Dass man dann auch noch den Ratinger Kinderkarneval lebendig erhalten, die Termine des Kinderprinzenpaars koordinieren, elf Ausgaben einer Kinderzeitung verantworten und letztlich den Vorsitz des Frauenvereins "Ratinger Wei-ter" auf sich laden muss, hat mit Verantwortungsbewusstsein, aber auch mit Kraft und Leistungsfähigkeit zu tun. Und auch damit, wie man sich organisiert und Spaß hat.

"Wer mutwillig Energien verschwendet, technische Hilfen nicht nutzt und alles immer auf den letzten Drücker erledigt - der ist manchmal schon arm dran", weiß Hildegard Pollheim. Es ist nicht übertrieben zu behaupten, dass sie Excel-Dateien beherrscht, gar liebt, dass sich immer wieder ihre beruflichen Künste aus der beruflichen Anfangszeit Bahn brechen und dass sie ihren Computer im Griff und die Uhr im Auge hat.

Und dennoch beginnt sie nicht vor Tau und Tag mit ihren Aufgaben, verbringt jedoch neuerdings gerne mal entspannt ein paar Stunden bei der Gartenarbeit.

(gaha)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort